Schweißgebadet schlug ich die Augenlider auf. Das stellte sich schnell als Fehler heraus, als mir das blendende Licht meiner Schreibtischlampe entgegen schien.
„Mum?Dad?", fragte ich noch immer leicht benommen in den Raum hinein, doch es kam keine Antwort.
Dafür war meine Stimme wieder da, wenn sie überhaupt je weg gewesen war. Ein wenig durcheinander ließ ich meinen Blick durch das Zimmer -durch mein Zimmer- schweifen.
Alles lag ruhig und mehr oder weniger ordentlich dort, wie zuvor. Nur das Leuchten der kleinen Lampe neben mir irritierte mich ein wenig.
Ich musste wohl gestern beim Lesen eingeschlafen sein. Ein weiteres Indiz dafür stellte ein aufgeschlagenes Buch dar, welches am äußersten Rand meines Bettes lag.
Sachte zog ich die Decke ein Stückchen zurück, damit das Lesewerk nicht bei der nächsten falschen Bewegung zu Boden segelte.Wie spät oder vielleicht eher früh war es eigentlich?
Mein Blick wanderte zurück zu dem kleinen Beistelltisch.
Der Wecker darauf ließ seine Zeiger stetig voranschreiten. Bis seine Glocke aktiviert werden würde, die normalerweise meinen Schlaf beendete, hatte ich noch knapp eine halbe Stunde. Als sich diese Information in mein Gehirn gearbeitet hatte, ließ ich mich erschöpft zurück ins Kissen sinken.Zum Aufstehen fehlten mir sowohl die Lust als auch die Kraft. Die Knochen schienen viel zu schwer zu wiegen und auch sonst fühlte ich mich ziemlich ausgelaugt. Diese Nacht war eindeutig nicht sehr erholsam. Ein tiefes Seufzen entfuhr mir.
Etwas ungeschickt tastete meine Hand nach dem Schalter der kleinen Lampe. Als sie ihn gefunden hatte, ertönte ein kurzes Klicken, bevor das störende Licht erlosch.
Obwohl bis jetzt kaum Sonnenstrahlen die Nacht vertrieben hatten, schien es mir immer noch zu hell zu sein. Also schlossen sich die Augen fast wie von selbst und ich schon zusätzlich meine Hand über die Lider.Sobald sich die Dunkelheit um mich schloss, legte sich irgendein Schalter um und augenblicklich kehrte die Erinnerung des Traums zurück. Da war Finsternis, eine fremde Person und zwei Wölfe. Nein, nicht nur irgendwelche Wölfe, sondern meine Eltern. Sie waren da und sie sind gegangen.
„Es war nur ein Traum", flüsterte ich mir selbst zu und war eher unsicher, ob ich diesen Traum in die Kategorie Albträume einordnen sollte, oder nicht.
Dieses Dunkel hinterließ nicht gerade ein schönes Gefühl und wäre nur es allein dagewesen, stände die Einordnung ohne Zweifel fest.
Doch der Fakt, dass meine Eltern ebenfalls in dieser finsteren Welt vorkamen und ihr Licht verliehen, milderte die Erinnerung ein wenig.
Andererseits machte es alles auch noch schlimmer.Auf meiner Brust lag erneut dieses drückende Gefühl. Ich vermisste sie, sehr sogar. Eigentlich sollte man sich doch über die Jahre an diesen Schmerz gewöhnen.
Alle sagen immer es würde leichter werden, aber das tat es nicht. Einen solchen Verlust konnte man nicht einfach mit sich rumtragen und nur mal ganz nebenbei in einsamen Momenten wirklich fühlen.
Das ging nicht. Er begleitete einen stetig und machte nie Anstalten aufzuhören.Als mir auffiel, wie tief ich gerade versank, nahm ich die Hände zur Seite und setzte mich auf. Es hatte keinen Sinn in Selbstmitleid zu schwimmen. Ändern würde sich so oder so nichts, also konnte man auch weiter machen. Leicht gesagt, ich weiß.
Trotzdem enthielt diese Aussage etwas Wahres. Also stand ich auf und schlurfte zu meinem kleine, aber ausreichenden Kleiderschrank. Nach dieser ohnehin schon düsteren Zeit brauchte ich ein wenig mehr Farbe.
Die Wahl fiel auf ein Türkises Shirt, welches bereits seit Wochen ungenutzt gewesen war und eine dunkelblaue Jeans. Diese hatte ich jedoch erst gestern getragen.
Beides warf ich auf das ungemachte Bett. Lediglich die Boxershorts und die Socken durften grau sein. Für unsere morgendliche Trainingseinheit mussten ein hellbraunes T-Shirt und eine rotbraune Sporthose hinhalten.Vom Flur her erklang kein einziger Ton. Das war nichts Ungewöhnliches, immerhin würden die Frühaufsteher - mich und meine Freunde ausgeschlossen- erst in knapp eineinhalb Stunden aufstehen.
Selbst Niko und die anderen dürften jetzt noch nicht auf den Beinen sein.
Also beschloss ich, dass nun der beste Zeitpunkt war, um das Bad aufzusuchen. Mit einem Handtuch und meinen Sportsachen über dem Arm schlenderte ich durch den leeren Gang bis hin zu dem Gemeinschaftsbad.

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Afraid of the Alpha
Werewolf, „Bitte nicht. Bitte" bettelte ich. Dabei kam ich mir so erbärmlich vor, aber gerade war ich es auch. Kay blieb ungerührt. „Ths Ths Ths. Erst gibst du mir ein Versprechen , damit ich dich verschone und nun willst du es einfach nicht halten. Was sol...