Trotz eines wilden Wettrennens mit Niko durch die, dafür eher ungeeigneten Flure unserer Schule und einigen halsbrecherischen Sprüngen über die Treppe, worin mein Freund eindeutig geübter war als meine Wenigkeit, erreichte ich den Klassenraum ungefähr 5 Minuten zu spät, um dann erleichtert festzustellen, dass der Lehrer sich ebenfalls verspätet hatte.
Schwer atmend tappte ich zu meinem Platz und ließ mich schwerfällig auf den Stuhl sinken.
Keine Sekunde zu früh.
Als das Holz unter der plötzlichen Gewichtszunahme leise knarzte, trat unser großer schlanke Mathelehrer durch die Tür. Dabei hielt er seine dicke Lehrertasche fest umschlungen, als würde er vermuten, dass sie ihm jemand stehlen könnte, sobald er auch nur für eine Sekunde locker ließ.
Auf seiner Stirn perlten sich kleine Schweißtröpfchen ab. Ihn schien das jedoch nicht zu stören, denn er ging schnurstracks zur Tafel, schnappte sich ein abgebrochenes Stück Kreide und schrieb eine kurze Übung an, die wir in schweigsamer Einzelarbeit lösen sollten.
Anschließend galt seine volle Aufmerksamkeit seiner Tasche und den Sachen auf dem Pult.Ich las mir die ersten Gleichungen durch und ein erschöpfter Seufzer entfuhr mir.
>>Oh nein<<
Das Angeschriebene entpuppte sich als mehrere zusammengewürfelte Funktionen, von denen mir mindestens die Hälfte unbekannt waren.
Dieses Themengebiet zählte eindeutig nicht zu meinen Stärken, das wusste ich schon aus vergangenen Mathestunden. Wahrscheinlich wäre es gar nicht so schlimm, wenn ich die Zusammenhänge besser verstehen würde, aber das war nun mal nicht der Fall.
Nach einem weiteren unauffälligem Seufzer suchte ich meine alten Aufzeichnungen heraus. Dann schnappte ich mir einen Kuli, dessen Miene mit einem Klick herausschoss und begann damit, die Mischung aus Zahlen, Zeichen und Variablen zu einem Ergebnis zu bewegen.
>>Das fängt wirklich gut an<<
Und es wurde weder im ersten noch im zweiten Teil der Doppelstunde besser.85 Minuten konnten sich wirklich unglaublich langziehen.
Als der Lehrer uns die Hausaufgaben nannte und dann endlich den Unterricht als beendet erklärte, lag meine Stimmung ziemlich tief. Wahrscheinlich machte sie gerade eine Pause irgendwo im Keller. Um die Motivation stand es sogar noch schlechter.Diesen nicht einmal ganz beendeten Schultag konnte man wirklich nicht gerade zu den besten der letzten Jahre zählen. Doch es gab einen Lichtblick.
Ein zartes Glänzen, welches möglicherweise die Kraft besaß, den Schluss zu retten. Die nächste und auch letzte Doppelstunde hatten wir nämlich Sozialkunde.
Das meiste, was uns in diesem Fach beigebracht wurde, lernten normale Menschen -so wurde es uns zumindest erzählt- ebenfalls in der Schule. Nur ein kleiner Teil unterschied sich.Neben der politischen Entwicklung und derzeitigen Situation unseres- und anderer Länder oder den herrschenden Gesetzen und Werten, lernten wir zudem die Struktur eines modernen wie auch alten Rudels und unseren möglichen Platz in dem jeweiligen Modell kennen.
Eigentlich mochte ich Sozialkunde. Meine Noten hielten sich in dem Fach ganz gut und es wurde nur selten langweilig. Trotzdem lag der Lichtblick weniger im Unterrichtsstoff an sich, als viel mehr in der Lehrerin, die unsere Klasse unterrichtete.Ihr Name war Regina Elkners.
Kurz: Frau Elkners.Ihre immer fröhlicher Tatendrang und die Art und Weise, wie sie den Unterricht gestaltete und mit den Schülern umging, sorgte stets für eine gute Lernstimmung.
Neben Sozi unterrichtete sie noch das Fach Geografie und trug zusätzlich den Titel Mutter des Internats. Wenn ein neues Jahr begann und Neulinge an die Schule kam, verstanden viele diese Bezeichnung anfangs nicht, aber das änderte sich bei den meisten relativ schnell.
Wenn ich daran dachte, warum ihr dieser Titel zugeteilt wurde, war ich immer wieder beeindruckt.
Denn obwohl es einen Direktor gab, der die Schule nach außen hin vertrat und alle möglichen Dokumente unterzeichnete, geschah nichts ohne die Überprüfung und Zustimmung von Frau Elkners.
Man könnte sagen, er wäre so etwas wie die Marionette und sie zog im Hintergrund die Fäden.
DU LIEST GERADE
Afraid of the Alpha
Manusia Serigala, „Bitte nicht. Bitte" bettelte ich. Dabei kam ich mir so erbärmlich vor, aber gerade war ich es auch. Kay blieb ungerührt. „Ths Ths Ths. Erst gibst du mir ein Versprechen , damit ich dich verschone und nun willst du es einfach nicht halten. Was sol...