Teil 18

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Er hielt seine zitternde Mutter in seinen Armen, Tränen flossen unerbittlich aus ihren Augen.
„Er schafft das", flüsterte er immer wieder in strich ihr langsam über den Rücken. Er war sich da selbst nicht ganz so sicher, ob das stimmte. Gemeinsam standen sie im Wartebereich des großen Krankenhauses und warteten. Und warteten. Und warteten.
„Kaffee?", fragte Phillip und hielt ihnen zwei Becher entgegen. Dankbar nahmen die beiden an. Franzi war nicht mitgekommen, sie fühlte sich nicht besonders wohl in Krankenhäusern und sie schafften das auch so. Aus dem Gang neben ihnen trat eine junge Ärztin, sie sah auf und lief geradewegs auf sie zu.
„Familie Scheitzeneder?", fragte sie und Christians Mutter löste sich von ihrem Sohn und nickte.
„Nun, ihr Mann hatte einen Herzinfarkt. Er hat großes Glück gehabt, dass Sie direkt ärztliche Hilfe angefordert haben", begann sie.
„Wir haben einige Untersuchungen gemacht, darunter ein EKG und einen Herzultraschall. Dabei ist uns etwas aufgefallen, dass bisher noch nicht eindeutig identifizierbar ist. Wir werden weitere Tests machen, doch es gibt soweit keinen Grund zur Aufregung. Er ist nun stabil und Sie können zu ihm". Damit führte die junge Ärztin sie den Gang hinunter zu den Patientenzimmern. Nummer 216. Sie öffnete die Tür und Chris erblickte seinen Vater auf dem Bett sitzend. Er lächelte verlegen, als Chris mit seiner Mutter hereinkam.
„Es tut mir leid, mein Junge. Das war so nicht geplant. Wo ist Phillip?", fragte er direkt, ohne die beiden zu Wort kommen zu lassen.
„Phillip wartet draußen, Pa. Wie geht es dir?"
„Gut, gut. Jetzt hol aber mal deinen Freund hier herein, ich will ihm gratulieren", entgegnete sein Vater. Seufzend verließ Chris das Zimmer und betrat es mit Phillip im Schlepptau wieder.
Währenddessen saß seine Mutter auf dem Stuhl neben dem Bett und sah sich seine Werte an.
„Herzlichste Glückwünsche, ihr beiden", rief er. Phillip wurde rot.
„Darf ich ihn mal sehen, den Ring?", fragte er neugierig. Chris schob seinen Freund zum Krankenbett.
„Wundervoll, einfach wundervoll", murmelte sein Vater strahlend. Er hatte eine Träne im Auge.
„Oh man, ich habe mir so sehr gewünscht, dass mein Sohn endlich nicht mehr alleine ist. Und jetzt, hat er eine ganze Familie", schluchzte er.
„Pa, weine doch n..."
„Ich weine nicht, ich weine doch nicht", murmelte der Mann und strich sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Wissen deine Geschwister schon davon?"
„Nein. Ich hätte sie angerufen, aber das hier kam dazwischen", antwortete Chris und deutete auf die Situation.
„Ach das, das ist gar nichts. Es geht mir gut", erwiderte sein Vater.
„Das ist nicht „gar nichts"", rief seine Mutter.
„Du hattest einen Herzinfarkt! Nimm das ernst!"
„Ist ja gut. Aber es geht mir schon viel besser", murmelte er.
„Das mag ja sein. Trotzdem bleibst du hier, bis alles abgeklärt ist. Hast du das verstanden?"
„Ja, habe ich", antwortete er und sah auf seine Hände. Dann wand er sich wieder an seinen Sohn, der Hand in Hand mit seinem Verlobten hinter der wütenden Frau stand. Sein Gewichtsausdruck verriet nichts.
„Gibt es schon einen Plan für die Feier?", fragte er.
„Pa, das war doch erst heute morgen. Wir machen da mal keinen Stress drum", antwortete sein Sohn.
„Außerdem planen wir mit Franzi gemeinsam", schloss Phillip sich an.
„Ich bin so stolz auf euch", fügte irgendwann auch Christians Mutter flüsternd hinzu. Ihr Sohn nahm sie wieder in die Arme und strich ihr über die Haare.
„Danke, Ma".
„Ihr schafft das".

Inneres VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt