Kapitel 47

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Sienna stand noch eine Weile stumm da. Amarilya hatte sich erneut erfolgreich verkrümelt, diese Hexe schaffte es jedes Mal aufs Neue im schlechtesten Augenblick zu verschwinden. Entgeistert sah sie den Guide vor sich an, der immer noch aufgeregt vor sich her schnatterte. Sienna musste sich stark anstrengen ihm nicht eins mit dem schlaffen Köper auf ihrem Rücken überzuziehen. Sie versuchte den Faden im Gespräch zu fassen, verstand jedoch nicht wovon er sprach, also gab sie es auf.

"Was sagten sie noch mal, wie sie heißen?", fragte sie ihn stattdessen.

Er lächelte erfreut darüber, dass sie nun endlich an ihrem Gespräch teilhaben wollte.

"Mein Name ist Wesley Hamilton Snipes, aber hier nennen mich alle nur Snipes.", gab er Stolz zurück.

"Ja ja, wie auch immer. Snipes, wie du siehts ist mein Gatte," sie unterdrückte ein Würgen,"etwas ermüdet von der Reise. Wir würden gerne die spannende Rundführung auf morgen vertagen, damit wir auch mit vollster Aufmerksamkeit dabei sind."

Snipes Augen leuchteten förmlich vor Aufregung und ein noch breiteres Lächeln eroberte sein gerötetes Gesicht.

"Sie haben völlig Recht! Ich zeige ihnen ihr Zimmer, es ist wirklich gemütlich muss ich ihnen sagen. Bitte folgen sie mir.", wies er sie an.

Er führte sie schnurstracks durch das kleine Dorf hin zum Schloss am Ende des Weges.

"Für unsere Gäste bieten wir stets das Beste, weshalb sie direkt in unserem ehrwürdigen Institut für Hexenkünste pensionieren dürfen. Sie werden sehen, dass sie sich nicht hätten besser Entscheiden können.", schwärmte er ihr vor.

Sie passierten eine breite, hölzerne Zugbrücke unter der klares, blaues Wasser floss. Sienna konnte von ihrem Punkt aus bis auf den Boden blicken. Am Eingangstor blieben sie stehen und ihr Guide unterhielt sich kurz mit dem Pförtner, während sie ihren Blick schweifen ließ. Selbst, wenn sie schon unendlich viele Orte bereist hatte, besaß dieser hier eine ganz eigene idyllische Ausstrahlung. Es fühlte sich an, als würde selbst der Boden und das Wasser sagen, dass sie zufrieden seien und dass man sich hier entspannen könnte. Snipes hatte derweil seine Unterhaltung mit der Pforte beendet und kam ihr mit zwei braunen Lederarmbändern entgegen.

"Die müssen sie während ihres Aufenthalts bitte tragen, sonst lässt man sie nicht durch die Pforte.", er wollte sie ihr reichen, sah dann aber dass sie keine Hand frei hatte, da sie immer noch den Vampir auf ihrem Rücken trug.

"Ähm..., soll ich ihnen die grad anziehen?", erkundigte er sich unbeholfen.

Sienna verlagerte das Gewicht auf ihren Händen, bekam den schlaffen Körper aber mit einem Arm nicht ganz zu fassen und legte ihn stattdessen vor sich ab. Dann nahm sie Snipes die beiden Bändchen ab, wickelte sich das eine um das Handgelenk und wandte sich mit dem anderen an den Mann der immer noch bewusstlos vor ihren Füßen lag. Sie zögerte, es fühlte sich nicht richtig an ihm etwas anzulegen, während er sich nicht wehren konnte. Sienna wusste selbst wie paradox sich das anhörte, sie hatte ihm immerhin weitaus schlimmeres angetan als ihm ein harmloses Bändchen anzulegen, aber das war er bei Bewusstsein gewesen, die Kenntnis darüber half nicht gegen das aufsteigende Unbehagen in ihr. Als sie den neugierigen Blick des Guides auf sich spürte, gab sie sich einen Ruck und und schnallte ihm das Ding ums Handgelenk. Dabei ließ sie ihren Blick über seinen Körper gleiten und stellte erleichtert fest, dass keine Schäden in seinem Gesicht zurück geblieben waren.

Na dann konnte sie ihm zukünftig wenigstens mit gutem Gewissen drohen, witzelte sich bei sich. Sie hatte auch schon lustigere Kommentare gehabt...

Dann warf sie ihn etwas zu unsanft wieder über die Schulter, was ihr erneuten einen Blick vom Guide einbrachte. Mann, war der nervig. Sie lächelte ihn heiter an.

DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt