-26- Abkühlung

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Kay:

„Verdammt!", fluchte ich leise vor mich hin, während meine Hand halt suchend das Geländer der Treppe umklammerte. Mein Knie machte mir anscheinend doch mehr zu schaffen, als erwartet, jetzt wo das Adrenalin nachgelassen hatte und ich alleine war.
Bei jeder Stufe drohte es nachzugeben. „So ein verfluchter Mist!" Mit der freien Hand fasste ich mir an das Knie und fuhr mit den Fingern über den festen Verband. Er hielt.
Jack hatte letztendlich gute Arbeit geleistet, auch wenn er sich am Anfang ziemlich ungeschickt angestellt hatte.
>>Kein Wunder. Ich bezweifle, dass er jemals in seinem Leben gekämpft hat, so schnell wie er sich anderen unterordnete.<<
Dennoch saß nun alles so, wie es musste.
„Genug gejammert! Seit wann lässt du dich von so einer kleinen Wunde aufhalten?" Ich atmete einmal tief durch, richtete mich gerade auf und stieg die letzten Stufen ins Erdgeschoss hinunter.

Mehr unbeholfen als würdevoll humpelte ich durch den leeren Gang zur Eingangstür. Und bei jedem Stich, der durch mein Bein schoss, verfluchte ich es innerlich.
Zwar war so spät oder besser gesagt früh niemand mehr unterwegs, der mich in diesem Zustand sehen könnt -meine Jungs hatte ich weggeschickt , doch trotzdem kratzte alleine die Tatsache, dass es so weit gekommen war, an meinem Stolz.
Noch ein paar Schritte, dann hatte ich die gläserne Tür erreicht. Angekommen.
Während ich meinen Körper mit der einen Hand an der Wand abstützte, stieß ich mit der anderen schwungvoll die rechte Seitentür auf und trat ins Freie.

Im nächsten Moment kam mir aus der Schwärze der Nacht ein kühler Windstoß entgegen und strich über meine nackte Haut. Die Frische der Brise bedeutete für mich eine reine Wohltat, denn schon seit den letzten Minuten bevor ich das Krankenzimmer verlassen hatte, schien es immer wärmer zu werden.
Auch hier draußen durchströmte diese ansteigende Hitze meinen Körper.
Lag es daran, dass er gerade versuchte alle Verletzungen auf einmal zu heilen?
Ich überlegte für eine Sekunde.
Daran konnte es eigentlich nicht liegen. Ich hatte schon früher durch Training oder ausgeartete Balgereien mit solchen etwas größeren Wunden zu tun.

Wie dem auch sei, nach einer kleinen Abkühlung würde es mir gleich besser gehen. Also bog ich vom Pflasterpfad zum Schulgebäude ab, auf den Kiesweg zu den Wohnhäusern.
Während der kurzen Strecke ansäuselte der Wind weiterhin mein Gesicht und fuhr mir durch meine ohnehin schon zerzausten Haare.
Sein Flüstern wurde durch das fast schaurige Rauschen der Bäume begleitet.

Plötzlich kribbelte es an meinem Arm und ein leichter Schauer durchfuhr mich. Durch meine die Fähigkeit von Wölfen, im dunkeln zu sehen, erkannte ich schnell die Ursache.
Ein kleiner Falter hatte meinen Oberarm als Landeplatz genutzt. Seine dünnen Beine hafteten sich an meine Haut, während er seine Flügel langsam auf und zu klappte, bis sie sich endgültig schlossen.
Kaum merklich fuhr er seinen unscheinbaren Rüssel aus und anschließend wieder ein. Ich konnte seine Färbung nicht genau erkennen. Sie war hell, daran bestand kein Zweifel.
Vielleicht einfach weiß, oder doch gelb? Über seine Flügel zogen sich keine Muster. Sie waren einfach nur eine einfarbige Fläche.
Ich könnte ihn verscheuchen, doch es gab keinen Grund dafür.
Er war schließlich nur ein kleinen verletzliches Wesen. Es war nicht meine Art, solch kleinen Tierchen Schaden zuzufügen.

Als ich meinen Arm leicht drehte, um ihn noch genauer betrachten zu können, öffneten sich seine zerbrechlichen Flügel. Er löste sich von mir und erhob sich wieder in den kühlen Wind. Seine Flügel trugen ihn erst zwei runden um mich herum, bevor er wieder in die tiefe Nacht verschwand.
>>Eigentlich seltsam. Sind Schmetterlinge nicht eigentlich tagsüber aktiv? Jetzt ist es doch viel zu Kalt<<
„Was soll's"
Was brachte es darüber nachzudenken?
Also setzten sich meine Beine wieder in Bewegung und folgten dem Weg.

Nach wenigen Minuten stieg ich peinlich ungeschickt die große Treppe in den dritten Stock hinauf. Warum gab es in diesem verflixten Haus keinen Aufzug? Das würde definitiv schneller gehen, als sich die ganzen Treppenstufen hochzuquälen.
Einmal mehr richtete meine innere Stimme einen Fluch an mein Knie.
Auch wenn mich niemand sehen konnte, verdrehte ich genervt die Augen. Meine Stimmung sank mit jeder ätzenden Stufe ein wenig weiter von normal ab.

Afraid of the AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt