„Ich finde so viele Namen wunderschön, ich glaub, ich könnte mich alleine gar nicht entscheiden", sagte Franzi, als sie den Teig für ihren Pfannkuchen in die Pfanne tat. Phillip war bereits dabei, seinen braunen Pfannkuchen zu essen und schaute sie mit vollem Mund an. Er sagte etwas, doch beide hatten es nicht verstanden.
„Bitte was?!"
Er kaute und wiederholte dann seine Worte.
„Geht mir auch so".
„Achso. Aber wir könnten ja mal ein paar Ideen sammeln", brachte Chris sich ein.
„Was haltet ihr von einer Liste? Mädchen, Junge, Beides".
„Ich mag ja den Namen Constantin total", schwärmte Franzi.
„Und Tilo. Und Nick".
„Warte, ich schreib sie auf", meinte Chris. Und so sammelten sie einige Jungennamen, darunter auch bekannte wie Max, Luca und Noah.
„Aber Luca kann auch ein Mädchennamen sein", erwiderte Phillip.
„Stimmt. Genauso wie Mika".
„Der kommt auch auf die Liste", meinte Franzi strahlend.
„Was haltet ihr von Josefine, wenn es ein Mädchen wird?", fragte Phillip, als sie auf dem Weg nach draußen waren.
„Ich weiß nicht, meine Lehrerin früher hieß so und die war ein Biest", antwortete die Schwangere.
„Dann nicht".
„Ich bin für den Namen Alessia", grinste Franzi und Phillip stimmte zu. Doch Chris schüttelte traurig den Kopf.
„Das geht nicht".„Wie, das geht nicht?", fragte Franzi verwirrt. Sie blieb stehen und sah kurz auf ihre Armbanduhr.
„Es ist kompliziert".
„Dann erklär es uns", meinte Phillip und zog ihn zum Wegrand, um einen Fahrradfahrer vorbei zu lassen.
„Wir haben noch Zeit. Der Termin ist erst in vierzig Minuten", fügte er dann hinzu.
„Mmh. Aber es ist eine längere Geschichte".
„Dann fang vorne an", sagte Franzi und nahm ihn kurz in den Arm. Gemeinsam ließen sie sich auf einer Bank am Rand des Weges nieder.
„Als ich siebzehn war, hab ich herausgefunden, dass mein Vater eine Affaire hatte".
Phillip zog laut die Luft ein.
„Okayyy?"
„Ich hab ihn mit einer Frau gesehen. Ziemlich intim. Ich hab es nicht verstanden und ihn zur Rede gestellt. Er wollte mir nichts erzählen, aber ich hab ihm gedroht, dass meine Mutter es sonst erfahren würde. Also hat er mir erzählt, dass sie seit vielen Jahren schon eine Affaire hatten. Und sie hatten ein Kind zusammen".
„Lass mich raten, Alessia?"
„Jap. Sie war drei Jahre jünger als ich".
„War?"
„Sie ist tot".
„Oh. Wie..?"
„Sie hat sich umgebracht, als sie fünfzehn war. Etwa ein Jahr, nachdem ich von ihr erfahren hatte. Pa sagte irgendwas von Depressionen und transgenerationalen Traumata. Ich weiß es auch nicht mehr so genau. Aber sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten und ist im Badezimmer verblutet".
„Hat was von „Tote Mädchen lügen nicht"", flüsterte Franzi leise. Sie sah auf ihre Hände, eine Träne rollte an ihrer Wange hinab.
„Und deine Mutter weiß von nichts?"
„Ich glaube, sie wollte es nicht wissen. Anzeichen gab es genug. Ich hab's ja auch mitbekommen. Spätestens, als er abgestürzt ist. Er hat damals versucht, sich umzubringen. Er wollte ihr hinterher. Sie war ihm wichtiger als wir", meinte Chris leise. Seine Stimme begann zu stocken.
„Ich glaube, ich könnte mit dem Namen nicht leben. Und mein Vater würde uns köpfen, wenn wir sie so nennen würden. So, jetzt wisst ihr es".
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll", meinte Phillip und sah ihm tief in die Augen.
„Ihr müsst nichts sagen. Ich will nur, dass ihr es wisst. Es ist okay, ehrlich. Ich kannte sie ja nichtmal wirklich".
„Trotzdem war sie deine Schwester, irgendwie".
„Halbschwester", korrigierte er seinen Freund.
„Halbschwester", wiederholte dieser.Ein paar Minuten später machten sie sich wieder auf den Weg.
„Bitte, seid jetzt nicht traurig deswegen. Es ist Jahre her. Außerdem erfahren wir gleich mehr über das Baby, das ist etwas besonderes. Ich will nicht, dass dieser Moment von der Vergangenheit zerstört wird".
„Du hast recht", pflichtete Franzi ihm bei. Sie richtete sich etwas auf und hakte sich bei ihm ein.
„Wir erfahren gleich das Geschlecht unseres Babys", rief sie, dann lachte sie zögerlich.
„Ich bin aufgeregt", Phillips Augen blitzten.
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