𝐳𝐰ö𝐥𝐟 / Liz

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𝐋𝐈𝐙 nippte an ihrem Becher voller Punsch. Sie hätte nicht gedacht, dass sich Sirius und seine Freunde an McGonagalls Alkoholverbot halten würden, doch tatsächlich hatte Liz keinen Tropfen schmecken können. Vielleicht war sie aber auch einfach zu ungeübt darin, Getränke mit Alkohol darin zu erkennen, wenn sie doch nie trank.

Tatsächlich war heute der erste Tag in ihren fast siebzehn Jahren, bei dem sie nicht nur kurz probiert hatte, sondern schon bei ihrem zweiten Becher angelangt war. Allerdings auch nur, weil sie bei dem lauten grölenden und schiefen Geburtstagsständchen die Hälfte des Ersten verschüttet hatte, da ihr ein Gryffindor Sechstklässler gegen die Schulter gestoßen war und gleich darauf den Rest durch Gruppenzwang hatte exen müssen.

Sirius hatte sich in die Menge geworfen, um sich mit seinen restlichen Gästen zu unterhalten, weshalb Liz nun alleine war, doch es störte sie keineswegs. Sie stand etwas abseits der Tanzfläche und betrachtete die feiernden Schüler.

Sie hatte angenommen sich unwohl oder panisch zu fühlen, wenn sie unter so vielen Menschen war, die sie nicht kannte oder - noch schlimmer - flüchtig kannte, doch sie fühlte sich gut. Fast schon entspannt. Vielleicht lag es doch an dem Alkohol im Punsch, wenn denn welcher drin war, oder es lag an der Maske, die sie sich im Laufe des Abends über die Augen gezogenen hatte, nachdem sie zum dritten Mal von einem wild tanzenden Schüler von ihrem Kopf geschlagen worden war.

Irgendwann gesellte sich Lily zu ihr. Aus irgendeinem Grund schien sie Liz tatsächlich sympathisch zu finden, denn sie hatte sich öfter an diesem Abend zu ihr gestellt und sich mit ihr unterhalten. Es war völlig ungewohnt und neu für Liz, dass jemand anderes als Sirius sich mit ihr über Gott und die Welt unterhielt oder einfach nur Witze machte.

„Gefällt es dir hier?", wollte Lily wissen und nippte an ihrem Getränk, „Sirius meinte, du wärst nicht so der gesellschaftliche Typ, doch du kommst mir ganz friedlich vor."

Ihre Haut glänzte vor Schweiß, da sie bis vor zwei Minute noch wild mit James getanzt hatte. Ihr war es wohl zu viel geworden, weshalb James nun einen langsamen Waltzer mit Sirius tanzte. Es sah gar nicht mal so schlecht aus, doch es passte nicht ganz zu dem schnellen Solo des Schlagzeugspielers der Dawdling Dweebs. Das machte es jedoch umso lustiger.

„Es ist ... weniger schlimm, als erwartet", antwortete Liz und sah amüsiert dabei zu, wie James Sirius in eine Drehung wirbelte.

Lily lachte. „Ich habe es mir auch katastrophaler vorgestellt, wenn ich ehrlich bin. Ich meine - ", sie nickte zu ihrem Freund und Sirius, deren Tanz mittlerweile ziemlich leidenschaftlich aussah, „ - wenn die beiden eine Party planen, ist Chaos normalerweise vorprogrammiert."

Sie warf Liz einen verschmitzten Seitenblick zu. „Weißt du, was ich denke?", fragte sie und Liz sah ihr schulterzuckend in die Augen. „Dass es wegen dir ist."

Verwirrt runzelte Liz die Stirn. „Wegen mir? Was meinst du damit?"

„Ich denke, er hält sich mit dem Chaos zurück, weil er weiß, dass du dich nicht wohl fühlen würdest", erklärte sie und beobachtete Liz Reaktion. Diese brach den Blickkontakt ab und richtete ihre Augen stattdessen auf ihren Becher. „Wie kommst du darauf?", wollte sie wissen und kreiste sachte den Becher, sodass ein kleiner Punschstrudel entstand.

„Weißt du, er hat dich wirklich gern, du Blindpflaume", lachte Lily und stubste sie verspielt an.

Zurückhaltend erwiderte Liz das Lächeln und rieb sich über den Arm, der etwas schmerzte, da Lily unerwartet viel Kraft hatte. „Das hoffe ich doch, sonst würde er mich seit neun Jahren anlügen", sagte sie und Lily riss erstaunt die Augen auf.

„Ich wusste nicht, dass ihr euch schon so lange kennt. Habt ihr euch nicht erst in Hogwarts kennengelernt?"

Erstaunt schüttelte Liz den Kopf. „Nein, wir sind - waren Nachbarn, als Sirius noch bei seinen Eltern gewohnt hat. Als ich acht Jahre alt war sind wir neben ihnen eingezogen, meine Grandma und ich."

„Schade, dass er letztes Jahr zu James gezogen ist, du vermisst ihn sicherlich in den Ferien, oder?" Verständnisvoll blickte sie Liz an, doch sie zuckte nur mit den Schultern.

„Klar vermisse ich es, einfach zu ihm rüber gehen zu können, wenn ich ihn sehen will, doch es ist besser so. Seine Eltern sind die Hölle, es ist gut, dass er da rausgekommen ist." Sie warf einen Blick auf den Ring an ihrer Hand.

Es musste Alkohol in diesem Punsch sein. Unmöglich, dass sie ohne Einfluss von Drogen so offen gegenüber Lily sprach, schließlich kannten sie sich kaum. Das war ganz und gar nicht Liz Art.

Lily nickte und beobachtete wieder Sirius und James, die noch immer tanzten wie ein verliebtes Ehepaar, das schon sechzig Jahre verheiratet war. „Ich weiß, dass er viel durchgemacht hat, doch er spricht in meiner Gegenwart nicht darüber und James schweigt wie ein Grab. Es geht mich ja auch nichts an, ehrlich gesagt. Ich fühle mich nur immer ziemlich schlecht, wenn er wegen mir für ein paar Tage zu ihnen zurück muss, wenn ich James in den Ferien besuche ..."

Sie zuckte mit den Schultern und legte sich ein Lächeln auf die Lippen. „Erzähl mir von Sirius, als er noch ein Kind war. Nicht von seinen Eltern oder seinen Problemen, davon soll er erzählen, wenn er dazu bereit ist. Erzähl mir von dem kleinen Sirius Black, der dir diesen Ring geschenkt hat."

Liz folgte für ein paar Sekunden lang Lily's Blick. Inzwischen tanzten Sirius und James nicht mehr nur zu zweit, sondern mit Remus und Peter. In einem Kreis hüpften sie herum wie kleine Kinder, sangen mit den anderen Gästen mit und lachten grölend, wenn Peter über seine eigenen Füße stolperte.
Sie dachte nach.

„Wenn ich heute darüber nachdenke, wie er damals war, würde ich sagen, dass er ein süßer, frecher Junge war, mit dem ich immer das Abenteuer gesucht hatte. Als kleines Mädchen hielt ich ihn allerdings für einen ziemlichen Vollidioten und gab mich nur mit ihm ab, weil er mir A diesen Ring geschenkt hatte und B das einzige Kind in meiner Nachbarschaft war, das mit mir spielen wollte."

Liz grinste, als sie sich an die Zeit zurückerinnerte. Lily hörte aufmerksam zu und nippte nur zwischendurch an ihrem Becher, während sie an Liz Lippen hing.

„Unsere Freundschaft war ziemlich normal, denke ich. Das typische Kinderzeug eben: Auf Bäume klettern, Geheimverstecke bauen, der erste Kuss, die erste heimliche Zigar - "

„Moment, Moment, Moment, Moment", unterbrach Lily sie armwedelnd und hustete, als sie sich an ihrem Getränk verschluckte. „Du warst Sirius erster Kuss?"

„Ehm ... ja", antwortete Liz unsicher, „Ich meine, es war kein richtiger Kuss. Nur das kurze Lippen aneinander pressen, um es mal ausprobiert zu haben, weißt du?"

Du warst Sirius erster Kuss?!" Lily schien es noch immer nicht glauben zu können und sah sie so entgeistert an, als hätte Liz ihr gerade erzählt, sie wolle die Schule schmeißen und mit Riesen durch die Gebirge wandern.

Liz lachte nervös auf. „Ja. Was ist daran so schockierend? Wir waren neun."

„Ist dir eigentlich bewusst, wie lange das schon ein Geheimnis war? Der erste Kuss des größten Frauenheldes der Schule. Er wollte es uns nie verraten! Ich fühle mich, als hätte ich gerade den Code zu Gringotts Verließen geknackt!", rief sie und schüttete aus Versehen Punsch über ein Hufflepuff-Mädchen. Lily bemerkte es gar nicht, sie war viel zu sehr damit beschäftigt Liz anzustarren, die sich unbehaglich am Arm kratzte.

„Er hat es vermutlich geheim gehalten, um euch zu ärgern. So ist Sirius. Nutzt jede Gelegenheit, um andere an der Nase herumführen zu können." Liz schüttelte mit einem leichten Lächeln den Kopf und nippte an ihrem Becher.

Lily sah sie noch immer an, doch diesmal schlich sich ein seltsamer Ausdruck in ihr Gesicht, als wüsste sie diesmal etwas, von dem Liz keine Ahnung hatte. „Ja ... vermutlich", bestätigte sie dennoch langsam ihre Aussage. Schnell kippte sie sich den Rest Punsch hinunter und entschuldigte sich, um noch mehr holen zu gehen.

Was Liz nicht sah, als sie sich umwandte, war das wissende Grinsen, das sich erst zögernd auf Lily's Lippen legte und dann immer breiter wurde.

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𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐚𝐭𝐭𝐚𝐜𝐡𝐦𝐞𝐧𝐭 & 𝐚𝐧𝐭𝐚𝐠𝐨𝐧𝐢𝐬𝐦 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt