Kapitel 31

3.3K 257 12
                                    

Nikolais ganzer Körper brannte. Er spürte, wie sich das flüssige Silber durch seine Blutbahn zog. Nicht nur, dass es fürchterlich schmerzte man konnte auch noch genau erkennen, wo sich das Blut seinen Weg hinbahnte. Seine Haut bildete rote Pusteln an den Stellen , wo das Silber durch seine Adern Richtung Herz floss. 

Sobald es sein Herz erreicht hätte, würden sich die Schmerzen mindestens um das dreifache erhöhen, deshalb hatten ihn die Assassinen mit Pfeilen durchbohrt, so hatten sie verhindern wollen, dass er zusammenbrach oder gar bewusstlos wurde.

Selbst jetzt hatte Nikolai es schwer sich auf den Beinen zu halten, lediglich die silbernen Handschellen um seine Handgelenke hielten ihn aufrecht. Ohne sie wäre er wieder auf dem Boden zusammen gesunken. Auch wenn sein ganzer Körper von Schmerzen geplagt wurde, spürte er immer noch das Scheuern der Handschellen über seine Knochen und seine zerfetzte Haut. Selbst der hohe Blutverlust, den er erlitten hatte halfen ihm nicht die Schmerzen abzudämpfen.

Er war das ganze Verhör der Assasssinen über bei vollem Bewusstsein geblieben, er hatte sich nichts anderes gestattete. Seine Feinde sollten ihn nicht noch schwächer sehen, auch wenn sie es geschafft hatten ihn gefangen zu nehmen, war er nicht gebrochen . Er führte ein Heer von Vampiren an, verdammt nochmal. So eine lächerliche Folterung war nichts für ihn, er hatte weitaus schlimmeres überlebt.

Nikolai würde es ihnen noch vergelten, seine Rache würde wie die Sintflut einst über sie herfallen, doch erst musste er das Silber in ihm und an seinen Händen loswerden, das entzog ihm die meiste Kraft. Außerdem war er mit seinem Blutdurst am Limit angekommen, wenn er nicht bald Blut zu sich nahm, würde er die Kontrolle verlieren und sich auf alles stürzen, was einen Puls hatte. Nikolai verachtete Wesen, die sich nicht unter Kontrolle hatten, das war noch schlimmer als jede Folter, die er über sich ergehen lassen hatte.

Er versuchte sich zu orientieren. Seit er mit der Drachin durch das Portal geschritten war, umgab sie eine undurchdringliche Finsternis. Wie es schien sehr zum Leidwesen von Sienna, die sich seit der Ankunft lautstark über die erneute Finsternis und ihre verhasste Mutter beschwerte.

Irgendwann gab Sienna den endlosen Marsch auf und ließ sich zu Boden gleiten. Nikolai sah sie zwar nicht, aber er bemerkte an dem Geräusch ihrer langsam zu Boden gleitenden Beine, dass sie sich schonte.

"Du bist verletzt.", stellte er wütend fest.

Vorhin als er sie mit Blicken abgesucht hatte, hatte er keine verheerenden Verletzungen entdecken können, nur ein paar kleine blaue Flecken. Hatte sie jemand angegriffen oder war das noch von ihrem Aufenthalt im Reich der Titanen? Nikolai musste es erfahren, er wollte jemanden für ihre Schmerzen büßen lassen. Sie gehörte ihm! Keiner durfte ihr etwas zu Leide fügen.

Auch wenn er bis vor kurzem dasselbe tun wollte. Er ignorierte seinen Einwurf.

"Nichts schlimmes. Du solltest dir eher Sorgen um deine Wunden machen. Komm her, dann kann ich dir die Handschellen abnehmen."

Normalerweise mochte es Nikolai nicht, wenn jemand dachte ihn rum kommandieren zu können, aber an ihr mochte er diesen herrischen Tonfall. Nein, mahnte er sich, er mochte ihn nicht! 

Er schritt auf sie zu und hielt dabei den Atem an, denn er wollte nicht, dass sie ihn bein den schweren Schritten schnaufen hörte. Das ließ sein männlicher Stolz nicht zu. Als er vor ihr stand, forderte sie ihn auf sich hinzuknien und er wäre beinahe vornüber gekippt. Langsam näherte sich das Silber, trotz seinem druchlöcherten Köper seinem Herzen. Mittlerweile konnte er kaum seinen Blick fokussieren und ein rauschen machte sich in seinem Kopf bemerkbar. Seine Gedanke waren vernebelt und sein Gehör so schwach, wie das eines Menschen. Deshalb bekam Nikolai es nicht mit, als sie ihn wieder ansprach. Erst als die Drachin ihn berührte kam er zu sich. 

