„Oh shit".
Das war der Anfang. Und das Ende. Der Anfang von etwas großem, das alles veränderte.
Franzis Fruchtblase war geplatzt. Es war kurz nach acht Uhr abends, desselben Tages. Alle standen im Saal, tanzten, lachten und redeten. Doch dieses Geräusch, das leise platsch gefolgt von ihrer Stimme hatte alle ruhig werden lassen.
„Chris? Phillip? Ich glaube..ich glaube..", dann begann sie hemmungslos zu lachen.
Es war soweit. Die Kleine wollte raus. Während Chris und Phillip sich ihren Weg bahnten, organisierten die einen einen ruhigen Raum, die anderen sorgten dafür, das der Boden trocken kam. Franzis Mutter nahm ihre Tochter in den Arm und versuchte sie ein wenig zu beruhigen.
„Das ist jetzt nicht dein Ernst", lachte Franzi und strich sich über die Kugel.
„Was meinst du?"
„Ausgerechnet heute?", sie grinste.
„Na komm, Schatz, wir gehen mal rüber". In der Tür stand eine junge Kellnerin, sie leitete die Hochschwangere mit Anhang hinaus aus dem Saal in einen kleinen Raum, der scheinbar für Kinder war. Ein Sofa stand darin, bunte Bilder an den Wänden und Kisten mit Spielzeug auf dem Boden. Mit einer Decke deckte Phillip das Sofa ab, dann nahm Franzi dort Platz.
„Geht es dir gut?", fragte Chris leise. Sie nickte. Dann begann sie kurz ihr Gesicht zu verziehen.
„Scheisse, das tut weh", sie atmete laut auf.
„Das ist ein verdammt aufregender Tag", flüsterte Phillip, dann nahm er seinen Mann in den Arm.
„Und nun?", richtete Franzi ihre Frage an ihre Mutter.
„Ganz einfach, wir warten. Bevor die Wehen nicht häufig kommen, werden die im Krankenhaus dich sowieso nach Hause schicken. Das könnte jetzt ein bisschen dauern".In der nächsten Stunde blieben die beiden Männer dicht an ihrer Seite und erstaunlich schnell bekam sie immer häufiger Krämpfe.
„Wie weit?"
„Etwa sieben Minuten", erwiderte Phillip und sah auf seine Armbanduhr.
„Na dann, bringen wir dich jetzt rüber".
Mittlerweile war auch ihr Vater dazu gestoßen und Phillips Eltern hatten ebenfalls kurz vorbei gesehen. Doch sie wollten nicht stören und sorgten derweil dafür, dass die Party auch ohne sie stattfand. Gemeinsam brachten sie die werdende Mutter ins Auto und Franzis Vater brachte sie hin. Er wollte die Männer auf keinen Fall fahren lassen, sie waren viel zu nervös und hibbelig. Abwechselnd versuchten sie, Franzi von den Schmerzen ein wenig abzulenken und erzählten Geschichten, Witze und teilten dumme Gedanken.„Pressen, jetzt!", tönte die Stimme einer jungen Ärztin durch den Raum. Sie hielt krampfhaft Franzis linke Hand, während ihre Rechte die von Chris zerquetschte. Diese Frau hatte wahnsinnig viel Kraft. Ihr Gesicht war rot und schmerzverzerrt und sie atmete in etwa so laut, als hätte sie gerade einen Marathon gelaufen. Oder auch zwei. Und das in etwa so Hochschwanger, wie sie es noch war.
Phillip stützte ihren Kopf und küsste sie auf die Stirn, strich ihr die schweißgebadeten Strähnen aus dem Gesicht.
„Du schaffst das!", schallte die Stimme laut durch den Raum.
„Wir schaffen das", stöhnte sie und griff noch fester nach Chris Hand, der selbst kurz sein Gesicht verzehrte. Dann trat wieder dieses Grinsen auf sein Gesicht. Das Grinsen, das er seit Stunden nicht mehr loswurde. Er wurde Vater! Sie wurden Eltern! Er war endlich verheiratet! Mit der absoluten Liebe seines Lebens. Und sein Vater lebte! Er würde die Kleine kennenlernen. Trotz dieser verkorksten Situation und den Problemen war er unendlich glücklich. Für alles, was er hatte. Kurz blitzte ihm die Erinnerung herein, wie sie das Krankenhaus betraten. Die Blicke der Ärztin, als sie merkte, dass zwei Väter anwesend waren, waren Gold wert. Die kurze Verwirrung, dann Freude für die kleine Familie. Sie strahlte und verlor ihre Fassung nicht, sie strahlte eine unheimliche Energie ab, sodass sogar Franzi kurz auflachte, als die Wehe aufhörte und die nächste begann. Und drei Minuten später war der Raum erfüllt von Babyschreien.„Ma?"
„Oh Chris! Ist sie da? Wie geht es ihr! Und Franzi? Und euch? Wie ist es gelaufen? Erzähl es mir!"
„Komm mal runter", lachte der frisch gebackene Vater.
„Es lief gut, keine Komplikationen und Franzi geht es auch gut. Ich erzähl dir später alles, ihr kommt doch her, oder?", dann gähnte er kurz. Es war kurz vor acht Uhr morgens und er saß auf dem Flur des Krankenhauses um zu telefonieren. Er hatte auch schon mit Franzis und Phillips Eltern telefoniert, denn beide schliefen.
„Wie spät ist sie geboren?"
„05:22".
„Kommt Pa mit? Ich möchte ihm gerne seine jüngste Enkelin vorstellen, ihr Name ist Maira". Kurz musste er sich das Telefon vom Ohr halten, denn ihr freudiges Kreischen war ohrenbetäubend.
„Wir werden da sein!"