Teil 10

148 8 0
                                    

„Hey, Ma. Hast du nen Moment?"
„Oh, Chris, wie schön, dass du anrufst. Wie geht es dir?"
„Ganz gut. Wie steht's bei euch?"
„Nur ein wenig stressig, dein Vater hat sich mal wieder viel zu viel vorgenommen. Und ich komm einfach nicht hinterher. Aber sag mal, Schatz, wie kommt es, dass du die letzten Wochen nur so unregelmäßig online warst? Deine Schwester meinte, du wärest viel seltener im Stream. Was ist denn da los?", meinte seine Mutter.
„Es ist gerade ganz schön viel passiert. Deshalb ruf ich ja an. Es gibt ein paar Dinge, die ich euch erzählen möchte. Hättet ihr vielleicht mal Lust und Zeit, ein paar Tage nach Berlin zu kommen? Dann könnten wir uns endlich einmal wiedersehen".
„Oh natürlich, wir kommen gerne vorbei. Aber bitte versprich mir, dass es dir gut geht. Du klingst so aufgeregt, irgendwie angespannt".
„Nein, mach dir keine Sorgen, es geht mir wirklich gut. Besser als gut".
„Das ist schön zu hören". Man konnte die Freude in ihrer Stimme hören.
„Wann hättet ihr denn Zeit?" Im Gedanken rechnete er kurz. Franzi war in der 18 Schwangerschaftswoche und noch ließ sich der Bauch unter weiten Sachen verstecken. Jedoch waren sie im Hochsommer und das Verstecken war schon in den letzten Tagen immer schwieriger. Die Kleidung klebte bei den Temperaturen überall und man konnte auch nicht Jacke um Jacke um Jacke tragen.
„Tja, wir haben eigentlich immer Zeit. Wie sieht es denn bei dir aus, mein Sohn? Hast du noch etwas Schönes vor in den nächsten Tagen?"
Sollte er ihnen schon von dem Umzug erzählen? Vermutlich schon.
„Naja, ich bin noch etwas beschäftigt. Ich bin gerade umgezogen und es steht noch nicht alles".
„Ach wie toll. Dann können wir uns die Wohnung ja direkt ansehen. Seit wann wohnst du denn schon dort?"
„Vorgestern war der Einzug".
„So frisch? Dann brauchst du bestimmt noch Hilfe bei den ganzen Dingen..."
„Es ist fast fertig", unterbrach er sie, „ich hatte ein paar tatkräftige Helfer. Und das Gästezimmer ist schon bereit. Ihr könnt kommen, wann ihr wollt". Dass das Gästezimmer in ein paar Wochen schon ein Kinderzimmer sein würde, musste er ja jetzt noch nicht erwähnen. Sie würden es früh genug erfahren.
„Na, wenn das so ist.... Was hältst du von Freitag Nachmittag? Dann könnten wir abends vielleicht Essen gehen oder so".
„Das klingt toll. Wie lange wollt ihr bleiben? Ich meine, ihr könnt bleiben, solange ihr wollt, aber dann könnte ich die nächsten Wochen ein wenig planen".
„Ich spreche später mal mit deinem Vater, aber ich denke, so ein oder zwei Wochen. Wenn es dir passt. Wir müssen nur rechtzeitig wieder zurück sein, am 19. feiern wir ein Ortsfest und wir müssen noch ein bisschen was organisieren".
„Natürlich geht das. Dann schreib mir doch später, was Pa sagt. Und grüß ihn von mir".
„Das mach ich, Schatz. Bis Freitag!"
„Bis Freitag!"

„Und, was sagen sie?", fragte Phillip, der gerade hinter Chris aufgetaucht war.
„Sie wollen Freitag vorbei kommen. Ist das okay?"
„Natürlich. Ich freue mich, die beiden kennen zu lernen".
„Es ist ein wenig kurzfristig. Aber das bekommen wir hin. Ich meine, aktuell haben wir ein fertig eingeräumtes Gästezimmer und alle Möbel stehen. Die Wohnung sieht gut aus, dank unseren fleißigen Helfern. Und sie ist wundervoll dekoriert".
„Ja, stimmt. Man kann ihr den Umzug kaum ansehen". Dass in einigen Zimmern noch nicht alle Kisten ausgeräumt waren, war ja nicht so schlimm. Außerdem hatten sie bis Freitag noch Zeit, schließlich war erst Mittwoch. Bis dahin würde es noch besser aussehen.
„Was hältst du davon, wenn wir gleich einen Großeinkauf machen? Es fehlen noch ein paar Sachen und wir könnten unsere Küche mal so richtig füllen".
„Klingt gut. Kommt Franzi mit?"
„Keine Ahnung. Sie schläft auch noch. Solange könnten wir ja noch ein paar Sachen ausräumen und sortieren".
„Ich hab da eine bessere Idee", warf Chris mit einem frechen Grinsen im Gesicht ein. Lachend zog er seinen Freund an sich und küsste ihn sanft.

„Wir sollten so langsam mal aufstehen".
„Nö", erwiderte Chris. Er rückte näher an die warme Brust und schlang den Arm um Phillips Oberkörper. Dieser lachte.
„Lass uns duschen gehen, dann können wir los. Franzi ist schon wach. Na komm", fügte Phillip hinzu, ebenfalls lachend. Er zog Chris aus dem Bett und gemeinsam betraten sie das große der beiden Badezimmer in der Wohnung. Es lag zwischen den beiden Schlafzimmern und war eine Art Gemeinschaftsbad. Mit einer großen Dusche, einer Wanne und mehreren Waschbecken mit einer großen Spiegelfront. Der Schranks aus Vlesks Badezimmer hatte an der Seite Platz gefunden und beherbergte nun viele Handtücher sowie nicht angefangene Hygieneartikel. An der gegenüber liegenden Wand befanden sich drei Regale, eines für jeden von ihnen. Die Ablage vor dem Spiegel war fast vollständig durch Schminke eingenommen worden, nur ein paar Haarbürsten, Haargummis und Q-Tips befanden sich dazwischen. Gemeinsam betraten sie die Dusche. Weißer Schaum lief an ihren nackten Körpern hinunter und der große Spiegel beschlug vollständig.

Inneres VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt