-60- Sonnenuntergang

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Während das Aufbauen unser Konzentration beschlagnahmte, trafen weitere Gruppen am Strand ein. Unter diesen befand sich auch die von Charlie.
Der Junge, mit dem ich mir zuvor ein Zimmer teilen durfte, kam sofort zu uns gelaufen, als er Kay und Lino entdeckte. Als er jedoch den Rest von uns bemerkte, zeigte sich in seinen Augen deutliche Verwunderung. Deshalb nahm Mira ihn wie selbstverständlich bei der Hand und erzählte ihm von unseren aktuellen Plänen. Die zwei schienen sich bereits zu kennen.
Auf die Frage, ob er nicht Lust hätte, sich uns anzuschließen, stimmte er begeistert zu.
So kam es, dass unsere Gruppe ein siebtes Mitglieder erhielt.

Nach ein paar letzten Auseinandersetzungen mit einigen Metallstangen und zwei widerspenstigen Zeltplanen standen die Zelte endlich.
Sie befand sich ein Stückchen weiter abseits von den restlichen. Wie das große Lager hatten wir auch unser eigenes halbkreisartig angelegt. In der Mitte des gedachten Kreises blieb genug Platz für eine Feuerstelle. Nach dem Abendbrot wollten wir uns erkundigen, ob wir ein eigenes Feuer machen durften. Bevor es jedoch soweit war, mussten noch alle Sachen verstaut werden.

Diese Aktion verlief recht schnell. Schließlich gab es nur wenig Gepäck. Am Ende traten alle einen Schritt zurück und betrachteten zufrieden die Ergebnisse des kleinen Camps.
„Das ging wirklich schneller, als gedacht", lobte Mira unsere Arbeit.
„Hmhm...Und was wollen wir als Nächstes machen?", wandte sich Alice an die Gruppe.
„Gute Frage...", ertönte Charlie's Stimme.
„Lohnt es sich überhaupt noch, etwas Neues anzufangen. Ich meine, das Abendessen ist doch bestimmt gleich fertig, oder?"
„Sicher? Wie spät ist es denn?" Alice richtete ihren fragenden Blick auf Charlie, doch dieser zuckte nur unwissend mit den Achseln.
Dafür griff Nelli nach ihrem Rucksack und kramte darin herum.
„Einen Moment bitte..."
Schon nach einer kurzen Suche zog sie ihr Handy hervor.
„18:27 Uhr"
„Das heißt, uns bleibt noch knapp eine dreiviertel Stunde, bis wir uns beim Lagerfeuer versammeln müssen", stellte Lino fest.

„Das ist mehr als genug Zeit, um noch einmal kurz ins Meer zu springen. meint ihr nicht?"
„Du möchtest jetzt noch baden gehen, Mira?", erkundigte sich Alice verwundert.
„Natürlich. Warum auch nicht?"
„Naja...es dauert nicht mehr lange, bis es dunkel ist. Die Lehrer haben gesagt, dass wir nach Sonnenuntergang nicht mehr schwimmen gehen sollen."
„Wo ist das Problem? Noch ist die Sonne nicht untergegangen. Und wenn sie es ist, sind wir schon längst wieder draußen."
Alle Augen wandten sich dem Meer zu.
Tatsächlich stand die Sonne noch ein ganzen Stück über dem blauen Spiegel. Selbst wenn der Horizont sich bereits einen rot-orangenen Schleier überlegte, würde es noch ein wenig dauern, bis die Dunkelheit vollständig Einzug hielt.

„Wo sie recht hat, hat sie recht", pflichtete Charlie Mira bei.
„Aber was ist, wenn wir Ärger bekommen?", gab Alice zu bedenken.
„Das wird schon nicht passieren...", schaltete sich Kay ein. Ich hatte mich schon gewundert, dass er so lange geschwiegen hatte.
„Es sei denn, ihr diskutiert noch länger unnütz rum. Also kommt jetzt, solange die Sonne noch am Himmel steht!"
Jup, da sprach der Anführer wieder aus ihm.
Nach dieser Ansage kam es auch zu keinen weiteren Widerreden. Stattdessen begaben sich alle eiligen Schrittes in ihre Zelte, um sich umzuziehen.
Da sie kein eigenes besaß, durfte Nelli dazu mit in Alice's Zelt. Schließlich würde sie nach dem Abendessen zusammen mit den anderen Schülern ihrer Schule zurück in die Stadt fahren.

Als jeder seine Badesachen anhatte, gingen wir hinunter zum Meer.
Die Wellen warfen sich schäumend an den Strand, nur um sich zügig wieder zurückzuziehen.
Charlie war der Erste, welcher sich in die Strömung stürzte. Direkt danach kamen Alice, Nelli und Lino. Die drei schienen es besonders eilig zu haben.
In einem etwas größerem Abstand folgte Kay. Auch er watete, ohne mit den Wimpern zu zucken ins Wasser und schwamm mit wenigen Armzügen zu den anderen. Mich fröstelte es schon, wenn ich ihm nur dabei zusah.
Mira schien es nicht anders zu gehen.
Sie tat es mir gleich und ging lediglich mit den Füßen rein.
In dem Moment, als ich einen weiteren Schritt wagte und das kalte Nass meine Knöchel umspülte, durchfuhr mich ein eisiger Schauer.

Afraid of the AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt