Kapitel 13

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Nikolai blickte die ihm ausgestreckte Hand misstrauisch an, ergriff sie jedoch kurzdarauf. Durch den Handschlag spürte er eine starke Energie die ihn langsam und tastend umhüllte. Die junge Frau musste eine starke Mythianerin sein. Er betrachtete sie nun eingehender und bemerkte, dass sie ihm geradewegs in die Augen sah. Nein, verbesserte er sich, eher als würde sie durch ihn hindurch blicken.
Dann nickte sie wissend und ein breites Grinsen glitt über ihr Gesicht. Sie zog ihre Hand zurück und legte sie locker um ein Glas Tequila, das auf einmal vor ihr Stand.

»Nikolai Koroljow, Oberbefehlshaber der Vampirarme.«

Er sah sie missmutig an, was wollte diese Frau von ihm. Er hatte keine Zeit für irgendwelche unnötigen Plauscheinheiten. Sie trank einen Schluck und seufzte erleichtert, dann lachte sie auf einmal auf.

»Tut mir Leid, ich wollte nur wirklich sichergehen, dass ich mich nicht vertan habe. Weißt du, das kommt öfter vor als man glaubt. Na egal. Also du fragst dich bestimmt, wieso ich dich hier anquatsche. Das ist ganz einfach...,ähm...«

Sie dachte kurz nach und klackte dabei mit ihren Fingernägeln rhythmisch auf die Theke. Verdammt langsam ging ihm diese Frau gewaltig auf die Nerven.

»Wer sind sie überhaupt?«, entgegnete Nikolai gereizt.

Sie schlug sich gegen die Stirn.

»Oh, das tut mir Leid. Wo sind denn meine Manieren geblieben. Ich heiße Amarilya und bin die Hexe von Terrabitia.«

Er hatte noch nie von ihr gehört, trotzdem betonte sie es so als müsste er diese Amarilya kennen. Er hasste Hexen, wieso sollte ihn also eine ansprechen?

»Achso jetzt weiß ichs wieder. Also ich hab dich hier aufgesucht Nikolai, weil ich gehört habe, dass du nach einer Bekannten von mir suchst. Und da dachte ich...au!«

Bevor sie zu Ende sprechen konnte, hatte Nikolai schon ihren Arm ergriffen und zog sie zu sich heran. Das war seine Spur, endlich!

»Wo ist sie, Hexe?«, knurrte Nikolai.

Sie versuchte ihn abzuschütteln, was ihr jedoch nicht gelang. Frust und Wut spiegelten sich in ihrem Gesicht, aber das war ihm egal.

»Wo?!«, forderte er sie auf und rüttelte sie dabei.

»Lass mich los Vampir oder ich jag dir eine Ladung Strom ins Hirn, dass du nicht mehr gerade aus laufen kannst!«

Irgendwas in ihrem Blick ließ ihn aufhorchen, seine Sinne schrillten alarmierend auf. Langsam löste er seine Finger nacheinander von ihren Arm. Die Hexe rieb mürrig über die Stelle und sah ihn missbilligend an.

»Beim nächsten mal spar ich mir das. Da will ich mal was gutes tun und dann zerquetscht man mir den Arm. Ich hätte auch zuhause bleiben können, aber nein, nein so bin ich eben nicht. Doch das wars, nie wieder!«

Nikolai beachtete ihre Tirade nicht, diese Hexe sollte endlich mal zum Punkt kommen.

»Hexe, was weißt du über die Drachenfrau?«

»Ich habe einen Namen, Amarilya! Und sie heißt außerdem Sienna. Aber was erwarte ich eigentlich von einem Egomanen, wie dir?«

Wieder knurrte Nikolai. War diese Hexe geistesgestört? Sie bemerkte nicht wie er von Minute zu Minute seine Kontrolle verlor und kurz davor war sie zu erdrosseln um an seine Antworten zu kommen. Oder einfach nur ihren Redefluss zu stoppen.

»Ja, ja. Ich sags ja schon, aber nur weil ich deine kleine Freundin mag, du hasts dir nämlich gründlich mit mir vergeigt, Nikolai.«

Sie rückte sich ihren Barhocker zurecht und deutete ihm Platzt zu nehmen. Widerwillig setzte Nikolai sich. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, doch wie es schien kam er mit Drohungen nicht weiter.

»Also kommen wir zu Sienna. Wo ist sie denn gerade? Hmm...achso, ja. Momentan befindet sie sich auf dem Weg zur Spähre der Titanen.«

Nikolai sprang vom Hocker auf.
Was zum Henker hatte die Drachenfrau dort verloren? Wer war so dumm und begab sich an diesen todgeweihten Ort?
Amarilya beachtete Nikolais Ausbruch nicht und sprach einfach weiter.

»Ich bin mir sicher, dass sie bald auf der Ebene ankommen müsste. Du musst dich also beeilen, wenn du sie noch lebend antreffen möchtest.«

Sprachlos blickte er zur Hexe hinab, die seelenruhig an ihrem Tequila nippte. Als sie seinen Blick auf sich spürte, sah sie ihn an und zog fragend eine Braue hoch.

»Ist was? Ich an deiner Stelle wäre schon längst aufgebrochen. Es sei denn du willst sie gar nicht mehr fangen.«

Dann grinste sie hämisch.

»Hat unser großer, böser Vampir etwa Angst vor ein paar Riesen? Ich dachte du hättest schon welche besiegt, aber da hatte ich mich wohl verhört.«

Oh doch, Nikolai hatte schon mal gegen einen Titanen kämpfen müssen. Aber da war er nicht komplett auf sich allein gestellt gewesen, sondern hatte viele seiner besten Soldaten dabei. Es war ein schwieriges Unterfangen gewesen und sie hatten nicht wenige Verluste einstecken müssen, doch das was er jetzt tat war ein Himmelfahrts Kommando. Ihr zu folgen wäre einfach nur wahnsinnig!
Dann schoss ihm ein Bild von den Überrsesten seiner Braut entgegen und Nikolais Entschluss stand fest.

Nun blieb nur noch die Frage, wie er auf das Gebiet der Titanen gelangen sollte.

Amarilya lachte leise vor sich hin.

»Du bist so berechenbar, Nikolai Koroljow.«

Und dann umfasste ihn aus dem Nichts ein Strahl Magie.

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