𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐚𝐭𝐭𝐚𝐜𝐡𝐦𝐞𝐧𝐭 & 𝐚𝐧𝐭𝐚𝐠𝐨𝐧𝐢𝐬𝐦 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫

𝐚𝐜𝐡𝐭𝐳𝐞𝐡𝐧 / Liz

𝐄𝐒 musste mitten in der Nacht sein, als sie sich auf den Rückweg machten. Lily hatte sie alle trocken gezaubert, doch Sirius hatte sich strikt geweigert seinen Pullover wieder anzuziehen, weshalb er nun mit nackter Brust durch den verbotenen Wald stapfte. Aus Gründen, die sich niemand erklären konnte, hatte er sich Liz Kapuzenpullover um den Hals gebunden, sodass es aussah als träge er ein Cape und Liz trug dafür seinen. Er reichte ihr fast bis zu den Knien, doch er war kuschelig warm und außerdem roch er nach Sirius, weshalb sich Liz nicht beschwerte. Nach seinem Deodorant und Zigaretten. Ein vertrauter Duft.

Die vier Jungs liefen im Gänsemarsch hintereinander her, die Hände auf den Schultern des Vordermannes und summten dazu ein altes Wanderlied. James, der ganz vorne lief, wedelte mit den Armen und imitierte eine Trompete.

Lily und Liz hatten sich ein wenig zurückfallen lassen und folgten ihnen mit einem Sicherheitsabstand.

„Manchmal frage ich mich selbst, was ich an ihm finde", meinte Lily spaßeshalber und beobachtete James dabei, wie er mit seiner imaginären Trompete ein Solo hinlegte.

Liz musste grinsen und sah sie von der Seite an. „Kann ich dir nicht verübeln."

Amüsiert wurde sie von Lily in die Seite gestoßen und stolperte kichernd ein paar Schritte zur Seite. Lily zog sie wieder zu sich und hakte sich bei ihr unter. „Reiß lieber nicht die Klappe so weit auf, Briggs", grinste sie und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen.

„Was meinst du?", lachte Liz und sah sie verwundert an.

Lily's Blick wanderte zu den vier Wanderern vor ihnen. „Ich meinen deinen oberkörperfreien Superhelden da vorne", antwortete sie und Liz öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch sie schnitt ihr das Wort ab. „Versuche gar nicht erst, es zu leugnen. Zwischen euch läuft etwas."

Liz schüttelte belustigt den Kopf. „Wir sind nur Freunde, Lily."

„Ihr verhaltet euch wie ein altes Ehepaar."

„Gute Freunde."

„Er hat dir einen Verlobungsring geschenkt."

Darauf fand Liz keine logische Entgegnung. Sie wusste, dass Sirius und sie sich nicht unbedingt nur wie Freunde verhielten, doch sie kannten sich immerhin schon sehr lange und hatten als Kinder jeden Tag miteinander verbracht. Somit entstand eben eine gewisse Bindung, doch sowas wie Liebe oder Romantik hatte es zwischen ihnen noch nie gegeben. Lily verstand das falsch.

„Ich hoffe doch, ich werde deine Trauzeugin", grinste Lily und zwinkerte ihr zu.

Empört lachte Liz auf. „Wir werden doch nicht heiraten, Himmel!"

Besserwisserisch blickte Lily geradeaus und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Jaja, darüber reden wir in ein paar Jahren nochmal."

Entgeistert sah Liz sie an. Dachte sie wirklich, Liz und Sirius würden heiraten? Wie verrückt, komplett hirnrissig. Sie hätte fast laut losgelacht, wenn sie nicht so fassungslos über diese Vermutung wäre. Sirius Black war doch kein Mann zum heiraten.

„Sirius und ich haben uns schon als Kinder versprochen, die Trauzeugen des jeweils anderen zu sein", warf sie ein und Lily schmunzelte.

„Das wird schwierig, wenn ihr gleichzeitig auch Ehepartner sein wollt."

„Lily!" Warnend und dennoch lachend hob Liz den Zeigefinger. „Schluss jetzt", forderte sie.

„Sonst was?", grinste Lily herausfordernd und ihre grünen Augen kniffen sich belustigt zusammen.

„Oho, prügelt ihr euch da hinten gleich?", rief Sirius plötzlich hoffnungsvoll dazwischen und beide Mädchen wandten ihm den Blick zu. „Aber bitte nur in Unterwäsche. Aus Sicherheitsgründen."

Lily und Liz prusteten los. „Du bist ein Schwein, Sirius Black", lachte Liz.

„Mit Du bist eine geile Sau wäre ich einverstanden." Sein breites Lächeln strahlte schon fast im Mondlicht und Liz schüttelte amüsiert den Kopf.
Dann hob sie den Kopf und warf Lily einen Blick zu. „Meinung geändert?", wollte sie wissen.

Lily schüttelte den Kopf und das rote Haar flog hin und her. Ihre Augen funkelten wissend. „Ich bin mir nur viel sicherer geworden."

*

Erschöpft, doch so glücklich wie noch nie fiel Liz in dieser Nacht ins Bett. Mit einem warmen Gefühl im Bauch starrte sie an den dunkelgrünen Baldachin ihres Himmelbettes und konnte es kaum fassen, dass sie tatsächlich gerade die schönste Nacht ihres Lebens hinter sich hatte. Und vor allem, dass sie nicht erwischt worden waren.

Die anderen Mädchen im Schlafsaal schliefen ruhig, hin und wieder bewegte sich eines oder schnarchte auf, doch Liz war hellwach vor Freude und Adrenalin. Tief holte sie Luft und schloss die Augen beim Ausatmen. Noch immer trug sie Sirius Pullover und sie kuschelte sich in den warmen roten Stoff.

Sie dachte darüber nach, was Lily gesagt hatte.

Ein Prickeln breitete sich in ihrer Brust aus, wenn sie sich vorstellte, dass sie Recht haben könnte. Es war absurd, doch der Gedanke ließ sie nicht mehr los. Sie mochte Sirius sehr, doch war es wirklich so etwas wie Liebe? Natürlich liebte sie ihn, er war ihr engster Vertrautester, doch empfand sie die Liebe für ihn, die all die anderen Mädchen, die in ihn verknallten waren, für ihn empfanden?

Konnte sie sich vorstellen ihn nicht nur zu umarmen, sondern zu küssen? Oder mehr als küssen? Hitze stieg in ihr auf und sie vergrub das Gesicht in dem Pullover, um sich vor ihren eigenen Gedanken zu verstecken.

Sirius und sie waren nur Freunde, nicht mehr und nicht weniger. Alles andere wäre irre.

***