Jack:
Bevor ich etwas erwidern konnte, war Kay auf und davon.Warte, er war weg...gelaufen? Vor mir?
Im ersten Moment küsst er mich, dass entschuldigt er sich, und floh im nächsten Augenblick wie ein aufgeschrecktes Tier. Meine Wenigkeit blieb zurück auf dem kühlen Stein, den wir bis eben noch teilten.
Und das verwirrter als jemals zuvor.
Na ja vielleicht nicht ganz, aber schon ziemlich nah dran.>>Was war das gerade?<<
Erst am Ende der Frage löste ich mich aus meiner Starre und blickte in die Richtung, in die Kay geflohen war. Wie erwartet, sah ich nichts mehr von ihm.
Seltsamerweise löste dieser Fakt keinerlei Erleichterung in mir aus. In mir herrschte nichts als Verwirrung und das aufgeregte pochen in meiner Brust.
Dabei müsste ich froh sein, schließlich handelte es sich hier um den mir so schlecht gesinnten Alpha. Zumindest machte es früher diesen Eindruck, heute konnte ich mir nicht mehr so sicher sein. Die Erinnerung von damals passte einfach nicht zu dem, was noch vor wenigen Sekunden geschah.
Das letzte Mal, als er mich küsste, befanden wir uns in seinem Zimmer. Dort hatte er mich bedroht und gezwungen ihm zu gehorchen. Sein Handeln war gewaltsam und fordernd. Die Erinnerung, wie schlecht es sich angefühlt hatte, stieg in mir auf.Heute jedoch zeigte er sich seinem Auftreten ganz anders. Das eben besaß keine Ähnlichkeit mit dem vom letzten Mal. Es beinhaltete keinen Zwang, keine Forderung.
Ich hätte jederzeit zurückweichen können. Viel mehr trug der verstrichene Moment den Charakter einer Überraschung und einer angstvollen... Bitte.Zweifelnd schüttelte ich über meine eigenen Gedanken den Kopf.
Niemals konnte er es so gewollt haben. Oder bestand darin sein Plan? Spielte er ein Spiel mit mir, von dem ich nur zu dumm war, um es zu sehen?
Das würde sein Verhalten seit dem Beginn der Reise erklären. Seitdem wir an diesem Ort ankamen, erschien sein Verhalten mir gegenüber beherrschter, ja schon fast nett.
Ich dachte er würde dieses Schauspiel nur in der Anwesenheit anderer vortragen. Nun wo ich so darüber nachdachte, begann diese Theorie jedoch zu bröckeln.
Im Restaurant, vor dem Baden und gerade eben, gab es keine Zuschauer, niemanden, den er hätte täuschen müssen.
Weshalb verwirrte er mich so sehr?
Und noch wichtiger: Wieso ließ ich mich so irritieren?Verloren in meinen Gedanken schlich ich zurück zu unserem Lager. Unverändert lag es da. Still und friedlich. Im Vorbeigehen flog mein Blick hinüber zu Kay's Zelt.
Dann verkroch ich mich selbst in Meinem.
Matt ließ ich mich auf meinen Schlafsack fallen. Entgegen meiner Hoffnungen hatte der Spaziergang nur dazu beigetragen, dass ich noch wacher anstatt müde wurde. Ein frustriertes Seufzen entfuhr mir. Die Nächte am Strand verliefen ganz anders als in meiner Vorstellung.
Frustriert, wanderten meine Hände zu der blauen Tragetasche.
Dort drin befanden sich eine Taschenlampe und das ausgeliehene Buch. Ein gutes hatte die Sache: Mir blieb genug Zeit, um das mitgenommene Schriftstück zu Ende zu lesen.
Morgen würden schließlich alle ausgeliehen Stücke eingesammelt und zurückgebracht werden. Nach dem Auffinden der Taschenlampe ertastete ich den festen Einband des Buches.
Vorsichtig zog ich daran.
Dabei machte sich ein leichter Widerstand bemerkbar. Ein etwas kräftiger Zug sollte dagegen helfen. Tat er auch. Nur fiel nun ein weiteres Objekt heraus.
Im Schein der Taschenlampe konnte ich es genauer betrachten. Bei dem dunklen Gegenstand handelte es sich um das Geschenk von der älteren Dame, der die Buchhandlung gehörte.Bis jetzt hatte ich es mir nicht genauer angesehen.
Nach kurzem Überlegen nahm ich schließlich dieses Buch zur Hand. Mit behutsamen Bewegungen wickelte ich das Lederband, welches um den Rahmen gebunden war, ab. Dann schlug ich ebenso vorsichtig die erste Seite auf. Dabei stieg mir der Geruch nach Papier in die Nase. So wie es roch, sah es auch aus.
Alt.
Es besaß eine übliche Trübung und einige Flecken. Dazu kam, dass sich die Ränder bereits begonnen hatten, sich zu wellen. Bis auf vier Worte, gab es nicht viel zu lesen.
Die Schrift war geschwungen und mit Schnörkeln verziert.
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Afraid of the Alpha
Werewolf, „Bitte nicht. Bitte" bettelte ich. Dabei kam ich mir so erbärmlich vor, aber gerade war ich es auch. Kay blieb ungerührt. „Ths Ths Ths. Erst gibst du mir ein Versprechen , damit ich dich verschone und nun willst du es einfach nicht halten. Was sol...