-64- Gefühle

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Kay:

Zu Beginn unseres Gesprächs konnte ich nicht anders, als Jack einmal genauer zu betrachten. Das war das erste Mal seit der Nacht in meinem Zimmer, dass ich ihn in so wenig Kleidung gesehen habe. Eigentlich das 2. Mal, wenn man den gestrigen Badeausflug dazuzählte.
Während der Zeit wurde ich jedoch mehr oder weniger durch die Mädels davon abgelenkt, einen genaueren Blick zu riskieren.
Nachdem Jack das bemerkt hatte, versuchte er sich hinter seinem Handtuch zu verstecken. Viel half es zwar nicht, aber seine Reaktion brachte zumindest meine Konzentration wieder zurück.
Eigentlich wunderte es mich noch immer, dass er mir geholfen hat, obwohl seine Angst vor mir so groß zu sein schien.
Ich wollte ihm nach dem Grund fragen, aber sein nervöses Gerede hielt mich davon ab.
Wahrscheinlich hätte ich so oder so keine richtige Antwort bekommen. Deshalb hielt ich es für das Beste, ihn nicht zu lange aufzuhalten.

Als er zu Mira und Alice ging, kehrte ich ebenfalls zu meinen Freunden zurück. Diese warteten bereits auf mich. Zu dritt liefen wir bis zum Ende des Strandes, der durch eine weitere Steilklippe markiert wurde.
Auf dem Weg fanden wir alles Mögliche.
Hauptsächlich Muscheln und angespülten Seetang. Ab und zu entdeckten wir die ein oder andere Qualle und dazu so manches Treibholz.
Charlie meinte, es sei eine Gute Idee, Lino mit Seetang abzuwerfen. Schneller als er schauen konnte, lag er selbst in einem großen Haufen von dem schleimigen Zeug.
Neben solchen Albereien lieferten wir uns kleine Wettrennen und zwischendurch mal eine kleine Rangelei. Natürlich ging ich aus jedem mich betreffenden Kampf siegreich hervor. Charlie hingegen zog meist den Kürzeren.

Als sich alle Schüler nach dem Mittag zur Strandolympiade versammelten, veränderte sich das Wetter schlagartig. Zwar zogen zuvor auch schon einige dunklere Wolken auf, doch der endgültige Umschlag kam dennoch unerwartet. Mit einem Mal zog ein starker Wind auf und die Wolken erhoben sich zu gigantischen Türmen.
Augenblicklich stob die große Schülergruppe auseinander und liefen zu ihren Zelten.
In einem ungeplanten Durcheinander, dass wie eine aufgescheuchte Armeisenarmee wirkte, versuchte jeder, seine Sachen in die sicheren Zelte zu schaffen.
Bereits kurz danach riss die Wolkenmauer auf und sturzflutartiger Regen prasselte auf die Erde. Innerhalb kürzester Zeit verwandelte er den goldgelben feinkörnigen Sand in eine dicke eintönig graue Masse. Das Meer tobte und schlug seine wütenden Wellen an den Strand.
Die Lehrer rieten uns, in den zelten zu bleiben und wenn möglich die Eingänge geschlossen zu halten. Wie es aussah mussten wir wohl oder übel das Ende des Unwetters abwarten.

>>Was ein schöner zweiter Tag am Strand<<

Die ersten Minuten lag ich auf meinem Schlafsack und überlegte, was für Beschäftigungen mir zur Auswahl standen. Ich hätte schlafen können, aber eigentlich stand sich mein Energielevel dafür noch zu hoch.
Einfach nur herumliegen wurde aber auch ziemlich schnell langweilig.
Aus diesem Grund entschied ich mich für die PSP, die ich mitgenommen hatte. Damit ließen sich bestimmt ein paar Stunden totschlagen.
Gerade als ich nach in meiner Tasche nach den Kopfhörern kramte, ertönte das Surren eines Reißverschlusses. Als meine Augen zum Zelteingang glitten, stieg gerade eine Person durch den geöffneten Reißverschluss. Für einen Moment ergab sich ein freier Blick auf den Sturm.
Dann schloss ein Mädchen mit völlig durchnässten Haaren die Zeltplane wieder hinter sich.
„So ein Mistwetter", murmelte Mira, bevor sie sich neben meinen Schlafsack fallen ließ.

„Hey", sagte ich und runzelte verwundert die Stirn. „Was machst du hier?"
Meine Freundin drehte ihren Kopf zu mir um und zog eine beleidigte Schnute.
„Ich dachte, ich der einsame Wolf würde sich freuen, wenn ich ihm ein wenig Gesellschaft leiste. Aber wenn der Herr mich hier nicht haben möchte, kann ich auch wieder gehen."
Sie machte Anstalten aufzustehen, weshalb ich nach ihrem Arm griff.
„So war das nicht gemeint. Mich wundert es lediglich, dass du nicht mit deinen Mädels in irgendeinem Zelt sitzt und über Make-up oder Kleidung oder so ein Zeug redest."
Mira ließ sich aufs neue neben mir nieder und boxte mir kurzerhand gegen die Schulter.
„Du weißt ganz genau, dass mich solcher Kram nicht interessiert. Wenn die anderen darüber reden bin ich die Erste, die geht. Außerdem sind das solche Klischees. Fällt dir nichts Besseres ein?"
Ich musste schmunzeln.
„Ihr hättet natürlich auch über mich reden können, aber ich wollte nicht unbedingt das Offensichtliche aussprechen."
Nun war es an Mira zu lachen.

Afraid of the AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt