Kapitel 39

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"Spucks aus Amarilya, wo ist das Amulett denn nun?", gab Sienna nach gefühlten Stunden gelangweilt von sich.

Die Hexe war so vertieft in ihre Rede über den vermeintlichen Weltuntergang, dass sie das eigentliche Thema komplett aus den Augen verloren hatte. Wie auf Kommando unterbrach Amarilya ihren Vortrag und verstummte eine Sekunde.

"Woher soll ich das wissen? Dafür habe ich ja euch engagiert, oder? Wenn ich es selbst finden könnte, hätte ich das ja wohl längst schon getan. Ich habe euch ja gesagt, wer es hat. Den Rest kann ich ruhigen Gemüts euch überlassen."

Der Vampir lachte höhnend.

"Du willst uns also erzählen, dass dein Tot geglaubter Meister von deiner Mitgelehrten wieder erweckt wurde, weil sie nicht wusste wie man dieses Amulett benutzt. "

"Und er dabei als Schwarzer Magier zurückkam. Du musst nicht die ganze Geschichte wiederholen, wenn ich sie euch gerade erst erzählt habe, dementer Vampir.", gab sie patzig zurück.

"Du musst uns schon mehr Anhaltspunkte geben, als diese kleinen Fetzen. Wo hat sie es dir entwendet? Und hat sie vielleicht einen Hinweis zu ihrem Unterschlupf genannt? Irgendwas musst du ja erfahren haben."

Die Hexe dachte kurz über Siennas Fragen nach. Hoffentlich hatte sie durch ihre Fragen nicht das kleine Hirn der Hexe überlastet.

Die Hexe tippte sich mit dem Zeigefinger ans Kinn und starrte zur Decke.

"Ich will ehrlich zu euch sein. Ich war indem Moment etwas abgelenkt", Amarilyas Wangen färbten sich leicht rot, "deshalb habe ich den genauen Zeitpunkt wann und wie das Amulett verschwand nicht mitbekommen, sonder nur einen Gruß von Agasaya der Schlampe dass ich besser auf meine Kostbarkeiten Acht geben solle statt..., ähm der Rest ist ja auch unwichtig.", sie winkte ab und lachte gezwungen.

"Statt was?", fragte Sienna, während der Vampir zur selben Zeit fragte, wo sie diese Nachricht hatte.

Amarilya ließ auf einmal einen kleinen, weißen Brief in ihrer Handfläsche erscheinen. Sie öffnete ihn und drehte dann den Inhalt so, dass der Vampir und sie ihn sehen konnten. Sienna erinnert dieses Blatt an die Zeitungsartikel von Harry Potter. Es befand sich eine Art Video mit der Schlagzeile "Rache ist süß" auf dem Papier. Das Video zeigte erst das Amulett, das Sienna für Amarilya gestohlen hatte und dann erschien eine Frau, die ihr durchaus bekannt war. Der Vampir stieß neben ihr einen Fluch aus und riss der Hexe mit einem Mal die Zeitung aus der Hand. Sie beschwerte sich über seine ruppige Art, ließ ihn aber gewähren.

"Das kann nicht sein.", gab er ungläubig von sich, "Unmöglich. Sie ist doch tot, ich habe es selbst gesehen."

Und sie hatte sie höchst persönlich umgebracht. Sienna rümpfte nur die Nase über so viel Naivität, sowohl seine als auch ihre. Nichts war in der Mythenwelt so, wie es den Anschein hatte. Sie ging auf ihn zu und nun lag es an ihr ihm das Blatt aus den Händen zu reißen, was nicht schwer war. Da der Vampir immer noch wie vom Blitz getroffen stehen blieb. Sie meinte sogar, dass er blasser als sonst aussah, das mochte was bei einem Blutsauger heißen. Seufzend sah sie sich nun selbst die Botschaft an.

"Hallo Amarilya, wie ich sehe hast du in all den Jahrhunderten nichts dazu gelernt. Immer noch so unachtsam wie eh und je. Dir macht es wohl nichts aus, wenn ich dieses Schmuckstück wieder an mich nehme. Ich bin so rücksichtsvoll und lasse dich und den Knaben noch in Ruhe euer Techtelmechtel zu Ende führen. Beim nächsten Mal passt du lieber auf, statt rumzuhuren. Man sieht sich wie immer meine Liebe."

Das Video begann wieder von Anfang. Jetzt wusste Sienna, was nach dem statt kam, wer wohl der Knabe gewesen war? Einst musste man Agasaya lassen, sie hatte ein Talent für dramatische Auftritte. Das hatten die beiden Hexen wohl gemein, genau wie der Hass auf die jeweils andere. Da der Vampir noch immer nicht aus seiner Starre erwacht zu sein schien, hakte Sienna bei Amarilya nach.

