Nikolai raste vor Wut, doch gleichzeitig umwabte ihn auch ein grauer Nebel, der ihn in die Bewusstlosigkeit ziehen wollte. Es wurde immer schwieriger wach zu bleiben, während in ihm alles danach schrie sich auszuruhen um schneller zu genesen. Zusätzlich war er durch seinen Blutdurst so verzweifelt, dass er wirklich in Betracht zog das Glas mit dem Blut zu trinken, dass ihm die Hexe wie aus dem nichts herbei gezaubert hatte.
Nikolai traute der Hexe nicht, er traute keiner Hexe, aber diese hier war besonders gerissen. Der Soldat in ihm versuchte wieder auszubrechen beim dem Gedanken daran, dass der Hexe der Duft seines Königs anhaftete. Der Krieger wollte seinen Anführer und besten Freund beschützen, doch konnte er nicht einmal mehr auf seinen eigenen Beinen stehen bleiben. Frustriert dachte er darüber nach, was seinen König zu der Hexe gezogen haben könnte. Manche Männer würden sie wohl als attraktiv bezeichnen, jedoch nicht Nikolai, seinem Geschmack nach war sie viel zu dürr und schwächlich. Eine Frau, die ohne ihre Magie wehrlos wäre. Nikolai bevorzugte Frauen, die sich verteidigen konnten und nicht darauf angewiesen waren sich hinter ihm zu verstecken sobald Gefahr drohte. Der Vampir König verachtete Hexen mehr als jeder andere seiner Untertanen und wer seine Geschichte kannte wusste auch, dass er jeden Grund dazu hatte. Wieso roch die Hexe also nach dem typischen Duft den Vampire ausstrahlten um zu zeigen, was ihres war? Er hing diesem Gedanken nach bis ein erneuter Hustanfall ihn durch rüttelte und er noch mehr Blut spuckte. Er brauchte Blut! Verzweifelt blickte er zu dem Glas das vor ihm stand und gab nach, was hatte er jetzt noch zu verlieren. Die Drachin hatte Recht, er musste sich eingestehen, dass er in diesem Stadium weder eine Bedrohung für eine von den beiden Frauen war, noch für eine einfache Fliege. Mit letzter Kraft griff er nach dem Blut und würgte es runter. Schnell rann es seine Kehle hinab, es schmeckte fade und abgeschmackt, trotzdem leckte er noch gierig die letzten verbliebenen Tropen im Glas ab. Er spürte, wie das Lebenselixier in seinem Körper verteilt wurde und seine Haut sich an den verletzen Stellen zusammenzog und langsam verheilte. Auch das Silber, dass sich noch in seinem Körper befand, wurde durch das frische Blut raus gepumpt, zischend erhob er sich um nicht noch mehr schwäche zu zeigen. Seine Gelenke knackten während er sich erhob, seine gebrochenen Rippen hob er an, so dass sie nicht falsch zusammen wuchsen. Der schmerz den er dabei verspürte, war nicht im Vergleich, als ihm die Assassinen die Silberpfeile in den Körper gebohrt hatten. Diesen Schmerz nahm Nikolai nur dankend an.
Er sah auf und bemerkte, dass die Drachin ihn halb besorgt und halb argwöhnisch anstierte. Oh ja, sie würde ihre Strafe noch abbekommen, dann wenn sie es am wenigsten erwartete. Nikolai wollte sie leiden lassen, so wie er gelitten hatte und für die Ewigkeit leiden würde. Er hatte ein Haus mit einem Keller, welchen er nur eigens dafür angelegt hatte. Sie hatte die große Ehre mit allen dort vor sich hin zu sichern, die es gewagt hatten ihn betrügen zu wollen. Der Mann in ihm schrie nach Rache, doch die Bestie in ihm brüllte ihn bei dem Gedanken an die Drachin im modrigen Keller an, doch Nikolai ignorierte ihn, verbannte die Bestie in den Käfig in dem er es stets angekettet hatte. Sienna sollte Höllenqualen erleiden.
Die Hexe nippte mittlerweile an ihrem zweiten Drink und beobachtete Nikolai neugierig.
"Wie kommst du darauf, dass ich dir auch nur einmal Helfen würde, Hexe?", gab er rau von sich. Sein Hals fühlte sich noch immer Staub trocken an.
Sie leerte ihr Glas in einem Zug und ließ es dann, wie von Geisterhand verschwinden, war wohl eine angewöhnte Eigenart ihrer Seits.
"Ganz einfach, weil du mir was schuldig bist, Koroljow.", gab sie zurück.
"Ich bin dir gar nichts Schuldig! Wenn schon schuldest du mir etwas, du hast mich in diese Lage gebracht, wegen dir wurde ich angegriffen.", zischte er wütend.
Er erwähnte nicht, dass er gefoltert worden war und dem Tode nahe gestanden ist, seinen Stolz verlor er nicht. Ein guter Krieger zeigte keine Schwächen und Nikolai war ein lang erfahrener Kämpfer. Eher würde er sich den Hals aufschlitzen, als das vor jemandem zuzugeben. Eitelkeit hin oder her, das war purer Lebensinstinkt. Man wurde nicht so alt, wie er weil man seine Schwächen anderen gestand.
Die Hexe verzog das Gesicht.
"Du wolltest Sienna finden, ich bin nur deinem Wunsch gefolgt. Es tut mir Leid, wenn es dir schlecht ergangen ist, aber dafür bist du ganz allein Schuld, mal ehrlich, wenn jeder den ich teleportieren habe sich für das danach beschweren würde. Junge, dann wäre ich schon längst am Ende. Ich hafte nicht für das danach, Schätzchen und bei dir mache ich da keine Ausnahme."
Und wieder tauchte ein neues Glas in ihren Händen auf. Nikolai erkannte nun den beißenden Gestank von Ethanol. Die Hexe war, wie es schien Alkoholikerin, doch Nikolai verkniff sich ein Kommentar in diese Richtung es konnte ihm egal sein, wenn sie das eines Tages in eine prekäre Lage brachte. Jedoch erklärte ihre Beschwipstheit, weshalb sie dachte Nikolai würde ihr etwas Schuldig sein. Er wollte gerade etwas erwidern, als sich Sienna zu Wort meldete.
"Hey Amarilya, wenn du Hilfe brauchst kannst du das beim Söldneramt in Auftrag geben, aber für mich wars das auch. Dank dir hatte ich mehr unschöne Begegnungen in den letzten zwei Tagen, als mir lieb war."
Dabei warf ihm Drachin einen abwertenden Blick zu. So schnell wich ihre angebliche Besorgtheit in Ekel, typisch für so ein verlogenes Pack.
"Außerdem bist du mir noch was Schuldig und nicht umgekehrt. Ich bin raus und will jetzt nur weg von hier."
Die Hexe stellte ihr Glas auf einem kleinen Tisch neben dem Sofa ab. Es war halb leer, welch ein Wunder, dachte sich Nikolai zynisch, diesmal hatte sie es nicht geleert gehabt. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, verschwand auf einmal die Flüssigkeit in dem Glas und kurz darauf das Glas selbst. Nikolai sah misstrauisch zur Hexe hin, doch diese blickte gegen die Decke und fuhr sich einmal seufzend mit der Hand durch ihre offenen Haare. War wohl eine Angewohnheit verrückter Frauen, denn die Drachin hatte das auch schon in den letzten Tagen getan, seine tote Braut noch jedoch nie.
Ein Stich fuhr durch seine Brust, er durfte den Grund seines Aufbruches nicht vergessen. Den Tod seiner Braut rächen! Normalerweise musste er sich nicht an so wichtige Angelegenheiten erinnern, er verlor nie sein Ziel aus den Augen, zur Hölle nochmal und nur eine Person war daran Schuld.
Sienna bemerkte wohl seinen Gemütszustand, denn sie spannte ihren Körper an und ging in Verteidigungsstellung. Sie wich keinen Deut zurück, zu einer anderen Zeit hätte ihn das sehr beeindruckt jetzt fachte es lediglich seine Wut an.
"Ich vermute, ich habe mich zu undeutlich ausgedrückt. Ihr habt gar keine andere Wahl, wenn ihr jemals wieder von hier weg wollt, werdet ihr genau das machen was ich auftragen werde."
Amarilya gluckste.
"Das wollt ich schon immer einmal sagen."
Nikolai fasst nicht, dass er mit einer angetrunkenen Hexe diskutieren sollte.
Ohne eine weiteres Wort raste er auf sie zu, innerhalb einer Millisekunde war er bei ihr und wollte ihr Genick brechen, doch er griff in die Luft. Die Hexe war nicht mehr da.
"Schlechter Schachzug, Nikolai. Wo glaubst du, befindest du dich? Das hier ist meine Ebene, hier gelten meine Regeln. Hast du wirklich gedacht du kannst mir hier was zu Leide tun?", sie lachte höhnisch.
Auf einmal verschwamm ihre Umgebung und eine neue tauchte auf. Er befand sich in einer dunklen Zelle. Verflucht, sollte sie sein.
"Ich lass euch mal ein bisschen nachdenken und wir sprechen uns dann morgen wieder. Träumt süß!"
Sie machte ein Kussgeräusch und dann war es still. Nikolai verfluchte seine unbedachte Handlung.
"Toll gemacht, Idiot.", erklang es von der Zelle gegenüber.
Er musste nicht erst durch die Dunkelheit blicken um zu erkennen, dass die Drachin gesprochen hatte.
Hallo, nach langem Warten wieder ein Update. Tut mir wirklich Leid, das ich solange nicht weiter geschrieben habe :/ Ich langweile euch auch nicht mit dem typischen Gerede von "zu viel zu tun", aber ich kann auch nicht versichern, dass ich regelmäßig posten kann...auch wenn ich das zuvor schon nie hinbekommen habe. Lange Rede, kurzer Sinn. Ich danke euch für die vielen Likes und Reads und streng mich an öfter weiter zu schreiben.
Eine wunderschöne Woche noch, genießt das Wetter (Perfekt umeingekuschelt zu lesen) ;)!
Güße Eure Nina :*
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Drachenblut
FantasySienna ist ein Drachenmischling und damit die letzte ihrer Art. Verstoßen von den Drachen, widmet sie ihr Leben dem Söldnerdienst. Doch auf einmal steckt sie tief in der Patsche, weil sie die Braut eines Unsterblichen gefoltert haben soll, sie muss...