-49- Nebel

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Ich bin spät dran, ich weiß. Ich könnte jetzt viele Ausreden finden, aber kurz und knapp: Ich brauchte diesen zusätzlichen Tag einfach. Hoffentlich stört euch das nicht zu sehr. Irgendwie kennt ihr das ja schon von mir ^^". Sorry dafür.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und einen schönen Abend/Nacht/Morgen/Tag.

Mira =)

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Kay:

Ich hatte meine Augen geschlossen und lauschte. Worauf genau, war mir selbst nicht bewusst. Solange nicht, bis rechts von meiner rechten Seite ein Wispern erklang.
Lediglich ein Wort:
„Ehre"
Dann verstummte die Stimme, doch ich lauschte weiter.

„Stolz", ertönte schließlich das Flüstern einer weiteren auf meiner linken Seite. Nur um anschließend ebenfalls zu schweigen.

„Intelligenz", fügte die dritte leise hinzu. Dieses Mal etwas weiter entfernt.

„Disziplin",eine Vierte direkt vor mir. Trotzdem blieben meine Augen geschlossen und mein Körper unbewegt.

„Mut", säuselte die Fünfte hinter meinem Rücken und verstummte.

„Entschlossenheit", erklang das scheinbar letzte Wort.

Es wurde so leise und sanft gesprochen, dass meine Ohren es nur knapp auffangen konnten. Danach folgte nichts weiter, außer Stille. Eine seichte, aber drückende Ruhe, die mich vollständig zu verschlingen schien. Die Totenstille vereinte sich schließlich mit plötzlicher Kälte.
Es war eisig, so als hätte mir jemand jegliches wärmendes Blut aus meinem Körper geraubt und mich ohne einen Schutz irgendwo am Nordpol zurückgelassen.
Der Frost zog sich durch meinen Körper und dennoch konnte ich nicht reagieren. Stattdessen blieb ich ruhig und wartete.
Einige Minuten lang...oder waren es lediglich Sekunden?
Mir erschien es, wie mehrere Minuten.
So wie es eben ist, wenn man wartete. In der Art, wie man im Unterricht sitzt, auf die Zeiger der Uhr starrt und sich wünscht, dass sie endlich einen Satz nach vorne machen.
Man schickt Beschwörungen zu ihnen, doch sie scheinen abzulehnen, es nicht zu wollen. Still bleiben die verdickten Striche, welche für die Minuten und Stunden standen, an ihrem Platz. Es schien, als fürchteten sie, dass ihre Position ansonsten gefährdet werden würde.
Erst nach gefühlten Ewigkeiten nahmen sie all ihren Mut zusammen, entschieden doch einen Schritt zu wagen und endlich auf die nächste, ihnen eben so gut bekannte Zahl zu springen.
Sobald dies geschafft war, ergriff die Angst aufs Neue die Oberhand, mit dem Ergebnis, dass der Minutenzeiger auch auf seiner neuen Position ein weiteres Mal regungslos verharrte.
Dieses Spiel konnte wohl jeder bereits das ein oder andere Mal beobachten. Vielleicht nicht unbedingt im Unterricht, doch ganz bestimmt in anderen Situationen.

Die Frage blieb nun: was war es, auf das ich wartete?
Derzeitig saß ich nicht in einer dieser einschläfernden Chemiestunden.
Eigentlich stand ich sogar. Und das nicht in einem Klassenraum, sondern... Wo eigentlich?
Genau in dem Augenblick, als mir diese zwei Wörter durch den Kopf fuhren, schien meine Starre aufgehoben zu sein. Meine Augen öffneten sich und zum ersten Mal konnte ich den Ort meines Wartens sehen.
Zugegeben, viel gab sich nicht zu erkennen.
Grund dafür bildeten dicke Schwaden aus einem matten und undurchdringlichen Grau.
„Nebel?", flüsterte ich verwundert.
Wie um alles in der Welt kann es in einem geschlossenen Gebäude, in einem Zimmer, neblig sein?
Ich befand mich doch im Internat, oder etwa nicht?

Als wäre das sich mir bietende Bild eine Illusion, die man mit wenigen Wimpernschlägen auflösen könnte, blinzelte ich ein paar Mal.
Das Resultat.
Keines.
Meine Situation blieb unverändert.
Nebel. Über all Nebel. Ob nun Links oder rechts, hinter oder vor mir, es blieb grau. Selbst über mir lag ein samtener Schleier, der mir jeglichen Blick auf eine Zimmerdecke oder einen potentiellen Himmel verdeckte. Noch immer herrschte Verwirrung in meinen Gedanken.
Was war hier los? Eben war ich noch in dem kleinen Zimmer unserer Herberge und nun hier? Wie ging das? Vielleicht durch Schlafwandeln?
>>Quatsch! Ich bin noch nie schlafend umhergewandert<<
Ein weiteres Mal schweifte mein blick umher. Erst jetzt wurden dunkle Schatten, schemenhafte Formen sichtbar. >>Sind das...Bäume?<<
Wenn ja, dann musste das hier ein Wald sein. Oder vielleicht der Park? Wäre möglich, schließlich grenzte dieser direkt an unsere Unterkunft.
Aufmerksam spitzte ich die Ohren. Wäre meine Vermutung wahr und ich befände mich wirklich in dem naheliegenden Park, dann musste es Geräusche geben. Irgendwelche. Möglicherweise Autos, die auf der nächsten Straße fuhren. Die müsste ich hören können.
>>Konzentrier dich!<<

Afraid of the AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt