𝐬𝐢𝐞𝐛𝐞𝐧𝐮𝐧𝐝𝐝𝐫𝐞𝐢ß𝐢𝐠 / Sirius

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𝐒𝐄𝐈𝐍𝐄 Finger kamen ihm wie Eiszapfen vor, als James und er die vielen Treppen zu seiner Wohnung wieder hinauf stiegen. Er sehnte sich nach dem Frühling wie ein Verdurstender nach einem Glas Wasser. Die warme Frühlingssonne, die die Welt in ein goldenes Licht tauchte, abertausende vor Leben sprühende Pflanzen, die blühten und die Insekten nach draußen lockten. Der Duft nach frischem neuem Leben nach dieser dunklen kalten Winterzeit.

Auf dem dritten Stock kam ihnen eine mollige ältere Dame entgegen, wackelig auf einen Gehstock gestützt und im grün rot kariertem Mantel. Sirius lächelte sie an. „Fröhliche Weihnachten, Mrs Bottlebee", grüßte er sie freundlich und tippte sich an den Kopf, als würde er einen imaginären Hut ziehen. Mrs Bottlebee runzelte nur die faltige Stirn und gab ein gemurmeltes „Hmpfgrmpf" von sich, ehe sie sich an ihnen vorbei schob.

„Die scheinst du wohl noch nicht um den Finger gewickelt zu haben", meinte James grinsend, während sie die restlichen Stufen erklommen.
Sirius verdrehte die Augen. „Keinen von meinen Nachbarn. Hier im Ort leben viele Muggelstämmige, bei denen sich meine Familie einen Namen gemacht hat. Die würden mich am liebsten mit Heugabeln und Fackeln aus dem Dorf jagen, nur weil ich auch Black heiße."

„Mieses Los, Bruder", sagte James und klopfte ihm auf die Schulter. „Die werden irgendwann schon merken, dass du nicht so bist wie diese Rassisten."
Sirius bezweifelte das zwar, nickte jedoch trotzdem. Die Leute in solchen Dörfern waren oft zu voreingenommen, als dass sie ihre Meinung einfach änderten. Ihm wäre es natürlich lieber, wenn es nicht so wäre, doch er würde es überleben. Es war nicht das erste Mal, dass man ihn wegen seiner Herkunft verachtete und würde auch nicht das letzte Mal sein.

Als sie die Tür zu seiner Wohnung öffneten, kam ihnen ein Schwall warmer Luft, die sich nach der Kälte draußen wie das Höllenfeuer anfühlte, entgegen. Laute Stimmen waberten zu ihnen hinüber. Der Geruch, der in ihre Nase stieg, war eine Mischung aus Zimt, Braten, Alkohol und noch etwas anderem, was er nicht bestimmen konnte. Es roch scharf und geräuchert. James schien schneller zu raffen, was die Geruchsquelle war. Er warf Sirius einen Blick zu.
„Sag mal ... riechst du auch ... Feuer?"

Feuer! Sirius riss die Augen auf, als er es nun auch erkannte und zusammen stürzten sie in das Wohnzimmer, das in einer grauen Rauchwolke steckte. „Wo ist mein Zauberstab? Wo ist mein Zauberstab?!", hörte man Remus brüllen, der die beiden fast umrannte.

„Zauberstab? Hol verdammtes Wasser, du idiotischer Hutständer!" Lily rannte ihm nach, eine leere Salatschüssel in den Händen, und stürmte ins Badezimmer. Er erkannte die Schemen von Peter, der mit irgendwas, das stark nach seinem Kopfkissen aussah, auf etwas brennendes, züngelndes einschlug.

„Was zum Henker ist denn hier los?", brüllte Sirius, als Liz, ebenfalls mit einer Schüssel bewaffnet, an ihnen vorbei eilen wollte. Er hielt sie am Arm zurück. Ihr Gesicht glänzte vor Schweiß und sie schenkte ihm ein kurzes gestresstes Lächeln.
„Es brennt, das sie siehst du doch", sagte sie, riss sich von ihm los und folgte Lily ins Badezimmer.

Sprachlos sah er ihr hinterher und konnte auch nicht reagieren, als beide Mädchen mit überschwappenden Schüsseln wieder an ihm vorbeistürmten. Mit einem lauten Zischeln und noch mehr Dampf kippten sie das Wasser auf das brennende Etwas, dessen Flammen nach und nach immer kleiner wurden, bis sie schließlich erloschen.
Dann riss Remus die Fenster auf. Hustend wedelten sie mit den Kissen und den dünnen Decken den Rauch nach draußen. Es klappte, der Dunst lichtete sich und Sirius konnte nun alle Gesichter seiner Freunde erkennen. Jedes war rot, verschwitzt, mit Ruß bedeckt und völlig außer Atem. Sie starrten auf das qualmende Ding, das bis vor kurzem noch lodernd gebrannt hatte. Es war nichts als ein Häufchen Asche übrig. Ein trauriger Anblick.

