Die Tage danach bekamen sie oft Besuch und damit auch immer wieder kleine Geschenke ihrer Freunde. Nun sammelten sich jede Menge Spielzeug, Windeltorten und Bücher auf den kleinen Regalen in dem süßen Zimmer. Es war vollständig eingerichtet und ein wahrer Traum. Chris' Mutter hatte wahres Talent gezeigt und so zierte nun eine wunderschöne Malerei eines Teddybären auf einer Wiese die Wand. Franzi lag auf dem flauschigen, hellblauen Teppich mitten im Raum und starrte Lächelnd an die Decke.
„Also wenn sie hier nicht glücklich ist, dann weiß ich auch nicht weiter". Es waren jetzt noch zwei Wochen bis zur Hochzeit und sie alle wurden immer nervöser. Alles war geplant und Linda hatte sogar Franzis Kleid schon vollständig geschneidert. Laut ihren Angaben saß es perfekt und sie sah wundervoll aus. Davon überzeugen durften sich leider weder Phillip noch Chris. Das muss noch bis zur Hochzeit warten.
Chris saß im Schneidersitz neben seiner Freundin und sah durch das Fenster in den Regen. Der Himmel war die letzten Tage nur bewölkt gewesen und nun hatte es angefangen, in Strömen zu Regnen. Und es hörte einfach nicht mehr auf. Seufzend wandte er sich wieder Franzi zu, die sich mittlerweile auf die Seite gedreht hatte.
„Könntest du... vielleicht...helfen", schnaufte sie. Ihr Bauch war noch weiter gewachsen, wie war das überhaupt möglich!? Sie lag auf der Seite und hatte Schwierigkeiten, alleine hochzukommen. Doch Chris schob seinen Arm leicht unter sie und zog sie hoch, bis sie wieder fest auf dem Boden stand.
„Sag mal, bist du dir sicher, dass das wirklich nur ein kleines Würmchen ist?", schmunzelte er und sie legte lachend ihre Hand unter den Bauch.
„Ja, bin ich". Dann zog sie die Augenbrauen hoch, griff nach seiner Hand und zog ihn aus dem Zimmer hinaus in die Küche. Phillip lief gerade mit nasser Kleidung hinein, er hatte einen Termin gehabt.
„Gut, dass du wieder da bist, ich glaube, es wird Zeit", sagte sie und zwinkerte Phillip zu. Er begann zu strahlen, nickte und verschwand fast fluchtartig aus dem Raum.
„Wofür wird es Zeit?"
„Siehst du gleich".
„Man, spann mich doch nicht auf die Folter", lachte er.
„Würde ich niemals tun".
„Niemals", wiederholte er ihren ironischen Ton und sie bekam sich vor Lachen kaum noch ein. Gemeinsam ließen sie sich am grossen Tisch nieder und warteten auf Phillip, der nur ein paar Sekunden später wieder vor ihnen auftauchte. Mit einer Mappe in der Hand. Diese drückte er dem verwirrten Chris in die Hand, welcher die Mappe vor sich auf den Tisch legte.
„Was ist das?"
„Das sind", Franzi lachte noch immer, „ ach, schau einfach hinein".
„Was zur...", Chris Augen wurden groß.
„Wir haben uns vor einiger Zeit zusammengesetzt und beschlossen, dass du...naja...nur wenn du willst natürlich...", stotterte sein Freund.
„Komm zum Punkt", meinte Franzi.
„Wir möchten, dass du ebenfalls als rechtmäßiger Vater des Kindes giltst. Also ganz offiziell. Das sind... die Papiere. Ich war bei meinem Anwalt, der meinte, dass das bei unserer Konstellation gar kein Problem sein. Also, wenn du willst, dann... du musst nur unterschreiben, wir müssen unterschreiben und das Ganze muss vom Gericht abgenickt werden. Deshalb..."
Chris Augen wuchsen ins Unendliche.
„Ihr meint..?"
„Wärest du bereit, das Sorgerecht des Kindes mit uns zu teilen und ihr Vater zu sein?",mischte sich jetzt Franzi ein.
„Ich..ja! Natürlich!", rief er.
„Ich hab es nicht anders erwartet", flüsterte Franzi lachend. Sie fielen sich in die Arme.
„Dann sollten wir das in den nächsten Tagen absegnen lassen!"
Aus den nächsten Tagen wurden unglaublicher Weise nur ein paar Stunden. Phillip hatte sich mit seinem Anwalt auseinandergesetzt und das Familiengericht hatte tatsächlich schon zwei Tage darauf einen freien Termin im Gericht. Es war kaum zu fassen, normalerweise muss man zwischen 6 und 9 Monaten auf einen Termin im Gericht warten. Und sie hatten noch mehr Glück, denn die Richterin sprach sich zu ihren Gunsten aus. Der letzte Papierkram wurde bearbeitet und Chris war ganz offiziell Vater ihrer Tochter. Auf dem Papier und im echten Leben.
