Kapitel 38

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Im Königshaus der Vampire wütete diesmal ein anderer Krieger als Nikolai. Es war der König höchst persönlich. Man sah es  König Ivan nicht an, doch seine Macht machte es für seine Untergebenen schwer zu atmen. Nur der Stellvertreter des Heeres traute sich nah genug  an den Vampirkönig heran und war damit der einzige, der der Präsenz des Königs standhalten konnte. Kein anderer traute sich in einen Raum mit ihm, auch wenn sie ihm alle treu ergeben waren und ihr Leben für das seine geben würden, mieden sie ihn jetzt wie einen Aussätzigen. Nicht dass dies keine weise Entscheidung wäre, der König konnte sehr grausam sein, wenn er gereizt war. Jedoch hatte sich sein Gräuel in all den Jahrhunderten nie gegen sein eigenes Volk gerichtet, trotzdem galt es Vorsicht vor Nachsicht walten zu lassen.

"Mein König, wie kann ich euch helfen, wenn ihr mir nicht einweihen möchtet?", fragte der Stellvertreter aufrichtig besorgt.

Ivan blickte von seinem Thron auf ihn herab und wurde wütender. Diese Ergebenheit sollte jedes Wesen ihm entgegenbringen. Nicht aber diese verfluchte Hexe! Sie hatte ihn ausgelacht, sich über sein Benehmen und sein Volk wund gelacht. Und keinen Hehl daraus gemacht, dass er für sie nicht mehr war als ein jämmerlicher Käfer. Keiner und auch keine hatte es je gewagt seinen Namen zu beschmutzen. Seine Feinde erzitterten bei der bloßen Erwähnung seines Namens. Sie jedoch hatte darauf gespuckt und rumgetrampelt.

Das hatte Ivan sich nicht bieten lassen, weshalb er eins ihrer  Schmuckstücke an einen mickrigen Kobold verkauft hatte und ihr das Geld dann vor die Füße prasseln ließ. Begleitet hatte er diesen Akt mit den Worten:

"Hier das Geld für deine ungewollte Gesellschaft."

Sie hatte erst nicht reagiert bis er erwähnte, dass ihr Gehalt von dem Verkauf ihres Amuletts finanziert wurde. Ivan hatte mit allem gerechnet gehabt, jedoch nicht mit den Tränen in ihren Augen und dem plötzlich verzweifelten Gesichtsausdruck. Er hatte nicht verstanden, wieso sie auf einmal ihre Fassung verloren hatte. Aber es hatte sich angefühlt, als hätte jemand mit einem Speer durch sein Herz gestoßen. Er hatte auf einmal das dringende Bedürfnis empfunden sie in die Arme zu nehmen und seine Tat rückgängig zu machen, sich zu entschuldigen und ihr die ganze Welt zu Füßen zulegen.

Stattdessen war er stehen geblieben und hatte zugesehen, wie sie panisch in ihre verkrampften Hände gestarrt hatte. Als hätte sie alles verloren, dabei war es nur eine kleines Amulett gewesen, nichts was wertvoll ausgesehen hätte. Ivan hatte es genau deshalb ausgesucht gehabt. Er hatte sie verletzten wollen, aber nichts so...
In diesem Moment bereute er nichts mehr als das.

Das Letzte, was er von ihr gesehen hatte war ihr leerer Blick, bevor sie sich ohne ein weiteres Wort vor ihm dematerialisiert hatte.

Er hatte sich tagelang schuldig gefühlt, auch wenn Ivan als erbarmungsloser Krieger galt, insgeheim besaß er einen starken Beschützerinstinkt für die seinen und hielt stets an seinen Moralvorstellungen fest. Was er nicht verstand war, weshalb er sich fühlte als hätte er der Hexe unrecht angetan. Sie war keineswegs eine von seines gleichen, noch hatte er sie leiden können.

"Mein König?", fragte der Stellvertreter  als Ivan nicht zu antworten schien.

"Was wolltest du mir so dringlich mitteilen?", lenkte er stattdessen vom Thema ab.

Doch sein Untergebener Verstand den Wink und begann zu berichten.

"Unsere Späher taten Kund, dass sich Nikolai auf der Sphäre einer Hexe namens Amarilya befindet. Sie jedoch keinen Zugang zur Ebene bekommen..."

Nikolai erstarrte und bekam nicht mehr mit, was der Stellvertreter noch zu sagen hatte. Sein einziger Gedanke galt nun der Hexe. Sie hatte also doch nach Vergeltung gesinnt und suchte sich diese bei Nikolai, der blind vor Rache war. Wie hatte sie es wohl geschafft ihn auf ihr Gebiet zu locken? Zur Hölle nochmal es war seine Schuld. Ivan hatte die Hexe erzürnt und nun würde sein Heerführer das zu spüren bekommen. Er hatte Amarilya unterschätzt, ein Fehler den er nun bereuen würde. Der König stand auf, unterbrach das Gerede des Mannes und forderte ihn auf seine engsten Krieger zusammenzurufen. Die Hexe wollte Krieg, nun den würde sie bekommen. Seine Schuldgefühle waren wie weggeblasen, sie hatte sich mit dem falschen Untoten angelegt!

Hallo zusammen,
mal ein Kapitel aus einer anderen Perspektive. Hoffe Ivan gefällt euch genau so gut wie mir😏. Seine Geschichtte findet zwar in einem anderen Buch statt, aber Abwechslung muss auch mal sein. Ich versuche ab jetzt wöchentlich zu updaten. Eine schöne Woche noch!

Eure NinaArgenau😘

DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt