„Es ist so viel einfacher, wenn ihr es wisst. Ich meine, man kann sowas nicht ewig verstecken. Irgendwann wird man uns gemeinsam auf der Straße sehen und dann ist es sowieso zu spät. Wir wollten, dass ihr es von uns erfahrt", meinte Phillip, als die Lage sich etwas beruhigt hatte.
Warum seid ihr denn umgezogen?, las Christian im Chat.
„Tja, Mert, das wüsstest du wohl gerne. Nein Spaß. Wir haben uns nach länger Zeit zu überlegen eine gemeinsame Wohnung gesucht, zusammen mit Franzi. Dafür waren unsere einfach zu klein, wir brauchen mehr Platz. Also sind wir umgezogen". Chris zeigte auf Franzi und legte kurz einen Arm um sie.
Seid ihr drei zusammen?
„Nein", lachte Phillip. Die Frage wurde immer häufiger gestellt, also sollte sie auch beantwortet werden.
„Wir sind nicht zusammen. Es gibt allerdings einen Grund, weshalb wir nun zusammen wohnen"
Der Chat verlangte nach Antworten. Also meldete sich nun auch Franzi zu Wort.
„Naja, ich bin schwanger".
Und der Chat explodierte. Grinsen erschien auf ihrem Gesicht, als sei sie froh, dass es endlich raus ist.
„Falls ihr euch fragt, ja, Phillip ist der leibliche Vater. Aber da die beiden dort", sie zeigte auf das verliebte Pärchen neben sich, „nun zusammen sind, ist Chris genauso der Vater des Baby. Das Kind wird halt eine große Familie haben". Und damit war es endlich raus und erleichtert küsste Chris seinen Freund nochmal und umarmte die strahlende Franzi. Auch Phillip stand auf und hockte sich neben sie. Die drei sahen einfach unglaublich glücklich aus. Und es war einfach perfekt.Als sie den Stream endlich abschalteten, waren ihre Gesichter hochrot und Clips aus ihrem Stream wurden überall hin geteilt und alles möglich wurde auf anderen Plattformen geteilt. Fast durchgängig bekamen sie Zuspruch und die paar negativen Nachrichten ignorierten sie geflissentlich. Es tat gut, all diese positiven Dinge gelesen. Die ganzen Sorgen von vor Stunden waren dahin, sie waren einfach glücklich. Jetzt kam nur noch Samstag und dann konnte das Leben so richtig starten. Vorausgesetzt, er würde ja sagen.
„Blumen. Ich brauch Blumen", murmelte Chris. Franzi nickte neben ihm, sie griff gerade in das Regal mit der Nutella.
„Welche Blumen?"
„Keine Ahnung, welche sind denn schön?", fragte er.
„Phillip mag alles, was bunt ist. Wir können ja gleich mal bei einem Floristen vorbeifahren und fragen, ob das bis morgen möglich ist".
Dankbar nickte Chris, ohne sie hätte er das niemals alles in der einen Woche geschafft. Er war so unglaublich nervös und wühlte wieder einmal in seiner Tasche nach dem Ring. Er war noch da! Franzi sah ihn an.
„Du schaffst das schon!", dann umarmte sie ihn. Diese freundschaftliche Unterstützung machte ihn so unglaublich glücklich, nie in seinem Leben hätte er gedacht, dass er mal an so einem Punkt wäre. Aber er war da, er würde um Phillips Hand anhalten. Alleine bei dem Gedanken zitterten seine Knie ein wenig. Gemeinsam verließen sie den kleinen Laden und machten sich auf den Weg in die Wohnung. Phillip baute gemeinsam mit Chris' Vater die ersten Möbel für das Baby auf. Sie hatten sich für neutrale Farbtöne entschieden, schließlich war das Geschlecht des Kindes eine Überraschung. Hellblau, Hellgrün und sanftes Flieder waren in allen möglichen Spielzeugen vertreten, die Möbel waren hellgrau. Allerdings sammelten sich diese Werke aktuell eher im Wohnzimmer, da das Kinderzimmer ein Gästezimmer war. In den nächsten Tagen würden sich Franzi und Christians Mutter ans Werk machen, um die Wände zu bemalen. Sie hatten bereits ein wundervolles Motiv ausgewählt, eine verspielte Blumenwiese mit einem hellbraunen Teddybär darauf. Die letzten Abende hatten sie fast nur zu dritt gestreamt, oftmals geredet und ab und zu waren auch Chris' Eltern zu sehen. Franzis Bauch war in den letzten Tagen ein ganzes Stück noch gewachsen, es war fast gespenstisch. Ihr Bauch war relativ groß für die zwanzigste Woche und sie strahlte fast durchgehend, immer eine Hand auf ihrem Bauch.
Gemeinsam mit ihr lief Chris zu dem kleinen Blumenladen an der Ecke und sprach mit der Floristin dort. Sie hatte eine riesige Auswahl wunderschöner Blumen dort, erst morgens eingetroffen. Franzi stellte ein paar Blumensträuße zusammen, worüber Chris verdammt staunte. Die Blumen waren alle so verschieden, doch ihre Kombinationen machten sie einzigartig. Am nächsten Morgen wollten sie sie abholen und direkt zum Park bringen. Franzi selbst sprach noch kurz mit der Floristin, wollte Chris aber nicht verraten, wieso.Die Sonne stand abends noch immer relativ hoch und sie setzten sich zu sechst in den großen Garten. Linda war kurzfristig vorbei gekommen, sie half Franzi mit dem Kleid für den nächsten Tag. Linda war ein Naturtalent und hatte Franzi ein Kleid genäht, nachdem sie in diversen Läden nichts passendes fanden. Es war fliederfarbend und mit vielen Lagen Chiffon. Darin sah sie ein wenig aus wie eine Fee. Als Dank hatte die kleine Familie sie zum Grillen eingeladen. Müde saßen sie zusammen und staunten über die vielen Tierchen, die noch unterwegs waren.
„Was hab ich das vermisst, abends in einem Garten zu sitzen", meinte Phillip. Die anderen nickten.
„Es ist wirklich wunderschön hier und der Garten ist echt ein kleines Meisterwerk", fügte Christians Mutter hinzu.
„Ja, da steckt aber auch verdammt viel Arbeit drin", lachte ihr Sohn.