„Okay ...", begann Sirius wütend, jedoch langsam, durchbrach somit die geschockte Stille und trat auf seine Freunde zu. Remus, Peter, Lily und Liz zogen die Köpfe ein und das Schuldbewusstsein stand ihnen auf der Stirn geschrieben. „Ihr erklärt mir jetzt, was zum verfluchten Schwabbelarsch meiner Großtante Hertha, hier passiert ist!"
Er funkelte sie an. „Und sag mir nicht ‚es hat gebrannt', Amaryllis!", fauchte er Liz an, die als erste den Mund öffnen wollte. Schnell schloss sie ihn wieder und starrte zu Boden.
Lily gluckste. „Dein ganzer Name ist Amaryllis?"
„Schnauze, Lily!", keifte Sirius zornig und sofort verstummte die Rothaarige mit einem leisen „Entschuldige."
„Also?!" Er sah in die Runde.

Remus räusperte sich. „Ehm, also ... es ist eigentlich eine ziemlich witzige Geschichte ..."
„Es ist überhaupt nicht witzig", knurrte Sirius.
„Nein ... nein, du hast recht ...", sagte Remus kleinlaut, „Sei nicht sauer auf die anderen, die haben nur versucht zu helfen. Es ist meine Schuld gewesen."

„Es ist deine Schuld, dass meine Wohnung jetzt aussieht als hätte der Teufel persönlich hier seine Junggesellenparty veranstaltet?!" Sirius biss die Zähne zusammen, um nicht laut zu fluchen.

„In ... in gewisser Weise ... ja." Remus kratzte sich verlegen am Kopf. „Weißt du, Lily hat doch diesen Weihnachtsbaum mitgebracht und ... naja ... ich dachte mir ‚Was ist ein Weihnachtsbaum ohne richtige Kerzen?'"
Sicher", kam es von Peter, der es in einem leisen Husten zu verstecken versuchte.
Remus warf ihm einen giftigen Blick zu. „Jedenfalls habe ich daraus gelernt, dass man im betrunkenen Zustand nicht unbedingt mit Feuer spielen sollte."

„Oh, schön, dass du deine Lektion lernen konntest, Moony", sagte Sirius ironisch, „Ist euch eigentlich klar, dass ich dafür aus der Wohnung geschmissen werden kann?!"

„Es ist doch nichts kaputt gegangen", versuchte Liz ihn verlegen zu beruhigen, „Abgesehen vom Weihnachtsbaum natürlich ..."
„Es hat hier verdammt nochmal gebrannt!", rief Sirius fassungslos aus, „Es ist doch nichts kaputt gegangen! Willst du mich eigentlich verkackeiern?"

„Hey, Tatze", klickte sich nun James ruhig ein und legte ihm eine Hand auf die Schulter, „beruhig dich erstmal. Wir bringen das schon wieder in Ordnung."

Sirius presste die Lippen zusammen, blickte einen nach dem anderen wütend in die schuldbewussten Augen, atmete dann tief ein und wieder aus. „Na schön. Okay." Von James ließ er sich schließlich in die Küche führen, wo er sich vor sich hin schmollend auf die Fensterbank hievte. Er vergrub das Gesicht in den Händen, während er dabei zuhörte, wie die anderen herumklapperten und leise miteinander sprachen, während sie aufräumten und putzten.

Eigentlich wollte er gar nicht so wütend auf seine Freunde sein. Allerdings war diese Wohnung sein erster Schritt zu absoluten Unabhängigkeit gewesen und das wieder zu verlieren - das wäre für ihn unvorstellbar. Doch das konnten seine Freunde vielleicht nicht verstehen ... sie alle hatten immer die Unterstützung ihrer Familien im Rücken gehabt, selbst wenn sie ihre eigene Wohnung abgefackelt hätten, hätten sie einfach wieder zuhause einziehen können, ohne irgendwem zur Last zu fallen. Auch wenn die Potters ihn immer wie ihren eigenen Sohn behandelten hatten - er wusste, er war es nicht. Und das machte einen gewaltigen Unterschied.

Er atmete tief durch und fuhr sich über das Gesicht. Liz hatte jedoch recht: Es war nichts kaputt gegangen, außer der Weihnachtsbaum und vermutlich ein paar Löcher im Kopfkissen. Das würde er überleben. Vielleicht musste er nichtmal seinem Vermieter darüber informieren. Es ist alles gut, versuchte er sich einzureden, ehe er sich wieder erhob und zurück zu den anderen ging. Alles ist bestens.

***

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐚𝐭𝐭𝐚𝐜𝐡𝐦𝐞𝐧𝐭 & 𝐚𝐧𝐭𝐚𝐠𝐨𝐧𝐢𝐬𝐦 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt