Kay:
Mit einer einladenden Handbewegung rief uns Herr Schendle dazu auf, ihm zu folgen.
Dabei spiegelten sich die einfallenden Strahlen der Mittagssonne in dem Glas seiner Uhr wieder, welche er an seinem linken Arm trug.
Das Schmuckstück besaß ein schwarz glänzendes Zifferblatt, auf dessen Papier jedoch nur einfache Striche, statt ausgeschriebene Zahlen der Zeitangabe dienten. Das Glas bog sich als dicke schützende Scheibe nach außen und wirkte ebenso wie die Glasfassung recht stabil. Durch den kräftigen Aufbau der Uhr, blieb die kleine Krone am Rand eher unscheinbar. Der stabile Kopf wurde durch ein schwarzes Lederband gehalten.
Erst nachdem der junge Lehrer den Arm wieder sinken ließ und sich umdrehte, bemerkte ich die zweite, eher schlichte Armbanduhr an dessen anderen Arm.
Im Gegensatz zu der Ersten machte diese einen kleinen und unauffälligen Eindruck, fast schon kümmerlich. Das schmale hellgraue Uhrenband erregte wenig Aufmerksamkeit. Ganz im Gegenteil fügte es sich gut neben der hellen Haut seines Trägers ein.
Wozu benötigt man bitte zwei Uhren? Die Zeit schreitet nicht schneller oder langsamer voran, nur weil man sie von mehreren Orten abliest.
Oder sollte das doppelte Vorhandensein, dem Zweck dienen, in jedem Moment die Zeit einzusehen, egal auf welchen Arm sein Blick gerichtet war?
Vielleicht wollte der schlanke Mann auch lediglich erreichen, dass andere sich über ihn wunderten. Möglicherweise stellte es für ihn eine Art Scherz dar.
Für mich traf das Letztere zu.Mit unserem Stadtführer setzte sich auch die gesamte Gruppe in Bewegung und trottete ihm mehr oder weniger geordnet hinterher.
Dabei bildeten die restlichen Lehrern die Schlussleuchten.Während meine zwei Rudelgenossen das zuvor herrschende Schweigen gebrochen hatten und nun die bevorstehende Tour beredeten, ließ ich meine Augen umher wandern, um einen genaueren Eindruck meiner Umgebung zu erhalten.
In einem gleichmäßigen Tempo wuchs die Entfernung zu der Herberge immer weiter.
Fast schon proportional dazu begannen die Gespräche eins nach dem anderen erneut aufzuflammen. Dementsprechend schwang sich auch der Geräuschpegel in größere Höhen als zuvor.
Mir machte diese Veränderung kaum etwas aus. Ich war recht gut darin, unnötige Geräusche und Geschehnisse um mich herum auszublenden. Gerade diese Fähigkeit ermöglichte es mir, stets das Wesentliche zu erfassen.
Beispielsweise das, was vor mir geschah.An der Spitze des Zuges unterhielt sich der junge Lehrer mit ein paar Schülern während ihnen einige andere gespannt zu lauschen schienen.
Unter den Zuhörern befanden sich nicht nur der Nachzügler, sondern ein kleines Mädchen mit braunen Haaren, die ihr wie stürzendes Wasser am Rücken hinab flossen. Anscheinend hatte Alice Jack während dem kleinen Vortrag von Frau Elkners gefunden und lief nun lieber an seiner Seite, anstatt bei den anderen Mädchen. Da musste unser kleiner Omega die Tour wohl doch nicht alleine überstehen.
Ob es für ihn einen Unterschied gemacht hätte?
Ohne dass ich es hätte erklären können, breitete sich ein seltsames Gefühl in mir aus. Nur schwach und kaum spürbar. Ein Hauch, mehr nicht. Und dennoch erfüllte es mich von oben bis unten.
>>Wäre die kleine Brünette nicht da, hätte ich ihm vielleicht ein wenig Gesellschaft leisten können<<Bitte was?!
Beinahe wäre ich ruckartig stehen geblieben. Wäre da nicht mein Instinkt gewesen, der mich weiter voran trieb und mich aus der Tagträumerei zurückholte.
>>So ein Schwachsinn<<
Ich wandte den Blick ab und beschloss, den vorderen Reihen keine weitere Beachtung zu schenken.
Stattdessen vernahm ich Aus dem Wortgewirr, welches noch immer ununterbrochen weiterlief, heraus die Stimme einer guten Freundin.
Mit einem Blick über die Schulter hatte ich sie auch schon ausgemacht. Uns trennten nur zwei Linien aus anderen Schülern.
Mira schlenderte in einem nicht alt zu großen Abstand hinter uns her und schäkerte mit weiteren Mädchen, denen ich beinahe allen einen Namen zuordnen konnte, herum. Eine Blondine mit stechend grünen Augen berichtete gerade von irgendeinem witzigen Erlebnis beim Shoppen.
Als sie mit einem breiten grinsen im Gesicht endete, brachen ihre Zuhörerinnen in lautes Gelächter aus. Mira schloss sich ihnen an, warf den Kopf in den Nacken und zeigte ihre strahlend weißen Zähne.
Es bereitete mir Freude, sie lachen zu sehen.
Ein solcher Anblick rief in mir stets Erinnerungen aus längst vergangenen Tagen hervor. An die unbeschwerten Zeiten unserer gemeinsamen Kindheit, in der wir fast täglich auf Entdeckungsreise gingen und nichts und niemand die Macht besaß, uns zu trennen.
Wie von selbst hoben sich meine Mundwinkel ein wenig an und ich musste schmunzeln. Genau in diesem Augenblick, in dem meine Gedanken mich aufs neue ganz weit weg brachten, richtete Mira ihr Gesicht wieder nach vorne und sah mich an. Ein wissendes Grinsen umspielte ihre Lippen, als sie mir direkt in die Augen sah.
Dies spürte ich und kam zurück in die Wirklichkeit. Unscheinbar warf mir meine gute Freunden ein Zwinkern zu. Keines der anderen Mädchen bemerkte es.
Als Antwort verdrehte ich verspielt die Augen und wandte mich von ihr ab. Nichts desto trotz spürte ich ihrem Blick im rücken und wusste, dass das belustigte Grinsen ihr Gesicht nicht verlassen hatte.
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Afraid of the Alpha
Hombres Lobo, „Bitte nicht. Bitte" bettelte ich. Dabei kam ich mir so erbärmlich vor, aber gerade war ich es auch. Kay blieb ungerührt. „Ths Ths Ths. Erst gibst du mir ein Versprechen , damit ich dich verschone und nun willst du es einfach nicht halten. Was sol...