"Sie sagt, dass ihr euch wie immer sehen werdet. Was soll das heißen? Habt ihr euch davor, beziehungsweise nach dem Tot eures Meister nochmal getroffen?"

"Um Hekates Willen, wieso sollte ich dieses Miststück freiwillig treffen wollen?", schrie sie empört und weckte somit den Vampir aus seiner Trance.

"Bist du dir ganz sicher, denn es klingt so als wäre sie überzeugtdavon, dass ihr euch wieder treffen werdet. Steht irgendetwas in naher Zukunft an, dass sie zur Annahme eines Treffens geleitet haben könnte?", versuchte ihr Sienna zu helfen.

"Nein, ich...doch. Warte. Der Todestag meines Meisters ist in drei Wochen und seine Freunde und Gelehrten versammeln sich dann immer bei unserer alten Schule um an ihn zu gedenken. Das wäre das einzige das ich mir vorstellen kann. Sonst sind meine Ausflüge immer sehr spontan."

"Eine Routine, weiß sie davon?", fragte er reglos. Sienna warf ihm einen besorgten Blick zu, wenn er nicht bald aus diesem Zustand herausfand, wäre ihre Mission zum Scheitern verurteilt. Er war innerlich viel zu Abgelenkt von seinen Gefühlen. Sie zog in Erwähnung diese Mission trotz Amarilyas Anweisung alleine durch zuziehen. Was zählte war dass die Hexe ihr Amulett zurückbekam. Sie hatte es schon einmal geschafft, wieso sollte es nicht auch diesmal klappen.

Amarlilya nickte bedächtig.

"Ich denke schon, dass sie es weiß. Ich habe sie zwar dort noch nie gesehen, aber keiner würde ihre Anwesenheit nach ihrem Verrat an ihm dulden. Also wird sie sich wohl bedeckt gehalten haben."

"Dann wissen wir nun, wo wir sie finden werden.", sagte er resolut.

Amarilya knirschte mit den Zähnen und räusperte sich.

"Da gibts nur zwei kleine Haken an eurem Plan. Erstens können nur geladene Gäste, Schüler oder ehemalige Inselarbeiter und Bewohner die Schule betreten und das Amulett brauche ich auch schon spätestens in einem Monat. Was ist, wenn ihr falsch liegt?", gab sie entsetzt.

Sienna hätte sich schon denken können, dass dies ja auch zu leicht gewesen wäre. Sie hätte einfach im Bett liegen bleiben sollen. Diese letzten Tage waren doch für die Katz!

Der Blutsauger knurrte und Sienna erschauderte bei seinem Klang. Verdammt sie hatte ihn doch die letzen Minuten so gut ausblenden können.

"Ich bin so kurz davor dir den Hals umzudrehen Hexe. Es scheint mir als wolltest du uns extra Steine in den Weg stellen."

Amarilya fuhr empört auf.

"Also wirklich, was bildest du dir ein!", sie wurde puterrot.

Sienna kam das auch seltsam vor, wie konnte jemand eine so mächtige Hexe beklauen. Sie hätte sich das Amulett doch selbst holen können, oder zumindest jetzt wo sie wusste was Agasaya vorhatte. Irgendwas roch hier verdammt nochmal falsch. Und was war mit all ihren starken verbündeten, wieso ausgerechnet sie und der Parasit hier? Amarilya bemerkt wohl auch Siennas Zweifel.

"Ich habe meine Gründe, die euch einen feuchten Kehrig angehen. Ihr habt dem Vertrag schon zugestimmt und seit an euer Wort gebunden, fertig und aus!", beschloss sie.

Sie hatte Recht, beide hatten sie dem Vertag zugestimmt, ohne große Wahl versteht sich. Trotzdem mussten sie sich daran halten, die Mythenwelt Magie ließ sie erst gebunden nicht mehr frei, bis zur Erfüllung der Bedingungen. Mist!

"Und wie gedenkst du uns an diese Schule zu bringen? Wir sind weder Gäste, noch Schüler oder passen in sonst einer der anderen Kategorien.", stellte der Vampir geschlagen fest.

Auf Amarilyas Gesicht breitete sich wieder dieses unheilverkündende Grinsen aus. Nicht schon wieder, dachte Sienna sich.

"Eine Kategorie habe ich vergessen. Das sind noch Paare die ihre Flitterwochen dort verbringen dürfen. Mit meiner Empfehlung dürftet ihr da ohne großes Aufsehen reinkommen."

Sienna wusste wahrlich nicht, was sie dazu sagen sollte.

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