Kapitel 27

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Sie beide wussten, wie das Wunden heilen ablaufen würde. Er war ein Vampir und sein Speichel besaß spezielle Verbindungen, die den Heilungsprozess um ein Vielfaches anregte. Das hieß er musste über ihre Wunden...
Sienna erschauerte. Er musste über ihre Wunden lecken.

Nur über meine verdorrte Leiche, schwor sie sich.

Sie riss sich nun endlich von ihm los und zeigte ihm, oder besser gesagt die Stelle an dem sie ihn vermutete, den Stinkefinger. Keine Reaktion von ihm.
Sienna nahm war, wie Thea nun tapsend auf sie zukam.

»Bei Diana, wie hast du das hinbekommen? Das Ding war mords groß und jetzt liegt es Tod da! Wie krass.«, offenbarte Thea.

Sienna fragte sich um was es bei ihrer Bekundung ging, doch nicht etwa um den Titanen?
Sie spürte wie ihr Thea etwas nasses in die Hand drückte.

»Hier, das ist ein Feuchttuch. Für das ganze Blut in deinem Gesicht.«

»Danke«, presste sie heraus. Das Wort schmeckte wie Gift auf ihrer Zunge, sie bedankte sich nicht oft, dazu hatte sie nie eine Notwendigkeit gesehen.

Auch Thea und sogar den Vampir hörte sie zischend Ausatmen. Arschlöcher. Als ob das so überraschend käme.

Sie wischte sich das Blut langsam von der Stirn, wobei das eine Tuch nicht reichte. Als sie sich endlich von der ganzen Flüssigkeit befreit hatte, klärte sich auch ihr Blick wieder, auch wenn sie alles noch ein wenig rosa sah.

Und da erblickte sie ihn nun auch. Der Titan lag am Boden, da sie keinen Pulsschlag hören konnte, nahm sie an das er Tod war.

Was sie jedoch am meisten beirrte war, dass der Kopf vom Rumpf getrennt war.
Man musste sie also köpfen, um sie töten. Das war gut zu wissen.

»Woher wusstest du, wie du ihn zu töten hast«, hörte sie sich fragen.

Die Frage war ihr einfach raus gerutscht. Jetzt sah es für ihn wahrscheinlich so aus, als könnte sie sich selbst nicht verteidigen.

»Ich hatte schon einmal die Freude mit einem Titanen Bekanntschaft zu machen.«, antwortete der Vampir, mit grimmigem Gesicht.

Das war wohl keine seiner liebsten Erinnerungen. Sienna betrachtete neugierig, wie sich seine Mimik verzog. Verdamnt, irgendwann würde er noch bemerken, wie fasziniert sie von ihm war. Sie warf das Tuch missgelaunt auf den Boden und drehte sich von den Beiden ab. Ihre Wunde war vollständig geheilt, also konnten sie ihre Suche nun fortgesetzen.

»Ich nehme Mal an, dass wir da lang müssen.«, erkundigte sich Sienna bei Thea.

Da kein anderer Weg in Sicht war, lief sie ohne eine Antwort los. Je schneller sie diese Tafel fanden, desto eher kam sie von den Zweien weg. Eine Win-Win Situation.

»Hey,«, rief ihr Thea hinterher.

»Was ist eigentlich los mit dir? Erst brennst du mich beinahe nieder, dann verschwindest du. Wir finden dich Ohnmächtig, dann versuchst du mich zu drangsalieren und jetzt verhältst du dich als wäre nichts geschehen. Das ist doch nicht normal!«

Sienna stockte kurz.

»Na endlich, dann erklär dich mal.«

Sienna hatte versucht sie nieder zu brennen? Sie konnte sich daran nicht erinnern. Überhaupt, wie war sie Ohnmächtig auf dem Boden gelandet ohne in tausend Teile zerplatscht zu sein? Immerhin war sie doch von ganz weit oben gestürzt.

Langsam löste sie sich aus ihren Überlegungen und kam zurück in die Realität. Thea stand vor ihr und hielt nach den Bewegungen ihrer Lippen und ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, eine Standpauke.

Der Vampir stand neben ihr an die Schluchtmauer gelehnt und beobachtete sie aus funkelnden Augen. Sie war versucht sich in seinem Blick zu verlieren. Verflucht!

Reiß dich am Riemen, Sienna!

Sie ging um Thea herum, um ihren Weg fortzusetzen und überlegte sich derweilen, wie sie Thea dazu bringen sollte, ihr zu verraten was vor ihrem Aussetzter passiert war, ohne dass, der Vampir Verdacht schöpfte.

»Jetzt reg dich nicht so auf. Außerdem bin ich nicht Ohnmächtig geworden, sondern habe mich ausgeruht.«

Natürlich, Leugnen was das Zeug hielt. Das war meist der einfachste Weg und der Beste, ihrer Ansicht nach.

»Das glaubst du ja selbst nicht. Ist ja auch kein Wunder, wenn man mit beschissenen, blauen Flammen rumalbert, als wäre es irgend ein Kinderspielzeug! Ich hätte drauf gehen können, Mann du hast mir meine Haarspitzen versengt!«, beschwerte sie sich.

Blaue Flammen? Thea musste sich irren, nur ein echter Drache, der ersten Generation konnte blaues Feuer speien. Niemals ein Mischling, wie sie.

»Die Flammen waren nicht blau.«, gab sie nur zurück.

Thea schaute sie empört an und auch der Vampir verspannte sich unmerklich. Mist, sie hatte wohl etwas falsches gesagt.

»Wenn die nicht blau waren, sind die Titanen kleine Zwerge!«

Sienna befand es für überflüssig ihr mitzuteilen, dass "kleine Zwerge" doppelt gemoppelt war. Stattdessen fragte sie sich, wie es soweit kommen konnte, dass Thea sie verhören wollte und sie mit einem rachsüchtigen Vampirunterwegs waren.

Irgendwann hatte sich wohl das Blatt gewendet und Sienna schien die Kontolle über diesen Auftrag verloren zu haben. Auf dieses Problem konzentrierte sie sich jetzt.

»Hör mal zu, Barbie. Wir sind hier nur aus einem Grund hier und der ist es diese Tafel in diesem Drecksloch zu finden. Nicht eine Partnerschaft oder gar ein Grüppchen zu gründen, kapiert? Also nur zum mitschreiben für dich und für den möchte gern Helden da.«

Sienna deutete auf den Vampir, der immer noch an der Wand lehnte und weiterhin unbeindruckt ihren Auftritt betrachtete.

»Ich bin dir keine und das wird auch nie, niemals so sein, Rechenschaft schuldig. Geht das in deine Hihlbirne rein!«

Nun war sie zu Ende mit ihrer Ansprache und lief zügig den Weg entlang. Sprachlos folgten ihr beide, wobei Thea erst noch erstarrt zurück blieb, bis sie aufschloss.

Es machte Sienna kirre, die ganze Zeit über die Präsenz von dem Vampir zu spüren. Ihre ganze Haut war gereizt und reagierte auf jede Berührung ziemlich empfindlich und das schob sie ihm in die Schuhe.

Auch während sie liefen, nahm ihre Gereitztheit nicht ab. Hätte sie diesen Auftrag nur nie angenommen, aber nun war es zu spät und Sienna hasste es auf vergangenen Fehlern rumzuhacken.

Der Weg vor ihnen wurde immer schmaler und die Luft um sie trockener. Mittlerweile mussten sie hintereinander laufen um noch durch den Gang zu passen. Auch der Biden wurde zunehmend staubiger, was Sienna hier und da zum Husten brachte.

Thea grunzte, als die Schlucht besonders schmal wurde.

»Wie hat der Titan hier durchgepasst?«, fragte sie an niemand bestimmtes.

Doch Sienna grübelte auch darüber nach, die einzige Antwort die ihr darauf einfiel war...

»Ich vermute, dass der Titan dort schon länger stand und nur den Eingang hier rein bewacht hat, hatte, meine ich.«, erklärte er sachlich.

Dasselbe hatte sie auch gedacht.

»Oh, na dass war ja einfach.«

Sienna verdrehte die Augen im Kopf. Einfach war es nur gewesen, weil der Vampir die ganze Arbeit erledigt hatte, während sie beide als Ablenkung gedient hatten.

»Ich bin mir sich,...«, ließ Sienna verlauten, » dass das nicht der einzige Wächter war.«

Und dann war es endlich so weit, vor ihnen stand ein hohes, steinernes Tor. Sie hatten endlich den Eingang zur Tafel gefunden.

Das Problem war nun, wie öffnete man so ein gewaltiges Tor ohne einen Schlüssel?

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