Kay:
Der Plan, Oskar gleich nach seiner Ankunft abzufangen, war fehlgeschlagen. Viel zu lange gingen die Lehrer noch im Wohnhaus umher und kontrollierten, ob sich jeder in seinem Zimmer befand und nur die Rückkehrer noch ihre letzten Sachen einräumten.
Ihn dann noch zu konfrontieren wäre einfach zu riskant gewesen. Dass der Bus Verspätung hatte, spielte ihm damit verdächtig gut in die Karten. Auch am nächsten Tag erwischten wir unseren Verdächtigen nicht.
Erst griff ihn nach gefühlt jeder Stunde irgendein Lehrer auf und nach Schulschluss konnte ihn niemand mehr ausfindig machen. Wie auch immer er das geschafft hatte.
Schließlich habe ich um die 25 meiner Rudelmitglieder darauf angesetzt, ihn, wenn möglich im Auge zu behalten.Das letzte Mal am heutigen Tag habe ich Oskar mit Jack in der Cafeteria sitzen gesehen. Wahrscheinlich hat dieser ihn vor mir gewarnt. Eigentlich war mir von Anfang an klar, dass Oskar seinen neuen Freund um den Finger wickeln würde.
Es bestand kein Zweifel, dass ich für Jack den Bösen darstellte. Aber immerhin hat meine Warnung den braunhaarigen Jungen zumindest zum Nachdenken gebracht. Das fiel mir bereits auf, als ich nach unserem Gespräch das Zimmer verließ.
Oskar besaß zwar dennoch den größeren Vorteil, aber was soll's. Morgen würde ich ihn gemeinsam mit Luca, Oliver und Samuel schnappen. Uns Vieren konnte er gar nicht entkommen. Wir mussten lediglich direkt nach der sechsten Stunde zuschlagen.
Dann würde sich endlich zeigen, ob Oskar wirklich der Möchtegern-Anführer war.Gegen 21:12 Uhr war alles mit den Jungs für morgen abgesprochen. Deshalb verließ ich meine Gruppe erstmal und kehrte in mein Zimmer zurück. Mehr gab es ohnehin nicht zu tun und nach den üblichen Spielereien stand mir zurzeit nicht der Sinn.
Oben wartete schließlich noch ein Sachbuch über Kriegsführung auf mich.
Ich hatte es mir vor einer ganzen Weile aus der Stadtbibliothek ausgeliehen. Bis jetzt bot sich jedoch nicht so ganz die Zeit es zu lesen. Da die Ausleihfrist für das gute Stück jedoch langsam zu Ende ging, wollte ich es wenigstens heute anfangen.
Natürlich konnte man sie verlängern, aber wozu? Ein paar Stunden, dann würde ich es durch haben. Genug Zeit blieb mir ja. Außerdem passte die darin behandelte Thematik gewissermaßen zu den Umständen.
Klar, wir zogen nicht mit einer 60 000 Mann starken Armee in einen Kampf auf Leben und Tod. Dennoch schadete es nicht, mein strategische Wissen ein wenig zu erweitern.
Deshalb blätterte ich ein ganzes Weilchen in dem 390 Seiten mächtigen Buch umher. Dabei begegneten mir alle möglichen geschichtlichen Ereignisse.
Darunter der Zug von Hannibal über die Alpen, Der Kampf der Spartaner gegen die Perser und moderne Taktiken zur Zeit der zwei Weltkriege.
Alles interessante Themen, meiner Meinung nach.Während des Lesens schlich sich eine unangenehm drückendes Gefühl in meinem Kopf ein. Anfangs ließ dieses sich noch gut ignorieren.
Fiel kaum auf.
Doch je mehr Zeit verstrich, desto nerviger wurde er.
Nicht nur das.
Bald machte sich ein ähnliches Gefühl auch in meinen Beinen und im Brustkorb bemerkbar. Dabei fühlte es sich so an, als würde man einen permanenten Druck auf bestimmte Stellen ausüben und diesen Stück für Stück erhöhen. Ich versuchte nicht weiter darauf zu achten.
Mich einfach nur auf das Weiterlesen konzentrieren.
>>Mein Körper spinnt bestimmt nur ein wenig rum. Das geht vorbei<<
Das dachte ich zumindest.Ich schlug gerade das nächste Kapitel auf, als mich ohne jede Vorwarnung ein stechender Schmerz durchfuhr. Von jetzt auf gleich wurde mir schwindelig, meine Sicht verschwamm, bis alles was ich noch sah, nur noch die Farbe Schwarz trug.
Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, einfach sitzen zu bleiben, doch der Schreck über meine plötzliche Blindheit ließ mich unruhig werden.
Deshalb stützte ich mich auf meinem Stuhl ab, um aufzustehen. Was genau mir das bringen sollte, wusste ich selbst nicht. Meine Handlung stellte sich letztendlich als kleine gute Idee heraus. Durch den hinzukommenden Schwindel verlor mein Körper das Gleichgewicht.
Meine Beine gaben nach.
Ich stolperte an meinem Schreibtischstuhl vorbei und landete ungebremst auf dem Boden. Nicht gerade angenehm, aber trotzdem nicht vergleichbar, mit dem, was gerade in mir vorging. Als ich mich aufrappelte, verschwand langsam die schwarze Wand vor meinen Augen.
Sie löste sich von der Mitte her in schwarze tanzende Pünktchen auf. Diese waren erst ganz groß, schrumpften jedoch mit der Zeit.

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Afraid of the Alpha
Werewolf, „Bitte nicht. Bitte" bettelte ich. Dabei kam ich mir so erbärmlich vor, aber gerade war ich es auch. Kay blieb ungerührt. „Ths Ths Ths. Erst gibst du mir ein Versprechen , damit ich dich verschone und nun willst du es einfach nicht halten. Was sol...