"Hey, alles in Ordnung Vampir? Du fühlst dich eiskalt an, naja sogar für Vampir Verhältnisse."

Sie klang wirklich besorgt und ein kleines Fünkchen in Nikolais Innerem begann bei diesem Gedanken zu blühen. Er nickte schwach, während sie im Dunklen an seinen Handschellen nestelte. Und dann waren sich endlich ab. Nikolai hörte, wie Sienna sie achtlos auf den Boden hinter sich warf und behutsam seine Handgelenke begutachtete. Ihre Berührung fühlte sich federleicht an und ließ ein Kribbeln durch seinen Köper sausen. Zischend holte Sienna Luft, als sie nun ertastete, wie seine Haut in Fetzen hing. Wieder fluchte sie über ihre Mutter und drohte ihr schlimmeres als den Tod an. Nikolais Herz erwärmte sich, denn diesmal richtete sie ihre Wut wegen ihm gegen ihre Mutter. Zumindest nahm er das an, hoffte es. Er war so erbärmlich. 

Nikolai versuchte ihr seine Hände zu entziehen, ihm gefielen die Gefühle nicht, die sie in ihm weckte, aber sie hielt ihn mit ungeahnter Kraft fest.

"Warte. Was haben sie dir noch angetan?"

Er antwortete nicht, wieso auch es interessierte sie in Wirklichkeit gar nicht und Nikolai brauchte ihr geheucheltes Mitleid nicht. Was dachte er sich eigentlich, hier zu sitzen mit einer Drachin, einer kaltblütigen Mörderin zugleich! Das brachte ihn wieder auf den Boden der Tatsachen und zog diesmal mit mehr Nachdruck an seinen Händen und befreite sich aus ihrem Griff.

"Dann antworte halt nicht. Wir sind jetzt eh quitt, ich hab meine Schuld bei dir beglichen Vampir. Wenn du hier stirbst, weil du zu stur bist meine Gutmütigkeit anzunehmen, dann soll es halt so sein."

Daher wehte also der Wind, sie wollte ihre Schuld begleichen. Nikolai war verletzt, nein wütend. Er brauchte ihr Gutmütigkeit nicht. Er brauchte Sie nicht!

"Behalte deine Hilfe für jemanden, der sie gebrauchen kann. Ab hier trennen sich unsere Wege.", teilte ihr grimmig mit.

Sienna lachte zynisch.

"Männer. Ihr seid doch alle gleich. Arrogant selbst nach eurem Fall."

Sie stand auf und lief an ihm vorbei. Nikolai bekam das Gefühl, als er hätte er einen riesigen Fehler begangen.

"Warte.", entfuhr es ihm fast schon panisch.

"Was ist Vampir?", blaffte sie.

Er mochte es nicht, wenn sie ihn so abwertend betitelte. Nikolai hatte einen Namen und er würde ihn gerne aus ihrem Mund hören. Verdammt! Er musste ihr einen Antwort geben, wieso er sie gerade gestoppt hatte. Dann fiel es ihm, wie Schuppen von den Augen. Der Grund seiner Reise.

"Hast du meine Braut getötet?", presste er zwischen zusammen gekniffenen Lippen hervor.

Sie schwieg. Eine Minute, zwei...

"Und wenn ich es getan hätte?", gab sie zurück.

Er zuckte zusammen. Dann wäre ihr Todesurteil besiegelt gewesen.

"Hast du oder hast du nicht?", fragte erneut ohne auf ihren Kommentar einzugehen.

"Nein, ich habe deine wahre Braut nicht getötet.", gab sie zu.

Doch Nikolai hörte ein unterschwängliches Aber heraus.

"Meine wahre Braut?", hakte er nach.

"Ich habe die Frau getötet, die du verwandelt hast, aber..."

Weiter kam sie nicht, Nikolai stürzte sich wutentbrannt auf sie. Er sah rot, sie war diejenige die seine Zukunft ruiniert hatte und dafür würde sie jetzt büßen. Doch bevor er bei ihr ankam tauchte aus dem nichts in einem hellen Blitz die Hexe auf. Nikolai wurde mitten im Sprung festgehalten und schwebte halb in der Luft.

"Ach Gottchen, hier ist es aber gruftig. Hallihallo, bin wieder da.", trällerte sie fröhlich und völlig fehl am Platz.

Hey! Sorry, dass ich solange mit dem neuem Update gebraucht habe, aber in der letzten Zeit kam ich nicht zum Schreiben :( Ich versuch wieder regelmäßiger zu posten, aber ich kann nichts versprechen. Tut mir Leid! Einen schönen Sonntag noch :D

Eure Nina

DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt