Kapitel 11

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»Mich interessiert nicht, was für Reichtümer du in deiner Kammer hast, Mutter. Gold und Zahlungsmittel kann ich mir von überall besorgen. Was ich möchte ist anspruchsvoller. Sollte ich deinen Auftrag annehmen, dann nur unter der Bedingung, dass du und deine Assassinen mir einen Gefallen schuldet, den ich zu gegebener Zeit einfordern werde.«

Eine bedrückende Stille trat plötzlich ein. Sienna wartete, denn ihr war klar, dass was sie verlangte ein sehr hoher Preis war. Ihre Mutter konnte nicht wissen, auf was Sienna abzielte und welche Hintergedanken sie verfolgte. Und ob ihr Clan dabei in Gefahr geraten könnte. Es stand viel auf dem Spiel, doch Sienna vermutete, dass ihre Mutter diesmal in ihrer Wahl begrenzt war, weshalb hätte sie sonst ausgerechnet Sienna nach etwas fragen können. Die Clanchefin musste ziemlich verzweifelt sein.

»Du bist dir sicher, dass du nichts aus meinem Schatz wählen willst? Ich hab manch wertvolle Stücke in meiner Sammlung, die viele begehren.«

Ja, ihre Mutter war verzweifelt. Es sah ihr gar nicht ähnlich, jemanden erst etwas schmackhaft machen zu wollen.
Sienna bejahte die Frage ihrer Mutter.

»Nun gut. Dann soll es eben so sein, Sienna. Jedoch ist unser Vertrag nichtig, wenn mein gewünschtes Objekt beschädigt ankommt. Außerdem wird dich meine Tochter Thea begleiten, dass verstehst du ja wohl. Ich möchte ja nicht, dass du es dir auf einmal anders überlegst und dein...,wie sagt ihr noch mal...eigenes Ding abziehst.«

Sienna hätte über die Wortwahl ihrer Mutter gelacht, wäre da nicht das Problem mit ihrer Bedingung. Sie wurde garantiert nicht mit dieser Thea zusammen arbeiten.
Erstens arbeitete Sienna immer allein, denn sie traute keinem so ganz über den Weg. Und Zweitens würde sie sich niemals mit diesem Biest zusammentun. Nicht einmal für alles Geld der Welt!
Ihre Mutter erkannte jedoch sofort, wie es um Siennas Antwort stand und sprach schnell weiter.

»Wie du sicherlich weißt, ist dein Preis sehr hoch angesetzt und trotzdem bin ich bereit in zu zahlen. Ich lasse mich hier auf einen Handel ein, dessen Ausmaß ich jetzt noch nicht erfassen kann. Das ist sehr riskant, da wirst mir ja kaum so eine kleine Bitte ausschlagen.«

Sienna ging es genau so, denn sie wusste bis jetzt weder, was noch von wo sie es holen sollte.

»Du brauchst dich nicht um Theas Wohlergehen zu kümmern, dazu ist sie selbst in der Lage. Sie ist nur eine Art, Sicherstellung, dass alles nach seinem Rechten abläuft.«

Sienna war wütend ihre Mutter stellte nicht nur ihr Wort in Frage, sonder zweifelte auch noch an ihrem Können.

»Bevor ich einwillge«, begann Sienna,»möchte ich erst wissen um welches Objekt es geht und von welcher Sphäre ich es besorgen soll.«

Ihre Mutter runzelte die Stirn. Oho, das musste was heißen. Jetzt kam bestimmt was unschönes auf Sienna zu.

»Ich werde dir nicht verraten, was ich brauche, dafür hast du ja dann Thea. Und die Sphäre ist, die der Titanen.«

Sienna prustete los, sie konnte sich vor lachen kaum noch auf den Beinen halten.

»Ja, klar!«, stieß sie zwischen ihrem Gelächter aus.

»Am besten, bete ich auch noch gleich ne Gottheit an, dir den Allerwetesten abzuwischen! Ne, aber mal ehrlich, was muss ich beschaffen.«

Sienna wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Mann, so kräftig hatte sie schon lange nicht mehr lachen müssen, wie es schien besaß ihre Mutter doch einen Sinn für Humor. Wer hätte das gedacht?

»So amüsant du das auch finden magst, Sienna, ich meine dies todernst. Wie ich dir schon einmal gesasgt habe, Pflege ich es nicht zu scherzen.«

Okey, Sienna nahm alles zurück, was sie über ihre Mutter gedacht hatte. Diese Frau war eindeutig übergeschnappt!

»Also du willst mir sagen, ich soll mich in eines der gefährlichsten, nein, in das gefährlichste Gebiet begeben, dass es in den Sphären gibt. Und das, um eine Objekt zu finden, welches ich nicht kenne, während die einzige Person, die weiß was wir suchen, diese hinterhältige Assassine ist?
Habe ich das alles richtig verstanden? Oder fehlt da noch ein anderes klitzekleines Detail, wie zum Beispiel, dass ich dabei noch ein pinkes Tütü tragen muss? Oder mich singend in den Rachen eines Titanen tanzen soll?«

Die Assassinen, die hinter der Tür wohl gelauscht haben, riefen empört auf und auch Thea zuckte merklich zusammen.
Doch lediglich der Blick ihre Mutter bleib standhaft.

»Du musst den Auftrag nicht annehmen, wenn du nicht möchtest. Das ist kein Grund so ausfallend zu werden, Sienna. Aber du solltest wissen, dass es durchaus noch schlimmeres gibt, als das Gebiet der Titanen.«

Ach ja«, entgegnete Sienna sarkastisch,»und der wäre?«

Nun zuckten die Mundwinkel ihrer Mutter.

»Ein Vampir, der seine Braut rächen will.«

»Oh.«, entgegnete Sienna entgeistert.

Das hatte sie vergessen gehabt. Und woher wusste ihre Mutter davon verdammt nochmal? Das erklärte wohl auch, wieso  sie fand, dass Sienna eine Gefahr für ihren Clan darstellen würde.

»Damit werde ich auch alleine fertig. Aber mal so aus Neugierde, wie hättest du mir da helfen können?«

»Tja, darum könntest du mich in deinem freien Gefallen bitten.«

Das war nur eine ausweichende Aussage. Es war noch lange nicht garantiert, ob sie Sienna helfen konnte, aber mehr Möglichkeiten hatte sie auch nicht. Ein scheiß Tag war das heute!
Aber eins gab Sienna ein wenig Mut, der Vampir würde sich wohl nicht wegen ihr in die Welt der Titanen wagen. So dumm konnte er nicht sein, wenn er der Anführer der Vampirlegion sein sollte. So hatte die Sache wenigstens einen guten Punkt...

»Na, gut. Ich habe momentan eh Lust auf etwas neues, also wieso nicht mal die durchgeknallten Titanen aufsuchen?«

Ihre Mutter nickte nur, als hätte sie mit diesem Ausgang von Anfang gerechnet.
Wahrscheinlich hätte sie das sogar.

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