Kapitel 21

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»Das meinst du nicht ernst, oder?«, fragte Thea sie ungläubig.

»Natürlich meine ich das Ernst. Hast du etwa Höhenangst? Hallo, falls du es nicht bemerkt haben solltest, wir sitzen in der Krone eines Gigantenbaumes! Dir wird ja wohl der Flug jetzt keine Angst einjagen!«

Thea lachte sarkastisch.

»Nicht der Flug ist was ich befürchte, sondern dass du mich aus einer Laune heraus einfach fallen lässt. Nein danke, wie ein Sack Kartoffeln vom Himmel auf den Boden zu klatschen stand heute nicht auf meiner Wunschliste.«

Sienna grinste schelmisch.

»So traumhaft es sich auch anhört, muss ich leider passen. Momentan brauche ich dich noch. Nur weil ich jetzt von der Tafel weiß, heißt das nicht, dass ich sie selbst finden kann. Und wo sie sich befindet ist mir auch noch nicht bekannt. Also du siehst, fallen lassen werde ich dich nicht. Ich würde mir dabei selbst ins Knie schießen.«

Thea runzelte die Stirn und blickte immer noch misstrauisch drein.

»Und wieso bei Diana, sollte ich dir glauben?«

Jetzt wurde Sienna doch wütend. Wenn sie jemandem etwas versicherte, war es auch wahr. Meistens zumindest. Wie man so schön sagte, die Ausnahmen machten die Regel. Momentan meinte sie es jedoch vollkommen ernst und Thea hatte keinen Grund ihr zu misstrauen, befand Sienna. Sie kannte Thea erst seit wenigen Stunden und hatte sie bis jetzt auch nicht aufs Kreuz gelegt, das hatte ja wohl was zu bedeuten.

»Vielleicht, weil du keine andere Wahl hast? , schlug Sienna zuckersüß vor.

Doch Thea ließ sich nicht beirren und hielt stur an ihrer Skepsis fest.
Sienna seufzte. Auf diese Art würden sie hier nie rauskommen.

»Hör mal, ich könnte dich auf zehntausend andere, weitaus witzigere Weise umkommen lassen.«

Thea sah sie mit großen Augen an.
Okey, das war wohl nicht der richtige Weg um ihr Vertrauen zu gewinnen.

»Davon träumst du wohl!«, schnaufte Thea laut.

Oh glaub mir, du willst nicht wissen wovon ich träume.

»So meinte ich das nicht«, versuchte Sienna sie zu beruhigen, » ich gebe dir mein Wort darauf. Verdammt, ich würde meinen ärgsten Feind nicht vom Himmel fallen lassen, kapiert? Wenn ich jemanden schon bekämpfe, dann in einem fairen Kampf. So fair es halt unter den gegebenen Umständen geht.«, gab Sienna zu.

Diesmal lag kein Humor in Siennas Stimme. Sie selbst hatte Erfahrungen mit Stürzen gemacht, aus viel höheren Ebenen. Niemand sollte das was sie erlebt hatte durchstehen müssen, niemand. Das schlimmste ist, keinen Halt zu haben, frei zu fallen ohne eine Möglichkeit sich festzuhalten. Wenn deine Schreie nichts bringen und das einzige, was du spürst der Wind ist, der an dir vorbeisaust.

»...gehn.«, sprach Thea.

Sienna war zu tief in ihren Gedanken versunken gewesen und hatte sie nicht verstanden.

»Wohin gehen?«, fragte Sienna.

»Wohin wohl? Zur Tafel, in die Richtung die die Titanen genommen haben.«

Sienna wunderte sich über ihr schnelles Einlenken. Sie hätte nicht gedacht, dass Thea einfach so zustimmen würde. Doch sie ließ sich ihre Verwunderung nicht anmerken und breitete ihre Flügel aus.

»Na dann los.«

Sie ergriff Thea unter den Armen und ließ sich vom Baum fallen um leichter zu starten. Nach ein paar Metern, entfaltete sie ihre Flügel und hob sich in die Lüfte. Thea war ziemlich leicht, was das Fliegen mit ihr durchaus vereinfachte. Sienna wusste bis jetzt noch nicht, wie lange sie fliegen würden war sich aber auch nicht sicher, ob ihre Begleiterin das wusste.
Sie musst aber fragen, immerhin war Sienna diejenige, die fliegen musste und ihre Kraftreserven anknüpfen sollte. Zu planen, wie schnell und hoch sie flog war dafür essentiell, damit sie nicht am Ende vor Überanstrengung eine Sturzlandung hinlegten.

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