In den darauffolgenden sechs Wochen planten sie die Hochzeit bis ins kleinste Detail. Alle wurden immer nervöser und ständig fiel Franzi etwas ein, das unbedingt noch passieren musste. Bisher hatten tatsächlich alle zugesagt. Sie waren davon ausgegangen, dass viele so kurzfristig keine Zeit haben würden, doch so war es nicht. Nur ein Problem gab es, Franzis Kleid. Linda und sie waren vor ein paar Tagen in den ersten Geschäften gewesen, um sich schon einmal grob umzusehen. Linda hatte ihr Traumkleid sogar schon gefunden und es direkt mitgenommen. Doch niemand bekam es vor der Hochzeit zu Gesicht, natürlich mit der Ausnahme von Franzi. Und sie schwärmte den ganzen Tag von dem wundervollen Kleidungsstück. Franzi jedoch hatte Schwierigkeiten, ein Kleid zu finden, das sowohl ihre Größe war, Umstandsmode war und ihr auch nur halbwegs gefiel. Die meisten Stücke, die sie gesehen hatten, waren uralt oder einfach hässlich gewesen. Also hatte sich Linda, wieder einmal, dazu bereit erklärt, eines zu schneidern. Das war nicht das Problem, das Problem war viel größer. Und bestand aus tausenden Rollen Nähstoff, die sich in Chris' Wohnzimmer ansammelten und alles, wirklich alles unter Beschluss nahmen. Sie konnten nichts erreichen, weder den Fernseher, noch einen der Schränke. Und Linda saß dort, von Morgens an, um Franzi ein wundervolles, passendes Kleid zu nähen. Glücklicherweise hatte sie wahnsinnig viel Spaß bei der Aufgabe, weshalb sie sich zum Ziel nahm, ein einzigartiges Stück zu entwerfen. So saß Franzi nun auf dem Boden vor dem Wohnzimmer, aß Obst und Gummibärchen im Wechsel, streichelte ihren Bauch und spielte für Linda das Model, wann immer sie es brauchte. Und Linda? Bediente die alte Nähmaschine bis ihre Finger bluteten.
„Aber wehe dir, du stiehlst meinem Mann die Show", hatte Phillip lachend zu Franzi gesagt, als sie abends mit Linda die ersten Ideen sammelte. Chris hatte es gehört und heimlich gegrinst, es war wundervoll solche Worte aus dem Mund seines Partners zu hören. „Meinem Mann". Bald. Nur noch ein wenig Geduld, dann war es soweit.„Ich fühl mich dick", meinte Franzi, als sie schlaftrunken um halb acht morgens in die Küche schlurfte.
„Du bist dick", erwiderte Phillip und starrte auf ihren Bauch. Er war rund, aber mal so richtig rund. Hätten Blicke töten können, wäre er für diesen Satz hundert mal gestorben.
„Aber denk mal nach, ist es nicht wert, dick zu sein, wenn man dafür einen kleinen Menschen mit sich herumträgt?", versuchte er, die Situation zu retten, als er aufhörte zu lachen.
„Willst du? Sollen wir tauschen? Dieser kleine Mensch", sie zog die Wörter erheblich in die Länge, „ist verdammt schwer".
„Guten Morgen, Franzi", begrüßte Chris die Runde.
„Morgen".
„Und, schon aufgeregt?"
„Ziemlich, ja. Wir dürfen auf keinen Fall zu spät kommen".
„Das werden wir nicht. Der Termin ist um zehn, wir haben noch Zeit".
„Trotzdem".
Heute würden sie endlich das Geschlecht des Kindes erfahren.
„Ich mach Pfannkuchen. Möchtet ihr auch?"
„Gerne", sagte die beiden Männer gleichzeitig. Seufzend drehte sie sich zum Kühlschrank und begann, ihre Zutaten herauszukramen. Fünf Minuten später hatte sie den Teig angerührt und den ersten Pfannkuchen bereits in der Pfanne.
„Könnt ihr kurz ein Auge auf den Herd halten? Ich bin sofort wieder da", unterbrach sie die Stille und lief eilig in Richtung Badezimmer. Ihr grauer Bademantel wehte ihr wie ein Cape hinterher.
„Vielleicht sollten wir mal über Babynamen nachdenken. Was denkst du?", fragte Phillip, als er aufstand um den Pfannkuchen zu drehen.
„Hast du eine Idee?"
„Noch nicht so richtig. Es gibt zwar Namen, die mir gefallen, doch ich kann mir nicht vorstellen, ein Kind mit dem Namen um mich herumrennen zu haben".
„Ich glaube, das kommt dann einfach mit der Zeit".
„Bestimmt hast du Recht. Dreh mal den Pfannkuchen, bevor er dunkel wird".
Panisch drehte Phillip sich um. Er war zwar aufgestanden, um das Essen zu wenden, doch er hatte es nicht getan. Und nun zierte eine braune Kruste den Teig.
„Ist ja nochmal gut gegangen. Aber zeig das bloß nicht Franzi", lachte Phillip.
„Was ist mit mir?", ertönte ihre Stimme.
„Wenn man von Teufel spricht", flüsterte er. Dann etwas lauter: „nichts, alles gut".
„Kann ich mitreden?"
„Wir hatten mal ein bisschen über Babynamen gesprochen".
„Und, was kam dabei raus?"
„Eigentlich nichts", lachte Chris.
