𝐚𝐜𝐡𝐭 / Liz

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𝐄𝐈𝐍 anderes Thema hatte Sirius aber wirklich auch nicht einfallen können. Patronus, oh Merlin.
Er hatte es leicht, bei ihm würde es reichen sich zwei Hundeohren auf den Kopf zu setzen und einen Schwanz an den Hosenbund zu klemmen.
Aber wie sollte Liz sich als Rabe verkleiden können? Sie hatte keine Ahnung von Mode, ihre Garderobe bestand hauptsächlich aus der Schuluniform und in ihrer Freizeit trug sie nur bequeme Sachen, da sie sowieso nie irgendwo hinging.

Sie wollte am Ende nicht mit einem riesigen schwarzen Schnabel im Gesicht und einem unförmigen Pullover am Körper herumlaufen, doch das war das Einzige, was ihr gerade einfiel.

Hätte sie Freundinnen, wäre das Ganze leichter. Gaben sie einem nicht immer Tipps? Vor allem in Mode?

Blöd, dass ihr einziger Freund ein Lederjackenliebender, rauchender Motorradfahrer war, mit einer Vorliebe für nackte Muggelfrauen. Wenn es nach ihm ginge, würde sie wohl in nichts anderem als Unterwäsche zur Party gehen, ein paar schwarze Federn auf dem Bh, um dem Motto gerecht zu werden. Liz grinste in sich hinein, da sie sich vorstellen konnte, dass Sirius das tatsächlich vorschlagen würde.

„Freust du dich so sehr auf deine Nachhilfestunde oder warum grinst du so?"

Erschrocken fuhr Liz zusammen und sah von ihrem Zaubertrankbuch auf. Snape kam auf sie zu, seine Tasche voller Bücher über die Schulter gehängt und ein Stapel Pergamentblätter im Arm. 
Liz lief rot an. „Ich habe nur nachgedacht", meinte sie abwehrend und sah ihm dabei zu, wie er die Blätter ablegte und sich ihr gegenüber an den schmalen Tisch setzte.

„Also, bereit?", wollte er wissen und sah sie abwartend an. Liz nickte und griff nach Feder und Blatt.

„Wo liegen denn deine größten Schwächen?", fragte Snape und schlug sein Buch auf.

„In Allem."

„Ich meine, wo liegen deine Schwächen in Zaubertränke."

Stille.

„ ... in Allem."

Snape hob den Blick und sah sie entgeistert an. „Tatsächlich in Allem? Du kannst nichts?"

Liz Lippen wurden spitz, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. „Ja, Herr Lehrer, ich kann nichts", sagte sie bissiger, als beabsichtigt, doch er hatte einen Nerv getroffen. Darin lag der Großteil ihrer Unsicherheiten - dass sie an den einfachsten Dingen scheiterte. Natürlich hatte sie nicht in jedem Fach schlechte Noten, doch dass gerade so ein logisches Fach wie Zaubertränke ihr Schwierigkeiten bereitete, nervte sie sehr.

Snape schien bemerkt zu haben, wie unhöflich er gewesen war, denn er räusperte sich. „So war das nicht gemeint, Briggs. Zeig mir einfach mal deine letzten Aufsätze und wir fangen damit an sie zu überarbeiten."

Mit einem grimmigen, doch ein wenig besänftigten Gesichtsausdruck zog Liz ihre misslungenen Werke aus der Tasche und reichte sie ihm. Seine pechschwarzen Augen huschten in einem bemerkenswerten Tempo darüber. Die Furche auf seiner Stirn schien mit jedem Satz tiefer zu werden.

Liz würde ihm am liebsten die Aufsätze aus der Hand reißen und sie verbrennen, doch sie beherrschte sich und starrte stattdessen auf ihre Finger. Die Scham erhitzte ihren Körper und sie begann an ihrem Ärmel herumzuzupfen, um die Stille zu ignorieren.

Blätter raschelten, als er die Aufsätze wieder auf den Tisch ablegte und Liz hob vorsichtig den Kopf. Netterweise versuchte Snape sein Gesicht nicht ganz so geschockt aussehen zu lassen.
Doch Liz seufzte. „Es ist schlimm, ich weiß. Sag es ruhig."

Snape warf nochmals einen Blick auf die Blätter und faltete dann die Hände. „Nun", begann er und Liz begann nervös auf ihrer Lippe zu knabbern, „Es ist ... nicht unbedingt, das, was ich erwartet habe, ... aber es ist nicht aussichtslos. Es besteht die Chance, dass ich dir tatsächlich helfen kann."

Liz hörte auf auf ihrer Lippe zu kauen. Na, das war doch was. So schlimm klang das nicht. „Im Mischen von Tränken hast du auch Probleme, wie ich bemerkt habe?", versicherte er sich und Liz nickte stumm. Das hatte vermutlich schon die ganze Klasse bemerkt. Snape nickte verständnisvoll. „Stell dich im Unterricht einfach zu mir, dann kann ich dir helfen bis du es alleine hinbekommst. Das schaffen wir schon", meinte er und sein Gesichtsausdruck wurde freundlicher.

Ein zögerliches Lächeln blitzte Liz über die Lippen und sie spürte, wie ihr ein riesiger Stein vom Herzen fiel. Nun hatte sie eine Rettungsleine, an die sie sich klammern konnte. Sie war nicht mehr völlig auf sich alleine gestellt, wenn sie im Unterricht nicht mehr weiter wusste.

Sie hätte niemals erwartet, dass Snape so hilfsbereit sein würde. Sie hätte niemals erwartet, dass ihr überhaupt jemand freiwillig half.

Kurz dachte sie darüber nach, was es über die Personen aussagte, dass Sirius, ihr einziger und bester Freund seit Kindheitstage, sich nicht die Zeit nehmen wollte, ihr zu helfen, aber Severus Snape, ein Junge von dem sie nur den Namen kannte, ihr ohne zu Zögern sein Wissen beibringen wollte.

***

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐚𝐭𝐭𝐚𝐜𝐡𝐦𝐞𝐧𝐭 & 𝐚𝐧𝐭𝐚𝐠𝐨𝐧𝐢𝐬𝐦 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt