-82- Vorbei

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Nur wenige Augenblicke, nachdem die Türen zur Nordseite zufielen und die Masse an Schritten in den Fluren verklungen waren, öffneten sich die Durchgänge hinter uns.

Eine Gruppe Wölfe stürzte herein und sah sich um.
Im ersten Moment herrschte eine Atmosphäre der Unsicherheit. Waren die Neuankömmlinge die erhoffte Hilfe oder doch eine weitere Falle?
Hatte der Überfall endlich sein Ende gefunden oder kam dort noch etwas?

Einer aus der Spitze trat vor. Es handelte sich um einen weiß-schwarzen Wolf. Sein Blick fiel auf Kay und mich. Ohne mit der Wimper zu zucken, drehte sich das großes Tier zu seinen Mitstreitern um.
„Ruft sofort die Sanitäter. Wir haben einen Verletzten!", befahl er mit donnernder Stimme. Augenblicklich machte ein Mitglied des Trupps kehrt und lief los.
„Team Delta...", fuhr der Sprecher fort. „Ihr sichert die Umgebung. Sollte ihr auf Gegner treffen, nehmt sie so schnell es geht gefangen. Team Zeta, befreit die übrigen Schüler. Der Rest hilft bei der Verfolgung der Flüchtigen. Los!"
Alle Wölfe nickten.
Dann teilte sich die Gruppe auf. Einige stürmten zur Nordseite aus der Halle. Die, die hier blieben, nahmen größtenteils wieder ihre menschlichen Gestalten an. Schließlich schien die Situation unter Kontrolle zu sein. Der Gruppenführer mit der kräftigen Stimme näherte sich uns mit ein paar weiteren Männern.

Im ersten Moment nahm ich eine abwehrende Haltung ein und bleckte die Zähne. Mein Instinkt sagte mir, dass ich Kay noch immer beschützen müsste.
Jeder Fremde wirkte wie ein potentieller Feind.

„Jack." Jim legte mir seine Hand auf die Schulter. „Es ist ok. Samuel und seine Leute sind weg."
Er sah den sich nähernden Personen entgegen. „Sie wollen ihm nur helfen."

>>Er hat recht. Kay braucht Hilfe<< flüsterte die Stimme in meinem Kopf. Mein Körper entspannte sich. Ich trat einige Schritte zurück und machte den Männern Platz.
Sofort kniete sich einer neben den Verwundeten.
Er begann mit ihm zu reden und ihn genauer zu betrachten.
„Hey Junge, kannst du mich hören? Du bist jetzt in Sicherheit. Du musst nur noch etwas durchhalten, ok? Wir bringen dich in ein Krankenhaus. Bis wir dort sind, darfst du dich aber nicht zurückverwandeln. Dein Körper ist in diesem Zustand besser geschützt, hast du mich verstanden?"

Kay nickte schwach, bevor er versuchte aufzustehen. Zwei weitere Erwachsene halfen ihm dabei.
Gleich darauf tauchten die Sanitäter mit einer Trage auf.
Zielstrebig liefen sie zu uns.
Mit etwas Unterstützung hievte sich der schwarze Wolf auf die Liege. Er versuchte es nicht zu zeigen, aber ich sah ihm deutlich an, wie schwer es ihm fiel.
Zu fünft trugen die Männer den Verletzten aus der Turnhalle.
Mein erster Gedanke war es, ihnen zu folgen, doch etwas hielt mich zurück. So folgten ihm lediglich meine Augen, bis er hinter der Tür verschwand.

Auf einmal zog mich jemand in eine knappe Umarmung. Vor Schreck konnte ich sie jedoch nicht erwidern. Schon ließ Mira mich wieder los.
In ihren Augen glitzerte eine Träne, als sie anfing zu sprechen: „Danke. Ich hatte solche Angst, dass Samuel ihn wirklich töten würde. Jack ohne dich..."
Ihre Augen richteten sich auf die Jungen hinter mir.
„Ohne euch wäre alles vielleicht ganz anders ausgegangen."
In der Stimme des rothaarigen Mädchens hörte ich, trotz aller Bemühungen die Spuren der Verzweiflung heraus. Sie war eine Gefangene und konnte Kay nicht helfen. Wie schrecklich es für sie gewesen sein muss. Ich kannte das Gefühl, völlig hilflos zu sein. Dennoch konnte ich nichts sagen.
Mira hatte sich bereits zum Gehen gewandt.
„Bitte entschuldigt. Ich sollte sie begleiten. Wenigstens jetzt möchte ich für Kay da sein."
„Tu das",antworte Jim ruhig.
„Danke" Mira schenkte uns ein zierliches Lächeln und lief gleich darauf den Sanitätern nach.

Afraid of the AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt