Kay:
Es war nachmittags. Das Wetter hielt sich freundlich. Die Sonne lächelte zischen vereinzelten Wolken auf uns herab und schien jeden Vorgang im Internat zu beobachteten.Gesellschaft leistete ihr dabei ein angenehmer Wind. Ich hatte mich gerade von meinen Leuten getrennt und war nun alleine unterwegs.
Normalerweise würden meine Gruppe und ich nach Schulschluss auf den Sportplatz gehen und Fußball spielen oder unsere Kräfte in spielerischen Kämpfen trainieren.
Das Wetter passte mal wieder gut. Keine übermäßige Hitze, sonder angenehm Die Balgereien sind neben Vergnügen auch ein gutes Training.
Wir testen unsere Kräfte aus und lernen unseren Gegner besser einzuschätzen.
Meiner Meinung nach profitieren gerade die Neulinge bei uns davon, auch wenn sie oftmals diejenigen sind, welche am meisten einstecken müssen.So ist das eben. Nur wenn man sich schweren Herausforderungen stellt, kann man wachsen. Oder man zerbricht, aber dann soll es eben nicht anders sein.
Schließlich liegt auch darin eine Lehre.Es ist wichtig das eigene Gleichgewicht zwischen Überheblichkeit und Unterschätzung zu finden. Wer sich selbst immer nur runtermacht und sofort aufgibt, wird niemals weiter kommen. Aber wer denkt er könnte alles beim ersten Versuch schaffen, weil er unendlich stark ist, riskiert meist mehr als gut ist.
Es ist eine Schande, etwas nicht zu schaffen.
Wenn man am Boden ist, muss man eben kurz liegen bleiben, neue Kräfte sammeln und wieder aufstehen. Hauptsache man zieht nicht den Schwanz ein und verkriecht sich.Ein extremer Fall von Selbstüberschätzung war bei uns jedoch noch nie eingetreten. Wenn jemand verlor, gestand derjenige sein Verlieren ein und versuchte es eben ein anderes Mal erneut. Solange, bis er gewann.
Samuel gehörte eindeutig auch zu der Sorte, die es nach einer Niederlage wieder und wieder und wieder probierten. Und sei es 10 mal direkt nacheinander.
So war es auch vor einigen Tagen, als wir mal wieder Trainingskämpfe in einer größeren Ansammlung veranstalteten. Dabei teilten wir uns in drei kleinere Teams auf.
Bei jedem war mindestens einer mit guter Kampferfahrung dabei. Den Job übernahmen in dieses Mal Oskar, Oliver und ich.
Die anderen wenigen, die ich zu den besten meiner Gruppe zählte, waren anderweitig beschäftigt. So kam es, dass sich hauptsächlich die Neulinge und ein paar etwas ältere Kandidaten beteiligten.Den Anfang machten die Jüngsten, dann die, die bereits in anderen Übungen ihre Stärke bewiesen hatten und den Schluss bildeten die Ältesten.
Während den ersten Runden waren die Kräfte auf den gegenüberstehenden Seiten ungefähr ausgeglichen und die Siege wurde mehr oder weniger knapp erzielt.
Zur Mitte hin änderten sich die Verhältnisse bereits etwas mehr. Als sich die anderen letztendlich mit Oliver und Luca messen wollten, verloren sie kläglich. Selbst nach mehreren Kämpfen wiesen meine zwei Freunde kein Zeichen der Erschöpfung auf.Samuel hingegen schon. Er war bereits 4 mal gegen Luca angetreten.
„Maaan. Das kann doch nicht sein, dass ich nicht einmal ein paar Minuten gegen dich durchhalte", jammerte der Ockerfarbene Wolf, der platt auf dem Boden lag.
Sein Atem ging gehetzt, aber bis auf Energiemangel wies er keine Verletzungen auf. So musste das sein. Sie hießen nicht umsonst Trainingskämpfe.
Trotzdem Ziel den Gegner zu besiegen und zum Aufgeben zu zwingen, sollten größere Verletzungen unbedingt vermieden werden. Auch darin bestand die Kunst des Kampfes.Als Sieger thronte Luca über Samuel. Die Farben in seinem Fell -ein in Stufen angeordneter Mix aus hellbraun und dunklem grau, welcher zum Bauch hin in weiß überging- würde man in seiner menschlichen Form wohl nicht vermuten. Die Ursache bestand wohl hauptsächlich in seinen Haaren.
Diese hatte er sich nämlich erst vor zwei Tagen nachfärben lassen.
Davor trug er zeitweise seine natürliche Haarfarbe.
Doch das dunkle Grün schien ihm einfach besser zu gefallen.„Du wirst schon besser", versuchte Oliver den kleineren Kämpfer aufzumuntern, doch dieser zog nur eine Schnute.
„Davon merke ich aber nichts."
„Noch nicht. Das braucht eben Zeit."
„Super", erwiderte der junge Wolf und rappelte sich auf. „In hundert Jahren kämpfe ich nochmal gegen dich, Luca. Dann habe ich sicher eine Chance."
Auf diese Antwort und Samuels genervten Gesichtsausdruck hin verfielen Oliver und die anderen in lautes Gelächter. Selbst dem sonst so neutral dreinblickendem Luca entlockte es ein Schmunzeln.
„Keine Sorge. Hundert Jahre wird es nicht dauern", schaltete ich mich dazwischen.
„Unser Gewinner hier..." Mit dem Finger deutete ich auf meinen Kumpanen. „War am Anfang noch lange nicht so gut, wie heute. Auch er hat einen langen weg hinter sich. Wenn du nur ausdauernd weiter trainierst und stärker wirst, holst du ihn vielleicht bald ein."
„Aber unter uns gibt es doch auch niemanden, außer dir, der stärker ist als Luca."
DU LIEST GERADE
Afraid of the Alpha
Lobisomem, „Bitte nicht. Bitte" bettelte ich. Dabei kam ich mir so erbärmlich vor, aber gerade war ich es auch. Kay blieb ungerührt. „Ths Ths Ths. Erst gibst du mir ein Versprechen , damit ich dich verschone und nun willst du es einfach nicht halten. Was sol...