Teil 6

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Phillip ging hinein, Wind kam auf und zerzauste Chris' blonden Haare. Die rosa Farbe war nicht mehr zu sehen. Gleich morgen würde er wieder zum Friseur gehen. Und einkaufen, kam ihm der Gedanke als er an seine Wohnung dachte. Er hatte ihm wirklich nicht zugehört. Zwischen ihnen war alles gut. Er hatte nur etwas Zeit gebraucht. Chris schämte sich innerlich, er hatte Lindas Zeit geklaut, seine Freunde im Stich gelassen, nur weil er mal wieder nicht klar kam. Sie alle rankten sich um ihn, und er verletzte sie nur. Immer und immer wieder. Seine linke Hand wanderte in seine Hosentasche und als er den kleinen Gegenstand ertastete, erschien ein Lächeln auf seinen Lippen. Es würde alles gut werden.

Franzi saß mit an dem großen, runden Holztisch und hielt ein Glas in der Hand. Chris hoffte, dass es nur Cola und kein Mischgetränk war. Aber Franzi würde sowas nicht machen, sie würde auf das Kind mehr aufpassen als auf sich selbst. Er sah in die Runde und setzte sich. Seine Freunde blickten ihn an.
„Na Chris, geht es dir endlich besser", kam es von Tim. Chris nickte.
„Was genau hattest du noch gleich?", fragte Mahzad verwirrt.
„Eine Grippe", schob Linda schnell dazwischen. Chris dankte ihr still für diese Hilfe.
„Wollt ihr noch was trinken?", fragte Philly in die Runde. Alle nickten.
„Ich hol schon", brachte Tim sich ein und er lief direkt los zur Bar. Chris nahm nun seinen Teller wieder wahr. Das Essen roch verdammt köstlich und es war noch warm. Linda und Lukas lachten über irgendetwas, Mahzad war mit ihrem Handy beschäftigt und Phillip redete leise mit Franzi. Ob er ihr nun von der Beziehung erzählen würde? Da tauchte Tim auch schon wieder auf und er hielt zwei Flaschen Sekt in der Hand.
„Lasst und anstoßen!", rief er in die Runde. Mahzad und Lukas waren sofort dabei und auch Linda stimmte mit ein. Jedoch sah ich, wie sie Franzi ansah, welche unruhig auf ihrem Platz herum rutschte. Phillip lächelte sie an und nahm ihre Hand. Ein Schmerz breitete sich in Christians Brust aus, der er versuchte es zu unterdrücken. Zwischen den beiden lief nichts, sie waren nur Freunde und erwarteten zusammen ein Kind. Das Kind. Schon wieder. Schon wieder spukte es in seinen Gedanken herum, dabei sollte er sich für sie freuen.
Er richtete den Blick wieder auf seine Freunde. Tim goss bereits etwas von der hellen Flüssigkeit in hohe, schöne Gläser. Bei Chris machte er Halt.
„Willst du auch? Ich war mir jetzt nicht sicher...", meinte Tim.
„Ja, ausnahmsweise. Aber nur einen kleinen Schluck", antwortete er. Die Runde ging weiter. Als Tim eines der Gläser vor Franzi stellte, schüttelte sie den Kopf.
„Was ist? Willst du nicht?"
„Nein".
„Aber du trinkst doch sonst auch", warf Lukas ein.
„Ja, aber heute nicht. Ich kann nicht".
„Wie, du kannst nicht? Ist alles ok?", meldete sich nun auch Mahzad zu Wort. Chris schluckte und sah zwischen seinen Freunden hin und her. Linda tat es ihm gleich.
„Jaja, es ist alles gut. Ich trinke nur nicht weil..", sie schaute fragend zu Phillip, welcher nickte, „ich trinke nicht, weil ich schwanger bin".
Sekunden Stille.
Dann brach tosender Applaus aus und Mazhad sprang auf und umarmte Franzi überglücklich.
Von allen Seiten wurde sie mit Fragen gelöchert.
„Wie weit bist du?"
„Zehnte Woche".
„Seit wann weißt du es??", kam von Lukas.
„Lindas Geburtstag, also etwa vier Wochen".
„Und das sagst du uns nicht??", rief Mahzad.
„Und ist Philli..", begann Tim.
„Ja, Phillip ist der Vater", beendete sie den Satz.
„Aber wir sind nicht wieder zusammen". Sie blickte Phillip an. Dieser fügte hinzu:
„Es funktionierte einfach nicht mehr. Aber wir werden das Kind gemeinsam groß ziehen, es soll nicht einen seiner Eltern verlieren, weil sie zu doof sind, miteinander klar zu kommen".
Tim pfiff durch die Zähne.
„Na dann, herzlichen Glückwunsch ihr zwei", warf nun auch Chris ein und alle stießen an, Franzi mit ihrer Cola.

„Da gibt es noch eine Kleinigkeit, die ihr wissen solltet", griff Phillip das Wort noch einmal auf. Doch dieses Mal ging seit Blick Richtung Vlesk. Perplex nickte er, ohne darüber nachzudenken.
„Chris und ich, wir sind zusammen. So als Paar. In einer Beziehung. Das ist der Grund, weshalb ich auch nicht mit Franzi zusammen bin". Chris blickte zu Boden, seine Wangen waren hoch rot. Er fühlte sich beobachtet, fühlte die Blicke seiner Freunde auf sich. Was sie wohl sagen würden?
Mahzad war wieder die erste, die aufsprang.
„Oh mein Gott, das ist ja wundervoll. Ich hab von Aaanfang an gedacht, dass es zwischen euch knistert", rief sie.
„Das ist toll", kam auch von Timit, er grinste. Und auch Linda blickte ihn stolz an. Franzi hingegen war nicht überrascht, also hatte Phillip es ihr wohl schon gesagt. Deshalb haben sie geflüstert. Sie blickte ihn an und lächelte. Sie sah nicht traurig aus, im Gegenteil und das machte Chris sehr glücklich.
„Oha, dann habe ich ja jetzt auch schwule beste Freunde! Wie cool ist das denn?!", kam es von Mahzad, die gerade mitten im Raum des Lokals stand. Chris wollte sich gar nicht vorstellen, was die anderen Besucher sich denken mussten. Immerhin war der Laden gerade nicht besonders voll.
„...und dann können wir schoppen gehen", fügte sie noch hinzu. Chris grinste und schüttelte schnell den Kopf.
„Ich bin gerne dein schwuler bester Freund, aber mit dir gehe ich ganz sicherlich nicht schoppen", warf er ein und Philly stimmte ihm lachend zu. Der Abend war der Schönste seit langem, und später schlief er mit einem Lächeln ein.

Inneres VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt