Kapitel 6

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Im Königshause der Vampire herrschte Unruhe, denn König Ivan musste seinen engsten Vertrauten davon abhalten ein Krieg zu entzünden. Immer wieder teleportierte sich Nikolai von einer Ecke zur anderen. Sein Gesicht war Wut verzerrt und sein Körper strahlte Vergeltung aus.

»Nikolai, ich sagte dir doch, dass wir sie finden werden. Es bringt nichts Hals über Kopf los zu rennen, wenn du keinen Anhalspunkt hast. Du weißt nicht, wo sich die Söldnerin, befindet noch was sie vorhat.«

Doch Nikolai hörte seinem König gar nicht zu. Zu stark war er von seinen Gefühlen eingenommen. Trauer, Wut, Verzweiflung. Abwechselnd beherrschten sie seine Gedanken und sein einziger Ausweg war es, diese Kreatur zu fangen, die ihm das alles angetan hatte. Seine einzige Hoffnung auf Erlösung zerstört hatte und ihm eine trostlose Zukunft beschert hatte. Er würde sie selbst finden und leiden lassen, genau so wie sie es mit seiner Braut getan hatte.

»Seit sechs Tagen suchen unsere Truppen schon nach ihr. Seit unendlichen sechs Tagen. Selbst unsere Späher haben sie nicht ausfindig machen können!

Lasst mich gehen, damit ich die mir zustehende Rache ausüben darf, mein König. In all den Jahren habe ich dir Treu gedient Ivan und ich bitte dich das erste Mal um einen kleinen Gefallen, wieso willst du ihn mir nicht gewähren, zur Hölle nochmal?«

König Ivan sah den Führer seiner Legion an. Mitleid stand in seinem Blick, aber auch eine Härte, die immer in ihm zu stecken schien.

»Nikolai, du bittest mich nicht um einen kleinen Gefallen. Du erwartest, dass ich meinen besten Krieger in Zeiten der Unruhe gehen lasse. Doch das ist hier nicht das Hindernis, sonder deine momentane Gefühlslage. So wie du jetzt bist, kannst du nicht herumlaufen. Du bist eine Gefahr für dich, für Unschuldige und was das wichtigste ist, für das ganze Königreich. Was würde passieren, wenn du in einem Hinterhalt unserer Feinde gefangen genommen wirst?«

Sein König hatte selbstverständlich Recht. Nikolai war zuständig für die Sicherheit des Königs und seines Reiches. Wenn jemand an seine Gedanken und Informationen kam, wäre das der Untergang der Vampire.

Nikolai hatte keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, obwohl genau das seine Aufgabe war. Seit mehreren Jahrhunderten hatte er nie seine Pflichten vernachlässigt, selbst als er seine Frau gefunden hatte. Ein jeher Schmerz des Verlustes und Versagens fuhr durch Nikolai. Er hatte versagt, sowohl bei der Sicherheit des Königreiches als auch bei seiner eigenen Braut. Die Schuld schob er sich genau so zu, wie dieser seellosen Söldnerin.

»Es tut mir Leid, Ivan.«, gab Nikolai zu. Er entschuldigte sich normaler Weise nicht, denn er tat nichts was er bereute, doch diesmal war es anders.

»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, jeder würde deinen Zustand verstehen. Die meisten wären an deiner Stelle schon längst, vor lauter Rachegelüsteten unansprechbar. Du hast weder ein Massaker verrichtet, noch hast du dich selbst umgebracht. Glaube mir, mit einer Gefühlsaufwallung komme ich durchaus noch zu Recht.«

Nikolai nickte seinem König dankbar zu, trotzdem teleportierte er sich weiter von einem Ende des Saals zum anderen Ende. Wie konnte er nach dieser Söldnerin suchen, ohne die Erlaubnis seines Königs? Sein Kopf würde explodieren, wenn Nikolai nicht bald einen Anhaltspunkt bekam.

»Jedoch kann ich dich so unkonzentriert nicht einsetzen. Das verstehst du sicherlich. Es geht hier immerhin um die Sicherheit meines Reiches.«

Nikolai blieb auf einmal stehen und blickte seinen König verwirrt an.

Worauf wollte er hinaus?

Er war der beste Krieger im ganzen Reich, das war keine Angeberei sondern Fakt. Ivan wusste das, also auf was spielt er hinaus?

»Deshalb wirst du jemanden bestimmen, der deinen Posten vorübergehend ersetzt, während du eine Auszeit nimmst.«

Nikolai starrte seinen König perplex an. Er wollte gerade wiedersprechen, als Ivan wieder weiter sprach.

»Ich vertraue darauf, dass du eine exzellente Wahl für deinen Erstazmann treffen wirst. Dann lehnst du dich erstmal zurück und gehst an einen entspannenden Ort um dich zu beruhigen. Ich werde dich dann, in zwei Wochen wider am Hofe erwarten. Nutze die Zeit gut und gib auf dich Acht.«

Nikolai nickte, denn er brachte vor lauter Verwunderung kein Wort raus. Gerade hatte er doch gesagt, dass er gebraucht wurde und nun schickte ihn der König an irgend einen ruhigen Ort? Verwirrt trat Nikolai zurück und wollte sich schon an die Arbeit machen, als ihn der König nochmal zurief.

»Nikolai, ich bin mir nicht sicher, ob du mich ganz verstanden hast.

Du bist frei in der Wahl dich abzusetzen. Tu was du tun musst, damit du wider ausgeglichen an meinen Hof zurück kehren kannst.«

Mit diesen Worten entließ ihn der König. Auf einmal Begriff Nikolai, was ihm Ivan gerade dargeboten hatte, eine Chance sich zu rächen.

Nikolai lächelte grimmig.

Endlich, konnte er loslegen.

DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt