Nᥲƙҽժ៹𝙼𝚒𝚗𝙲𝚑𝚊𝚗

8៹

Chan;

Es war so als wäre mein Leben einfach an mir vorbei gerauscht.

Ich konnte mich an kaum etwas erinnern. Ich wusste nicht mal wie viel Zeit vergangen war zwischen dem Abschluss an der Universität und dem jetzigen Zeitpunkt. Ob man es glaubte oder nicht, ich wusste nicht mal wie alt ich jetzt überhaupt war. Ich konnte mich an viele andere Dinge erinnern aber nicht an die Zeit dazwischen bis jetzt.

Ich war verdammt noch mal verheiratet gewesen und anscheinend hatte mein Ehemann einen Sohn? Oder hatten wir ihn zusammen adoptiert? Ich wusste rein gar nichts. Überhaupt nichts und mein Kopf ratterte so viel, das tat mir nicht gut. Die Anstrengung war zu groß aber ich wollte das nicht nach Außen zeigen.

Außerdem verwirrte mich etwas sehr. Ich war also mit einem Mann verheiratet und hatte mich für das schwulsein entschieden? Ich konnte mich nur noch daran erinnern, dass es mir früher ziemlich schwer fiel dazu zu stehen. Zwar wussten es einige, dass ich an beiden Geschlechtern interessiert war aber ich wusste noch wie schwer ich mich damit getan hatte. Es schien sich einiges verändert zu haben und ich wusste rein gar nichts mehr davon. Ich hätte mich gerne daran erinnert wie ich diesen Mann kennengelernt hatte. Anscheinend musste er mich richtig umgehauen haben. Gerade wenn mein Vater davon wusste und ich dazu stand. Das musste eine riesige Sache gewesen sein aber ich wusste davon rein gar nichts mehr.

Wow, das war so verdammt frustrierend..

„Sie sollten sich nicht quälen, Mr. Bang. Mit etwas Geduld werden die Erinnerungen Stück für Stück wieder kommen."

Mein Blick glitt zu der Krankenschwester, die in mein Zimmer trat und meine Vitalwerte auf dem Bildschirm überprüfte. Ich hatte sie nicht mal Eintreten sehen. Über das was sie sagte seufzte ich bloß leise. Sie hatte gut reden. Es war echt kein tolles Gefühl nicht zu wissen wer man selbst eigentlich geworden war. An mein früheres Ich erinnerte ich mich aber zu was für einer Person ich geworden war, davon hatte ich nicht den Geringsten Schimmer.

„Ist mein Vater eigentlich hier gewesen?"

Meine Augen musterten sie neugierig, verfolgten ihre Bewegungen und als sie mich etwas mitleidig anschaute, kannte ich die Antwort schon. Natürlich war er es nicht gewesen.. Was hatte ich auch gedacht? Es wäre zu schön um wahr zu sein.

„Tut mir Leid.. er hatte vor ein paar Stunden mit dem Doktor telefoniert.", „Und dann hat er sich nicht mehr gemeldet nehme ich an."

Sie schüttelte mit dem Kopf und ich nickte einfach nur stumm. Was hatte ich auch erwartet? Dass er seinen Sohn persönlich besuchen würde? Das er mir die Ehre erteilte und sich blicken ließ? Natürlich nicht. Er war wahrscheinlich hinter seinem Schreibtisch und arbeitete mit irgendwelchen Statistiken oder Sonstigen. Wobei die Firma anscheinend jetzt mir gehörte und auch das verwirrte mich. Mein Vater hatte also mir die Firma überlassen. Wer hätte das denn gedacht? Auch daran konnte ich mich nicht mehr erinnern. Schade, daran hätte ich mich wirklich gerne erinnert aber ich hatte wirklich keinen Plan.

Mein Vater sorgte sich noch nie über mein Wohlergehen. Ich sollte immer nur seinen Anweisungen folgen und ein Mann sein. Das war schon früher so. Wenn ich als kleines Kind wegen irgendetwas weinte oder mich verletzt hatte, bekam ich nur diesen strengen Blick und wurde sogar dafür verurteilt wenn ich Schwäche zeigte. Das war etwas was in dem Hause Bang nicht geduldet wurde. Man musste immer Stärke und keine Gefühle zeigen. Gefühle waren unwichtig. Unproduktiv, wie er immer sagte. Sie hinderten einen daran sich auf die Arbeit zu konzentrieren und ich fühlte mich oft allein deswegen. Mein Bruder war mir da keine große Hilfe gewesen. Nie. Wir waren alle auf uns allein gestellt und anscheinend war man das sogar nach einem heftigen Autounfall. Der Preis Vater des Jahres ging wohl mal wieder nicht an meinen Dad..

„Aber sie scheinen einen tollen Ehemann zu haben. Man sieht ihm die Sorge sofort an. Er muss sie sehr lieben."

Sie sagte das wahrscheinlich nur um von dem anderen Thema abzulenken. Ich wusste nicht wie sehr Minho mich liebte, ob er es überhaupt tat und welch Bindung wie zueinander hatten. Ich musste ihn das unbedingt fragen wenn ich ihn wieder sah. Ich hatte so viele Fragen. Liebte ich ihn überhaupt? War die Hochzeit nur Mittel zum Zweck oder aus Liebe gewesen? Wow, es war verdammt scheiße nichts mehr zu wissen.

„Ich weiß es nicht..", „Sie sollten etwas schlafen. Eine Kopfverletzung der Art kann einen sehr schwächen. Sie brauchen viel Ruhe."

Sie hatte gut reden. Wie sollte ich jetzt schlafen wenn mein Kopf voller Fragen war und ich keine Antworten auf diese tausenden von Fragen hatte?