𝐟ü𝐧𝐟𝐮𝐧𝐝𝐝𝐫𝐞𝐢ß𝐢𝐠 / Sirius

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𝐀𝐋𝐒 Sirius am Weihnachtsmorgen aufwachte, hielt er die Augen noch ein wenig geschlossen. Ein warmes wohliges Gefühl in seinem Magen, ein sanfter Nachklang seines Traumes, brachte ihn zum Lächeln. Er erinnerte sich nicht an seinen Traum, doch er musste schön gewesen sein. Wunderschön.

Er hatte noch keine Vorhänge, weshalb die Wintersonne ihm nun direkt ins Gesicht schien und seine Wangen wärmte. So fühlte es sich tatsächlich an wie Ferien. Seufzend kuschelte er sich in die dünne Decke und krampfte sich plötzlich zusammen. Sein ganzer Rücken fühlte sich an als wäre er zwei Mal von einer Dampfwalze überfahren worden. Er stöhnte und öffnete blinzelnd die Augen. Und dann verzog sich sein Gesicht zu einem Lächeln.

Liz Gesicht lag ganz dicht bei ihm, obwohl sie sich gestern Abend fast auf die gegenüberliegende Raumseite gelegt hatte. In der Nacht war sie wohl zu ihm herüber gerutscht. Ihre Lider waren geschlossen, das Haar lag verwuschelt um ihrem Kopf herum und sie atmete ruhig und regelmäßig. Sie schlief noch. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast und er konnte warmen Atem auf seinen Lippen spüren. Ob ich wohl von ihr geträumt habe?, fragte er sich, da sich das warme Gefühl in seinem Innern verstärkte.

Die Versuchung ihre Nasenspitze zu küssen war groß, viel zu groß und er hätte ihr fast nachgegeben, hätte Liz nicht plötzlich ihre Augen geöffnet. Das dunkle Braun blickte ihm stumm entgegen. Während sie in seine Grauen sah, betrachtete er einen bernsteinfarbenen Kreis um ihre Iris und seine  eigene Spiegelung. Dann bemerkte er die zarten roten Äderchen in dem Weiß und wie geschwollen ihre Lider waren. Hatte sie sich in den Schlaf geweint?

„Guten Morgen", flüsterte sie mit rauer Stimme und lenkte damit seinen Blick auf ihre Lippen.

„Guten Morgen", entgegnete er ebenso leise. Es war wirklich ein guter Morgen. Als er endlich seinen Blick von ihr lösen konnte, konnte er hinter dem Fenster glitzernde Schneeflocken erkennen. Ein perfekter Wintermorgen.
„Sieh mal, es schneit", lächelte er, doch Liz drehte sich nicht um, sondern lächelte nur und nickte, ehe sie die Augen wieder schloss. „Hmmhm", machte sie nur zufrieden.

Mit einem ohrenbetäubenden Bimmeln wurde dieser entspannte Moment jedoch zerrissen. Mit geweiteten Augen setzten sie sich auf, alarmiert. „Was ist das?!", schrie Liz über den Lärm hinweg, sie presste sich die Hände auf die Ohren, „Ein Alarm?" Immer wieder klingelte es, laut und hell und irgendwie schief und rostig. Sirius steckte sich ebenso die Finger in die Ohren.
„Die Klingel!", erklärte er und hörte sich selbst dumpf in seinem Innern, Liz schien ihn jedoch nicht verstanden zu haben.
„Was?", sagte sie laut und zog die Augenbrauen zusammen.
„Die Türklingel!", wiederholte er, rappelte sich auf und deutete zur Tür, auf die er nun zuging. „Da ist jemand an der Tür!" Sie schien ihn noch immer nicht gehört zu haben, denn sie schüttelte verständnislos den Kopf, folgte ihm jedoch in den engen Flur.

Als er mit einem Ruck die hölzerne Tür aufriss, verstumme der Lärm augenblicklich. „Was ist denn falsch bei euch?", schnauzte er.

Anstatt ihm zu antworten, drückte James ihm eine Flasche Feuerwhiskey in die Hand.
„Verdammt sei der Weihnachtsmann, wenn ich Weihnachten nicht mit meinem besten Freund verbringen darf", knurrte er grimmig und bildete einen starken Kontrast zu Remus und Peter, die mit einem fetten Grinsen im Gesicht und zwei Weihnachtsmannmützen auf dem Kopf hinter ihm standen, beide die Hände voller eingewickelter Geschenke und etwas, das stark nach Braten roch.

„Frohe Weihnachten, du Halunke!", brüllte Remus und weckte damit vermutlich das gesamte Haus auf.

Sirius verärgerter Gesichtsausdruck schwand und wich langsam einem Lächeln. Erst schnaubte er, dann verfiel er in ein ausgelassen Lachen, packte seine Freunde allesamt an den Armen und zog sie durch die schmale Tür. Er drückte seine besten Freunde fest an sich und selbst James grimmiges Gesicht wurde freundlicher. „Tut mir leid", raunte er ihm bei der Umarmung ins Ohr. „Mir auch", erwiderte Sirius und lächelte schief, „Ich denke, wir sollten später nochmal darüber reden."

„Aber erst wird gefuttert!", durchbrach Peter ihre Zweisamkeit, quetschte sich an ihnen vorbei, die Tüten mit dem Essen in der Luft haltend.
„Frohe Weihnachten, Liz", grinste er und zog auch sie in eine Umarmung, die sie völlig überrumpelt erwiderte. Sie hatte das Geschehen still beobachtet und versuchte sich unauffällig an die Wand zu drängen, als sie nun auch von Remus in eine Umarmung geschlossen wurde. Etwas hilflos tätschelte sie seinen Rücken und warf Sirius einen Blick zu, der so viel hieß wie Was geht denn hier ab?.

Grinsend schob er James in die Küche und nahm dann Liz an der Hand, um sie in eine ruhigere Ecke, was in diesem Fall das Bad war, zu ziehen.
„Ist das in Ordnung für dich?", fragte er behutsam nach und schob ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr. Ausweichend hielt sie seine Hand fest und lächelte. „Natürlich", antwortete sie, doch er hatte das Gefühl, dass sie es nur seinetwillen sagte.
„Sicher? Ich meine wegen deiner Grand -"
„Es ist völlig in Ordnung für mich", unterbrach sie ihn wirsch. Dann, als hätte sie sich besonnen, setzte sie wieder ein Lächeln auf. „Ablenkung tut mir bestimmt gut." Mit diesen Worten tauchte sie unter seinem Arm durch und gesellte sich zu Remus, der gerade leuchtende Blasen in rot, gold, silber und grün an die Decke zauberte.

Sirius runzelte die Stirn über ihr seltsames Verhalten, doch versuchte, nicht mehr darüber nachzudenken. Er würde es ja doch erst mit ihr besprechen können, wenn sie wieder alleine waren.
„Na los, Tatze! Hilf uns mal!", rief Peter und Sirius beschloss seine Sorgen aus seinem Kopf zu verbannen.

Eine halbe Stunde später leuchtete das Wohn-Schlaf-Esszimmer in weihnachtlichen Farben, der Geruch nach Ofenkartoffeln und Bratensoße staute sich in den Räumen, Geschirr klapperte und aus einem kleinen schwebenden Radio, das James mitgebracht hatte, dudelte sanfte Wintermusik. Ohne Tisch und Stühle mussten sie es sich im Schneidersitz auf dem Boden bequem machen.
Liz wirkte wie ausgewechselt seit die anderen da waren. Sie lachte über die Witze der anderen, sie aß, sie trank und wippte den Kopf zur Musik mit.

Die mitgebrachten Geschenke stapelten sich auf einem Haufen, dort wo Sirius und Liz heute morgen noch geschlafen hatten und ein schlechtes Gewissen breitete sich in Sirius aus, wenn er daran dachte, dass er gar keine Geschenke für seine Freunde hatte. Und ihm fiel auch ein, dass das Geschenk für Liz noch immer in seiner Jackentasche steckte.

„Dafür dürfen wir alle nacheinander eine Runde auf deinem Motorrad drehen", meinte Remus grinsend, als Sirius ihm die Sache mit den nicht vorhandenen Geschenken beichtete und setzte ihm ein Rentiergeweih aus Plüsch auf das Haar. Ehe Sirius protestieren konnte, dröhnte zum zweiten Mal an diesem Vormittag das ohrenbetäubende Klingeln durch die Wohnung und ließ alle aufschreien. James verschluckte sich sogar an seinem Braten und hustete und würgte, während Peter ihm auf den Rücken schlug. Liz eilte derweil schnell zur Tür, die Hände auf die Ohren gepresst. Sirius folgte ihr verwirrt.

Wie zuvor erstarb das Klingeln, sobald sie die Tür öffnete. „Beim Arsche des Merlin, was ist denn mit eurer Klingel los?", rief Lily erschrocken aus, während sie sich die Schuhe abklopfte und von Liz hineingebeten wurde.
„Wissen wir selbst nicht", antwortete Sirius schief grinsend.
„Ihr solltet Beschwerde einlegen, das ist ja fast ein Folterinstrument", grunzte sie und reichte Liz einen etwa zwanzig Zentimeter hohen Weihnachtsbaum. Kleine Zuckerstangen hingen daran und wechselten die Farbe. Erst rot, dann grün, dann blau. „Ich dachte mir, dass ihr keinen habt", sagte sie und lächelte, als sie Liz fasziniertes Gesicht sah.

„Damit hattest du recht", grinste diese, hakte sich bei Lily ein und zog sie zu den anderen, während Sirius ihr hinterher sah. Er war froh, sie glücklich zu sehen, doch irgendwas missfiel ihm an der ganzen Sache auch. Ihre Stimmung hatte sich zu schnell gewandelt. Zu schnell. Irgendwas stimmte mit ihr nicht, da war er sich sicher. Er wusste nur nicht was.

Mit der Hand fuhr er sich über das Gesicht, über sich selbst genervt, weil sein Inneres einfach keine Ruhe geben wollte. Himmel, Sirius, dachte er sich, es ist Weihnachten. Genieße es einfach. Vielleicht ist sie tatsächlich glücklich.
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf folgte er den beiden Mädchen und tat so, als würde sein Kopf nicht verrückt spielen.

***

𝐚𝐛𝐨𝐮𝐭 𝐚𝐭𝐭𝐚𝐜𝐡𝐦𝐞𝐧𝐭 & 𝐚𝐧𝐭𝐚𝐠𝐨𝐧𝐢𝐬𝐦 | 𝐑𝐮𝐦𝐭𝐫𝐞𝐢𝐛𝐞𝐫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt