Jack:
Herr Schendle verließ an der Seite des blondhaarigen Mädchens, dessen hoch gebundener Perdeschwanz beim Laufen hin und her peitschte eilig die Bibliothek. Als sie durch die große Tür verschwunden waren, wurden zwischen den Schülern fragende Blicke ausgetauscht.
Ein Schüler soll dich Kontrolle verloren haben? Er hätte sich vor den anderen fast verwandelt? Dieser Gedanke schien mir sehr gefährlich. Die Schule wurde von Menschen sowie Werwölfen gleichermaßen besucht.
Wenn nun jemand die Verwandlung von Mensch zum Wolf gesehen hatte und erzählen würde, wären die Auswirkungen fatal.
Nicht umsonst trichterten uns die Lehrer bei jedem Ausflug stets ein, vorsichtig zu sein.
Und vor allem in einer stark bewohnten Großstadt, wie dieser. Mit Menschen zusammen zu leben barg immer Risiken. Erst recht an dieser Schule. Schließlich besuchten nicht nur Kinder, sondern auch jede Menge Jugendliche die Lehranstalt.
Während man einem Jüngeren angezweifelt und ihn nur zurechtgewiesen hätte, besaß ein älterer Zeuge ein wesentlich höheres Maß an Glaubwürdigkeit.
Zudem konnte man mit Sicherheit sagen, dass einfache Ausreden, wie „Das hast du dir nur eingebildet" oder „er hat hyperventiliert" die Situation nicht retten würden.
Obwohl es bei dem Versuch die Kontrolle zu behalten, durchaus zu Atemproblemen kommen kann, da man in gewisser Weise gegen seinen eigenen Körper ankämpft.>>Ob die Schule häufiger mit solchen Vorfällen zu kämpfen hat?<<
Ich stellte mir vor, wie oft schon ein Ausraster eines Schülers vertuscht werden musste. Das konnte doch unmöglich gehen, dass die Schule trotz allem noch fortbestand. Irgendwann musste es schließlich zu Zweifeln und Nachforschungen kommen.
„Jack?", erklang eine helle Stimme neben mir.
„Ähm, ja." Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der ich angesprochen wurde.
„Woran denkst du?" Ein Paar leuchtend blaue Augen betrachteten mich fragend.
„An nichts Wichtiges. Ich habe mich nur gefragt, wie oft solche Dinge hier geschehen."
„Wahrscheinlich nicht so oft, oder?" Das kleine Mädchen wandte den Blick von mir ab, hinüber zur Tür, durch die zuvor die zwei Eilenden den Raum verlassen hatten.
„Meinst du sie kommen rechtzeitig bei dem Jungen an, um ihm zu helfen?"
Ich zweifelte nicht daran, dass die Lehrer mit solchen Situationen umzugehen wussten.
„Ganz bestimmt. Die Lehrer müssen schließlich für derartige Fälle vorbereitet sein. Ich denke Herr Schendle hat alles im Griff."
Ein kleines Nicken verriet, dass sie mir zustimmte.„Hey, ihr Zwei"
Alice und ich drehen uns fast synchron zu der fröhlich klingenden Sprecherin um. „Ist die Tür so interessant oder träumt ihr einfach nur vor euch hin?", fragte Mira, wobei sie belustigt die rechte Augenbraue anhob. Ihre Mundwinkel folgten der Richtung und formten ein schmales, aber freundliches Grinsen.
„Hallo Mira", begrüßte das braunhaarige Mädchen neben mir unser Gegenüber. „So schön die Türen hier auch sind, waren Jack und ich nur ein wenig nachdenklich, wegen diesem Vorfall."
„Verstehe, aber das ist bestimmt keine Ausnahmesituation hier. Immerhin geht die Schule von der 7-12 Klasse, da tikt bestimmt ab und zu mal einer aus. Die Lehrer regeln das, ganz sicher"
„Ja, das hat Jack auch schon gemeind."
„Sehr schön. Wenn zwei unabhängig von einander so denken, dann ist die Chance größer, dass es der Wahrheit entspricht."
Alice und ich nicktend gleichzeitig. Scheinbar wussten wir beide nicht genau, darauf zu antworten.„Wie findet ihr eigentlich die Bibilothek?", ging das rothaarige Mädchen unbeirrt zum nächsten Thema über. „Wunderbar", entgegnete Alice strahlend. „Hier gibt es sooo viele verschiedene Bücher. Ich könnte den ganzen tag hier verbringen und mich nach tollen Geschichten umsehen. Findest du nicht auch, Jack?"
Erneut gab ich nur ein Nicken und ein kurzes Lächeln als Antwort.
„Das glaube ich euch." Mira hielt kurz inne, bevor sie fortfuhr. „Was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass wir uns sogar Bücher ausleihen dürfen, wenn wir wollen."
Ein wenig verwundert sah ich das rothaarige Mädchen an.
„Bücher? Von hier ausleihen?"
Es klang so, als hätte ich die vorherigen Worte nicht ganz verstanden. Dabei war dies nicht der Fall. Sie fanden ohne Probleme den Weg in meinen Kopf, doch dort schien mein Gehirn schien mit der Information nicht zurecht zu kommen.
Mira lächelte belustig und nickte, wie als wollte sie die nächsten Worte zusätzlich verdeutlichen.
„Wenn uns ein Buch gefällt, müssen wir es nur herausnehmen und uns in eine Liste eintragen. Dann dürfen wir es mitnehmen. Die Ausleihfrist hält so lange, wie unser Aufenthalt in dieser Stadt ist. Am Ende der Woche geben wir die Bücher Herr Schendle und Frau Wisgard und die bringen sie zurück in die Schule."
„Wirklich?", staunte Alice und klatschte dann begeistert in die Hände. „Das ist ja toll. Ich habe vorhin ein schönes Buch gesehen. Es müsste in einer der letzten Reihen stehen."
Alice blickt für einen Moment zu mir rauf. „ Bin gleich wieder da" Ein letztes Strahlen in ihren Augen, dann fuhr sie herum und an den vielen Regalen vorbei, den mittleren Gang entlang, bis zum Ende des Raumes. Dort hielt das kleine Mädchen an warf den Kopf einmal nach links, dann nach rechts und bog schließlich links ein.

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Afraid of the Alpha
Werewolf, „Bitte nicht. Bitte" bettelte ich. Dabei kam ich mir so erbärmlich vor, aber gerade war ich es auch. Kay blieb ungerührt. „Ths Ths Ths. Erst gibst du mir ein Versprechen , damit ich dich verschone und nun willst du es einfach nicht halten. Was sol...