Samstagmorgen, der Tag der Wahrheit. Nervös stand Chris vor dem Spiegel und zog sich zum vierten Mal um. Seine Hände zitterten wie verrückt und er musste das auf jeden Fall vor Phillip verstecken. Im Endeffekt zog er doch wieder sein erstes Outfit an, eine schwarze Jeans mit einem fliederfarbenen T-Shirt. Das Shirt passte farblich zu Franzis Kleid und es stand ihm erstaunlich gut. Fröhlich drehte er sich vor dem Spiegel hin und her.
„Kommst du?", fragte Phillip, der gerade den Kopf ins Zimmer steckte. Chris nickte.
„Morgen", kam es von Franzi, die bereits in der Küche am Herd stand.
„Was machst du denn?", fragte Chris erstaunt.
„Ich wollte unbedingt ein paar Pancakes essen. Willst du auch?"
„Immer. Danke", antwortete er und sie schob ihm einen vollen Teller zu.
„Wow, die sind ja richtig lecker", schmatzte Phillip begeistert. Franzi lachte und flüsterte: „Geheimrezept meiner Oma". Chris lachte. Sein Magen knurrte und erfreut setzte er sich mit dem Teller an den großen Tisch. Franzi lief kurz hinter ihm und gemeinsam versuchten sie, eine normale Konversation zu führen. Doch Chris war viel zu nervös, unter dem Tisch zappelte er und er brachte jede Menge Wörter durcheinander. Immer wieder stupste Franzi ihn an und auch sie schien nervös. Sie war viel zu überschwänglich und redete pausenlos. Das war man nicht gewohnt, in den letzten Tagen war sie sehr ruhig gewesen. Generell war sie eher ein ruhiger Mensch. Chris grinste, als er das dachte. Die Wangen der jungen Frau neben ihm hatten einen sanften rosaroten Farbton angenommen und sie sah wunderschön aus. Gerade verschwand sie in ihrem Zimmer. Kurz darauf kam sie wieder, das fliederfarbene Kleid halb angezogen.
„Ähm, Chris, könntest du mir kurz helfen? Ich steck fest", fragte sie lachend.
„Ja klar".
Kurz beäugte er das Geschehen. Das Kleid saß gerade über ihrem Bauch und scheinbar bekam sie es nicht darüber.
„Wie hast du es denn gestern angezogen?", fragte er sie schmunzelnd. Das Problem hatte er bereits erfasst.
„Linda hatte mir geholfen. Oh mein Gott bin ich dumm. Der Reißverschluss!", rief sie auf und schlug sich gegen die Stirn. Dann drehte sie sich um die eigene Achse um ihn zu erreichen.
„Warte, warte", rief Chris und stoppte sie. Dann zog er den Reißverschluss des Kleides los und sie ließ es über ihren Bauch gleiten. Es passte wie angegossen!
„Wow", flüsterte Kutcher. Er hatte das Spektakel lachend und essend verfolgt.
„Du siehst richtig gut aus", fügte Chris hinzu. Franzi wurde noch roter. War das überhaupt möglich?
„Danke, ihr zwei. Ihr seht aber auch nicht schlecht aus", lenkte sie ab. Dann griff sie nach ihrer kleinen Handtasche und flitzte nach draußen. Sie wollte schon einmal vorfahren um mit dem Fotografen zu reden. Chris und Phillip folgten ihr ein paar Minuten später und sie kamen gemeinsam etwas zu spät an dem kleinen Park in der Nähe an. Franzi redete angeregt mit dem Fotografen und zeigte in die Richtung eines alten Baumes. Die Kulisse war traumhaft! Ein kleiner Bach floss vorbei, eine grüne Wiese mit dem riesigen Baum. Als Franzi sie erblickte, lachte sie und winkte ihnen zu.
Es war soweit! Chris schwitzte schon wieder und fühlte noch einmal nach dem Ring. Mist, er war weg! Panisch sah er auf den Boden, dann zu Franzi. Er lief zu ihr hinüber und versuchte ihr die Lage klar zu machen. Doch sie lachte nur. Verwirrt sah er sie an.
„Er ist in meiner Tasche", flüsterte sie.
„Du hast ihn liegen gelassen", fügte sie hinzu. Erleichtert holte er tief Luft und machte sich daran, den Ring wieder an sich zu nehmen. Und es stimmte, er fand das kleine Ding samt Box in der kleinen Clutch. Er hatte vorhin gelernt, dass das Ding so hieß. Warum?Eine Stunde später hatten sie gemeinsam ein paar wunderschöne Fotos machen können, zu dritt, alleine und zu zweit. Jetzt machten sie eine kurze Pause und der Fotograf lenkte Phillip ab, der ganz interessiert an der Ausrüstung des Fotografen war. Gemeinsam verließen sie den Platz und Chris sah sie zu dem Auto des Mannes laufen. Dieser holte ein paar Taschen hervor und zeigte Phillip den Inhalt. Ein paar Minuten hatten sie dadurch gewonnen. Franzi verteilte schnell einige bunte Rosenblätter auf der Wiese und Chris stand nervös unter der Krone des Baumes. Sie selbst griff nach einem grossen Blumenstrauß, den sie hinter dem Baum hervorzauberte. Scheinbar hatte sie ihn dort versteckt. Wie schlau! Sie nahm ein paar einzelne Blumen und verteilte diese noch auf dem Boden. Irgendwie sah es magisch aus, dachte Chris. Er blickte zu Phillip, der sich noch immer mit dem Fotographen unterhielt, doch sie kamen langsam zurück. Es war die Stunde der Wahrheit. Chris ließ kurz seinen Blick schweifen, der Park war wirklich perfekt. Umsäumt mit vielen Bäumen und in der Mitte dieser wunderschöne Bach.
„Phillip, kommst du?", rief Franzi ihm entgegen. Die beiden liefen in ihre Richtung und gesellten sich zu ihnen.
„Ich hab noch eine Fotoidee!", rief Franzi und schob die beiden Männer nebeneinander. Sie selbst griff nach dem Strauß mit weißen Rosen und stellte sich vor sie. Dann seufzte sie, drehte sich um und zwinkerte Chris kurz zu.
„Kannst du den kurz halten?", fragte sie Phillip und reichte ihm den Blumenstrauß. Dann holte sie ihr Handy hervor und stellte sich neben den Fotographen. Sie richtete es auf die beiden und nickte kaum merklich. In dem Moment lief Chris einen Schritt zur Seite und fiel buchstäblich auf die Knie. Phillip lachte und wollte seinem Freund aufhelfen, doch dieser positionierte sich neu und zog die kleine, magische Box hervor. Sein Herz klopfte wie wild und er hatte plötzlich seine Stimme verloren. Phillips Augen wurden groß und er ließ beinahe den Strauß Blumen fallen.
„Phillip, ähm, eigentlich hatte ich eine ganze Rede vorbereitet, aber ich bin echt nicht so gut in sowas", stotterte er. „Aber ich will dir sagen, wie sehr ich dich liebe und wie sehr ich hoffe, dass wir unsere Zukunft gemeinsam planen. Und deshalb, willst du mich heiraten?"