𝐳𝐰𝐞𝐢 / Liz

619 42 16
                                    

𝐄𝐒 gab viele Arten, wie man Aufmerksamkeit erlangen konnte. Man konnte eine neue Frisur haben und auffallende Kleidung tragen oder wie Sirius mit seinem besten Freund James Potter auf dem überfüllten Bahngleis 9 3/4 eine Ballettaufführung hinlegen, während bunte Funken aus ihren Zauberstäben schossen und die Menschentraube, die sich um sie gesammelt hatte in roten und goldenen Rauch einnebelte - oder man konnte wie Liz einfach nur versuchen, unauffällig und still einen Platz im Hogwarts-Express zu ergattern. Sie spürte die Blicke der Anderen wie heiße Nadeln auf ihrer Haut.

Sie alle wussten ihren Namen, doch keiner kannte sie. Sie war nur das seltsame Mädchen, mit dem der beliebte Sirius Black befreundet war. Die Slytherin, die nirgendwo reinpasste. Alle fragten sich dasselbe: Warum verschwendete er überhaupt seine Zeit mit ihr?

Und wenn Liz ehrlich zu sich selbst war, fragte sie sich das auch. Eigentlich passte sie überhaupt nicht in seinen Freundeskreis: Sie war weder besonders mutig wie James, noch so intelligent wie Remus Lupin und auch so unterwürfig wie Peter Pettigrew war sie nicht. Liz war ein Niemand.

Ein Arm legte sich um ihre Schulter und jemand quetschte sich im Gang des Zuges neben sie. „Hallöchen, Lizzielein", flötete Sirius ihr ins Ohr. Von seiner Tanzaufführung war er ganz verschwitzt und da der Gang für sie zwei viel zu eng war, wurde Liz praktisch in seine Achselhöhle gepresst.

„Uff, was willst du", keuchte sie und versuchte ihn von sich zu drücken, was ihn nur dazu veranlasste, seinen Arm enger um sie zu schlingen. Schließlich gab sie ihren Widerstand auf und seufzte. „Lass mich los, du müffelst!"

Natürlich ließ er sie nicht los, sondern grinste. „Das ist mein natürlicher Geruch. Wären wir in der Tierwelt, würdest du dich mit einem anderen Weibchen um mich prügeln, nur um von mir begattet zu werden." Widerlich arrogant hob er das Kinn.

„Wären wir in der Tierwelt, würde das Weibchen dich nach der Paarung auch auffressen, also na los, verströme deine natürlichen Gerüche anderswo", lachte Liz und drückte mit ihrer flachen Hand sein grinsendes Gesicht weg.

„Wie du willst, aber ich wette spätestens in einer Minute vermisst du mich wieder", meinte er und löste seinen Arm von ihren Schultern. Schnell quetschte sie sich vor ihn, damit er sie nicht wieder in die Mangel nehmen konnte. „Das bezweifle ich stark."

Bevor er zu seinen Freunden ging, schnipste er ihr grinsend gegen die Stirn. Sich schmunzelnd über die schmerzende Stelle reibend sah sie seinem breiten Rücken nach. Plötzlich wurde ihr die Sicht von einem tiefen Ausschnitt und zwei grünen Augen versperrt. Fast sofort verbannte Liz das Grinsen aus ihrem Gesicht und setzte ihren üblichen neutralen Ausdruck auf.

„Es ist wirklich traurig mit anzusehen, wie du Sirius hinterhersabberst. Verwunderlich, dass du dir nicht sofort die Kleider vom Leib gerissen und dich auf ihn gestürzt hast", schnarrte Ophelia Green und blickte mit perfekt sitzender Frisur auf sie herab.

Ohne sich auch nur eine Entgegnung zu überlegen drehte Liz sich um und ließ sie stehen. Ihr war das wirklich zu blöd. Wenn Ophelia dieses Jahr jemanden suchte, den sie anzicken und niedermachen konnte, würde das ganz sicher nicht Liz sein. Menschen wie sie wollten Aufmerksamkeit - wenn sie ihr diese nicht gab, würde sie es hoffentlich irgendwann aufgeben.

Ihren Blick spürte sie trotzdem in ihrem Rücken, doch dass sie sich nicht einmal versuchte zu verteidigen, schien sie immerhin sprachlos gemacht zu haben. Es mochte so aussehen, als würde Liz den Schwanz einziehen, doch im Grunde war sie es einfach leid. Vor allem zu Zeiten des Krieges sollten sie zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen und dieses kindische Konkurrenzgehabe sein lassen.

Liz suchte sich einen Platz im hinteren Teil des Zuges und glücklicherweise war das Abteil leer. Sie schloss die Tür, legte das Gepäck ab und kramte ein halbbeschriebenes Stück Pergament und eine Feder hervor. In den Ferien hatte sie lieber entspannt im Gras gelegen, statt den Aufsatz für Zaubertränke fertigzustellen, weshalb sie sich jetzt wirklich an die Arbeit machen musste. Zaubertränke war ihr absolutes Hass-Fach, doch sie musste sich dieses Jahr wirklich ins Zeug legen, wenn sie die siebte Klasse bestehen wollte. Letztes Jahr hatte sie nur knapp ein Annehmbar erhalten.

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐚𝐭𝐭𝐚𝐜𝐡𝐦𝐞𝐧𝐭 & 𝐚𝐧𝐭𝐚𝐠𝐨𝐧𝐢𝐬𝐦 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt