Als wir im Clubraum ankamen, lieferten sich Dante und Jim gerade ein Duell. Niko und ich setzten uns zu den anderen. Nach ein paar Minuten voller Albernheiten berichtete der blondhaarige Junge unseren Freunden von Kay's Warnung an mich.
Gemeinsam begann die Suche nach ihrem Sinn.
Yuri begann mit einer verrückten Verschwörungstheorie. Mit solch einer, die man sonst nur in Comics findet. Darin spielte Oskar den Superschurken, der das Internat und vielleicht die ganze Welt an sich reißen wollte. Unser kleines Rudel übernahm die Rolle der Superheldenvereinigung. Und somit auch die Rolle derer, die ihn als einziges aufhalten könnte.
Meine Wenigkeit, so seiner Vermutung nach, wollte der Bösewicht als Geisel nehmen, damit die anderen ihm nichts anhaben konnten.
Diese Idee erschien zwar sehr kreativ, aber wirklich weiter brachte sie uns nicht.„Vielleicht geht es auch gar nicht direkt um Jack", warf Dante auf einmal ein. „Es könnte doch sein, dass ihm eure Freundschaft nicht gerade gefällt. Immerhin wollte er sich an dir rächen und ihn hat er aus dem Rudel geworfen. Möglicherweise möchte er verhindern, dass du dich weiter mit Oskar verbündest."
„Das ist gar nicht mal so unlogisch", schloss sich Isabell an. „Könnte doch sein, dass dein neuer Freund Informationen besitzt, die ihr gegen Kay verwenden könntet. Schließlich gehörte er für ziemlich lange Zeit zu seinem Rudel."
„Aber warum hat er das nicht schon alleine getan?", fragte Lea.
„Aus Angst?"
„Und inwiefern soll Jack an dieser Angst etwas geändert haben?"
„Hm...Vielleicht erhofft Oskar sich Unterstützung von uns aus, weil Jack unser Freund ist."
„Das denke ich nicht", sagte ich nachdenklich. „Mein Angebot, sich unserer Gruppe anzuschließen, hat er abgelehnt. Nach seinen Worten, ist Kay's Rudel sein einziges Rudel. Einem anderen möchte er nicht angehören."
„Das widerlegt also unsere Theorie."
Wieder brach Stille ein.
Die Spiele hatten wir mittlerweile beendet. Nun saßen alle nur noch im Kreis zusammen und grübelten. Na ja fast alle. Yuri und Alice balancierten lieber ein paar Tischtennisbälle auf ihren Kellen.„Und was, wenn Oskar sich Informationen von dir erhofft?", überlegte Lea laut. Dann wandte sich ihr Blick in die Runde.
„Was denn zum Beispiel?", kam es von Niko.
„Ich weiß nicht. Dinge, die man gegen Kay verwenden könnte. Schließlich hat er dich gerettet. Vielleicht denkt Oskar, du wärst seinem, jetzt ehemaligen, Alpha in irgendeiner Weise wichtig."
Niko schnaufte belustigt auf. „Dann hat er aber eine echt besch*ssene Art, das zu zeigen. Jemanden zu bedrohen zeugt nicht gerade von positivem Interesse."
„Das ist erst einmal nebensächlich. Fakt ist, Jack hatte immer wieder mit ihm zu tun."
„Hat er dir etwas erzählt, dass von Bedeutung sein könnte?" Jim stützte sich abwartend auf seinen Händen ab.
Nach kurzem Überlegen schüttelte ich den Kopf.Dabei schlichen sich insgeheim die Erinnerungen an unseren kopf in mein Gedächtnis. Dennoch erschien mir eine Erwähnung unwichtig.
Schließlich gehörte dieser Moment in dieser Nacht am Strand mit Sicherheit nur zu Kay's Spiel. Zu jenem, dass er bereits von Anfang an mit mir zu spielen schien.
„Möglicherweise ist da auch einfach gar nichts. Wer weiß schon, was sich dieser Alpha ausdenkt", kam es von einem gelangweiltem Yuri.
Niko warf ihm einem kurzen Blick zu und nickte anschließend.
„Er hat recht. Was es auch ist. Ob es nur leere Worte sind oder sie vielleicht doch etwas Wahrheit enthalten. Es spielt keine Rolle. Jack, du bist einfach ein wenig vorsichtiger in nächster Zeit. Wenn etwas sein sollte, kommst du direkt zu uns. Solange wir aufeinander aufpassen, passiert schon nichts. Hab ich recht?"
„Ja".
Alle gaben unserem Anführer recht.
„Gut. Dann lasst uns noch eine letzte Runde Chinesisch spielen. Es ist nicht gut, mit zu vielen ernsten gedanken schlafen zu gehen."
Mit freudigen Zustimmen standen wir auf. Flink schnappte sich jeder eine Kelle und suchte sich einen Platz. Dann ging es los.Die Ablenkung tat mir gut.
Am Ende des Abends hatten wir noch einmal richtig Spaß. Auch, wenn ich knapp nach Beginn der Runde rausgeflogen bin.
Das Zusehen war dafür umso witziger.
Sobald ich jedoch wieder alleine war, kehrte das Grübeln zurück. Ich schenkte Kay's Worten keinen Glauben, aber dennoch ließen sie mich nie ganz los.
Wie eine Art Bestätigung bemerkte ich in den folgenden Tagen eine Veränderung an unserer Schule. Die Atmosphäre hatte sich gewandelt.
Überall dort, wo mehrere Schülergruppen aufeinander trafen, sei es in der Cafeteria oder an der freien Luft, lag eine spürbare Spannung in der Luft.
An sich war es nicht ungewöhnlich. So etwas kam eben manchmal vor. Zwischen den unterschiedlichen Gruppen gab es ab und zu Streit, der genau eine solche Atmosphäre auslöste. Normalerweise verschwand diese jedoch relativ schnell wieder.
Meist in Form kleinerer Kämpfe oder starker Wortgefechte. Dieses Mal passierte nichts der Gleichen. Jeder bestritt seinen Alltag.
Es gab keine auffälligen Anzeichen, die auf eine Auseinandersetzung hindeutete.
Lediglich das Gefühl blieb. Und es wuchs mit jedem Tag.
So wie ein hauchdünner Faden, dass mit der Zeit immer weiter auseinander gezogen wurde. Ab einem bestimmten Punkt würde das Material reißen. Fraglich war nur, wann dieser Punkt erreicht wurde und wer dann im Sturm des geschehen stand.

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Afraid of the Alpha
Werewolf, „Bitte nicht. Bitte" bettelte ich. Dabei kam ich mir so erbärmlich vor, aber gerade war ich es auch. Kay blieb ungerührt. „Ths Ths Ths. Erst gibst du mir ein Versprechen , damit ich dich verschone und nun willst du es einfach nicht halten. Was sol...