-54- Wandern und mehr

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Das Programm des dritten Tages bestand aus einer mehrstündigen Wanderung mit anschließendem Picknick. Was beim ersten Hören schlicht und einfach klang, sollte einen ganzen Tag und eine kleine Verspätung zum Abendessen benötigen.
Die zu laufende Strecke setzte sich nämlich nicht nur aus ein paar Spazierwägen iim Tal zusammen, sonder führte uns über sieben kleinere Berge, welche noch vor der eigentlichen Gebirgskette lagen.
Diese Grenzberge galten als gut besuchte Attraktionen, für begeisterte Wanderer und Naturliebhaber. Sie zogen sich in Form einer beinahe gradlinigen Reihe nach Süden. Dadurch hatte man im Rücken die Stadt, wie auch das blaue Meer und zu seiner Linken das östliche Gebirge.
Im Gegensatz zu diesem erschienen die sieben Eraufwölbungen lediglich wie kleine Hügel.
Vielleicht wirkten sie gerade deswegen so, als würden sie vor dem großen Nass und ihren schon riesigen Verwanden fliehen wollen.

Bereits früh am morgen ging es los.
Die Vorbereitungszeit, wenn man noch einigermaßen ausschlafen wollte, reichte lediglich für ein schnelles Frühstück und dafür ein kleines Lunchpaket zu packen.
Alice und ich waren zum Glück bereits ein wenig früher aufgestanden. Dadurch blieb uns noch mehr als genug Zeit, um unser Trinken aufzufüllen, Brote zu schmieren und ein wenig Obst zusammenzusuchen.Demnach besaßen wir auch genügend Stärkungen für den Ausflug.
Dieser führte uns von unserer Unterkunft aus zum Fuß des ersten und auch kleinsten Berges. Um dort hinzugelangen, liefen wir in die entgegengesetzte Richtung, in die es gestern ging und damit weg vom Stadtzentrum.
Der Weg zu unserem eigentlichen Startpunkt, dem Beginn des ersten Wanderweges, besaß eine Länge von drei Kilometern.
Dieser kostete uns jedoch nicht viel mehr als eine halbe Stunde. Und das trotz entspanntem Schritttempo.

Je weiter wir uns von der Herberge entfernte und uns auf die Gebirgskette zubewegten, desto mehr lichteten sich die Siedlungen um uns herum.
Irgendwann waren lediglich kleine Häusergruppen oder vereinzelte Häuser vorzufinden. Und je mehr die bewohnten Gebiete abnahmen, umso energischer streckte die Natur ihre farbenfrohen Arme aus.
Am Anfangspunkt des ersten offiziellen Weges befand sich eine kleine Forsthütte mit einem Café für Touristen, sowie ein Schild mit einer großen Karte. Auf der  vereinfachten Abbildungen zeigte Herr Schendle uns die bevorstehende Route.
Nebenbei erklärte er knapp, an welchen besonderen Orten wir vorbei kommen würden. Zum Beispiel befand sich auf dem zweiten Berg ein über hundert Jahre alter Steinkreis, auf dem dritten entsprang ein kleiner Wasserfall und auf dem sechsten und höchsten lag die Ruine einer ehemalig riesigen Burg.
Alice freute sich am meisten auf den Wasserfall.
Sie sagte mir, dass sie schon immer einen mit eigenen Augen  sehen wollte und sei er nur klein. Ich konnte ihr zwar nur beipflichten, doch für mich erschien die Ruine am spannendsten.
In verlassen Orten, wie dieser einer war, lag für mich stets etwas Magisches. Die alten Gemäuer bargen unzählige Geschichten aus längst vergangen Zeiten.
Geschichten von denen selbst erfahrene Historiker nichts wussten, nichts wissen konnten, da allein die Mauern ihren Verlauf gesehen und in Erinnerung behalten hatte.
Sie allein konnten sich an jedes Bild, jeden Geruch und jedes Wort erinnern.
Und dies taten sie, bis die Zeit sie in ferner Zukunft mitsamt ihren Erinnerungen auf ewig verschwinden ließ.

Diese Gedanken geisterten mir selbst bei dem Anblick der kleinen Holzhütte durch den Kopf.
Hinter eben dieser  erstreckte sich ein weitläufiger Nadelwald von den nicht alt zu steilen Anfängen bis über die Kuppen der Berge.
Die gesamte Strecke von ungefähr 23 km setzte sich aus dem Hinweg von 14km bergiger Landschaft und 9 km Flachland zusammen.
Für normale Menschen wäre der unebene Teil bis zur Spitze des 7. wohl nicht so leicht gewesen, doch unsere Truppe besaß einen großen Vorteil.
Zwar absolvierten wir wie jeder normale Wanderer auch mehre Kilometer des Hinweges und beinahe den gesamten Rückweg durch das Tal auf öffentlichen Sandstrecken, doch nicht ausschließlich.
Ab und an führte Herr Schendle uns von den eigentlichen Wegen ab, hin zu den Wanderpfaden der Wildtiere. Lagen diese weit genug entfernt von der normalen Route, durften wir unsere Wolfsformen anzunehmen.
Natürlich stand es jedem frei, einfach in menschlicher Gestalt den Ausflug fortzusetzen, doch natürlich wollte das niemand.
Dies Etappen in denen wir als Rudel liefen, waren mit Abstand am beliebtesten.
Im schützenden Wald konnten wir in einem ordentlichen Tempo dahinjagen. Und sobald wir als Wölfe liefen, stellte auch ein etwas steilerer Abhang kein Problem mehr für uns dar.
Zwischen einigen brachen sogar kleinere Wettrennen aus.
So manches Mal ließen sich selbst die Lehrer den Spaß nicht nehmen.
Nur einer musste stets zurückbleiben und auf die letzten Trödler warten. Diese Aufgabe übernahm hauptsächlich Herr Barthus.
Ihm schienen die Spielereien mit den Jüngeren nicht sonderlich zu gefallen.

Afraid of the AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt