Teil 2

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Als das Essen endlich vor ihnen stand, sah Chris erstaunt herunter auf seinen Teller. Er konnte sich nicht erinnern, überhaupt etwas bestellt zu haben. Er nippte an seiner Cola und versuchte weiterhin dem Gespräch zu folgen. Seine Freunde waren dabei, die nächsten Streams zu planen und redeten wild durcheinander. Nur Linda schien aufzufallen, dass er an diesem Abend scheinbar noch nichts zum Gespräch beigetragen hatte. Als er aufstand und sich entschuldigte, warf sie ihm einen Blick zu, der alles hätte bedeuten können. Er verschwand durch einen dunklen Gang und lief Richtung Toiletten. Eine Gestalt tauchte hinter ihm auf. Er war sich sicher, das Linda ihm gefolgt war und er betrat schnell den Toilettenbereich der Männer. Sie würde ihm hierher nicht folgen. Doch er irrte sich. Sie öffnete die Tür und sah ihn lange an. Sie schwieg und als sie ihre dünne Arme um ihn schloss, fing sein Körper an zu zittern. Wieder lief ihm eine Träne die Wange hinunter, doch diesmal versteckte er sich nicht. Sie schwiegen gemeinsam. Und er wusste, sie war immer für ihn da gewesen und würde es auch immer sein. Weitere Tränen liefen still über sein Gesicht und er schämte sich nicht dafür. Doch er fühlte sich verloren.
"Willst du darüber reden?", fragte sie leise, ohne ihn loszulassen. Er zuckte mit den Schultern.
"Ich bin da für dich. Vergiss das nicht!", sagte sie in die Stille. Er konnte ihr Vertrauen wie sonst niemandem.
"Es ist Phillip. Ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt", stotterte er. Überraschung breitete sich in Lindas Gesicht aus.
"Okay. Aber das ist doch etwas Schönes, oder nicht?", fragte sie. Doch er schüttelte den Kopf.
"Willst du nach Hause?", fragte sie, als sie den Schmerz in seinem Gesicht sah.

Ein paar Minuten später sah er wieder ansatzweise normal aus. Linda und er liefen nach draußen, ohne dass ihre Freunde dies mitbekamen. Aus dem Auto heraus rief sie Timit an um zu sagen, dass es ihm nicht gut ginge und sie ihn nach Hause brachte. Er war ihr unendlich dankbar dafür.
"Willst du mit ihm darüber reden?", fragte Linda, als sie seine Wohnung betraten.
"Ehrlich gesagt, keine Ahnung".
"Ich glaube, er sollte es wissen. Besser, als wenn du dich von innen selbst zerstörst", murmelte sie. Währenddessen schob sie zwei Pizzen in den Ofen und gemeinsam saßen sie lange auf dem Sofa, redeten und aßen. Genauer gesagt aß sie. Er bekam kaum etwas hinunter. Immer wieder brummte Lindas Handy, doch sie sah nicht einmal drauf. Sie verschwand für einen Moment auf der Toilette, als wieder eine Nachricht kam. Ihr Handy lag mit dem Bildschirm nach oben auf dem Beistelltisch und es zeigte ungelesene Nachrichten von allen, die sie heute Abend getroffen hatten. Der Name Phillip kam besonders häufig vor. Wieder breitete sich ein Schmerz in seiner Brust aus, dieses unangenehme Ziehen, das ihn seit Wochen begleitete. Linda selbst beachtete ihr Handy genauso wenig wie vorher, als sie wieder im Wohnzimmer erschien.

Am nächsten Morgen fasste er den Entschluss, dass es Zeit wäre, mit Philip zu sprechen. Linda war über Nacht geblieben und bereitete Frühstück vor, als er die Küche betrat und ihr von seinem Vorhaben erzählte. Er schrieb seinem besten Freund, dass er sich gerne mit ihm treffen würde und das es wichtig wäre. Er sagte zu. Je näher der Zeitpunkt des Treffens kam, desto nervöser wurde Chris. Linda war gegangen, sie selbst hatte ja auch Termine. Gegen drei traf Phillip in seiner Wohnung ein und Christian wusste nicht wie er anfangen sollte. Er schwitzte und noch nie waren seine Emotionen so ein Chaos. Sie nahmen auf dem Sofa Platz und Chris wurde unruhig.
"Ich muss dir etwas sagen und es ist wichtig. Ich weiß selber nicht so genau, wie ich damit umgehen soll, aber..", stotterte er.
Weiter kam er nicht. Phillip hatte sich vor gelehnt und weiche Lippe trafen auf seine, sein bester Freund zog ihn in einen tiefen Kuss. Chris war perplex, doch er erwiderte den Kuss, Feuer entfachte in seinem Körper und er spürte den heißen Atem auf seinem Gesicht. Sanft stieß er Phillip zurück. Dieser löste sich und sah ihn fragend an.
"Wie..wieso?", fragte Chris. "Du hast eine Freundin, wir können das nicht machen".
"Ich habe mit Franzi Schluss gemacht. Gleich nachdem Linda mich angerufen hatte", gab Phillip zurück.
"Linda hat dich angerufen? Was hat sie gesagt?"
"Linda wusste, dass ich total auf dich stehe. Ich habe immer gedacht, dass es nur einseitig wäre. Und dann rief sie mich gestern an. Ich hatte mir Sorgen gemacht, als ihr so plötzlich verschwunden wart, weißt du?", er zuckte mit den Schultern.
Christian griff nach dem Oberteil seines besten Freundes und zog ihn ganz nah an sich. Weiche Lippen prallten hart aneinander und wieder entfachte sich das Feuer in ihm. Es wurde verlangender, immer ungeduldiger und ein schwerer Körper drückte ihn in das Sofa. Sein ganzer Körper kribbelte vor Verlangen. Eine Hand an seinem Hintern, heißen Atem an seinem Hals, küssend. Er stöhnte. Finger schoben den überflüssigen Stoff beiseite, heiße Haut traf aufeinander. Sie wurden immer ungeduldiger, zerrten an der Kleidung des anderen. Phillips sah ihn fragend an und er nickte. Er biss sich auf die Lippen um nicht zu schreien. Auf einmal waren sie im Einklang, vollkommen. Er stöhnte tief und wurde noch tiefer in das Sofa geschoben. Er spürte den heißen Atem und die gierigen Lippen auf seiner Haut und es brachte ihn beinahe um den Verstand. Eine Hand fuhr fahrig über seinen Körper, die andere zog an seinen Haaren. Ein Schrie, gefolgt von einem zweiten. Sie wurden ruhiger, schwer atmend. Sanken aufeinander. Vollkommenheit.

Inneres VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt