Teil 11

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„Milch?"
„Immer. Und ein paar Eier", antwortete Phillip, während er nach Margarine suchte. Mit den beiden Einkaufen zu gehen war eine gute Idee. Sie waren ein eingespieltes Team und er konnte sich perfekt eingliedern. In den Armen trug er ein paar Packungen Mehl, Nudeln und Zucker. Tee und Kaffee stapelte sich bereits in den Einkaufswagen und jede Menge Konserven waren auch dabei. Frisches Gemüse hatte Franzi besorgt und gemeinsam liefen sie durch den Rest des Ladens. Chris blickte zu Franzi und musterte sie. Die junge Frau trug ein weites Kleid, gebunden mit einem Gürtel direkt auf der Bauchmitte. Sie hatte eine Strickjacke um die Hüften gebunden, was sehr zufällig aussah, aber genau geplant war.
Eine Dreiviertel Stunde später spazierten sie gemeinsam aus dem Laden. Sie hatten erst einmal so gut wie alles Nötige bekommen und das war gut. Noch immer war Chris nervös, wie sollte er das alles seinen Eltern nur schonend beibringen? Aber immerhin war noch Mittwoch, es war also genug Zeit.
„Wir müssen unbedingt die Wohnung putzen", warf Franzi ein, als sie im Auto saßen. Sie hatte recht, die letzten Tage hatte die Wohnung ganz schön viel Dreck abbekommen durch ihren Einzug.
„Ja, stimmt. Ach und was ich euch noch fragen wollte: meine Eltern wollen Freitag Abend Essen gehen. Möchtet ihr mitgehen?"
„Klar", kam es von Phillip, der fuhr. Er trug seine schwarze Sonnenbrille und sah mega heiß aus. Chris schaute weg, ihm wurde ganz warm. Wieder einmal tastete er nach dem Ring, er gab ihm ein gutes Gefühl, ein Gefühl von Hoffnung.
„Wohin wollt ihr denn gehen?", fragte Franzi neugierig.
„Ich weiß es noch nicht. Hast du eine Idee?"
„Es gibt ein paar Straßen weiter einen Chinesen, der ist echt gut. Und die haben auch vegetarische und vegane Gerichte, das wär doch was".
„Jo, klingt gut. Ich spreche mal mit ihnen, das könnte funktionieren". Glücklich sah Chris seine Freunde an. Bei ihnen fühlte er sich wohl, es war eine gute Entscheidung, zusammen zu ziehen. Und so konnten sie sich gemeinsam kümmern.
„Weißt du eigentlich das Geschlecht schon?", fragte Chris neugierig. Doch Franzi schüttelte den Kopf.
„Ich will es noch nicht wissen, es wird eine Überraschung. Willst du beim nächsten Ultraschall mitgehen?", fragte sie und Chris nickte perplex.
„Ist das denn okay für dich?", fragte er, schließlich war es nicht sein Kind, sondern Phillips.
„Natürlich. Du gehörst auch dazu. Sonst würde ich ja nicht fragen. Aber da können wir später weiter drüber reden, lasst uns erst einmal die Wohnung aufräumen". Chris sah aus dem Fenster und bemerkte, dass sie schon dort waren. Phillip fuhr in die Parkgarage und parkte.
„Na dann, los"
Gemeinsam hoben sie die Taschen aus dem Wagen und brachten alles in die Wohnung. Franzi stand strahlend auf der Treppe, die Hand auf ihrem Bauch.
„Das Baby hat sich bewegt", rief sie.
„Es zappelt!"
Sofort war Phillip da und strich ihr lachend über den Bauch. Er griff nach Chris' Hand und setzte sie daneben. Perplex sah er sie an, dann spürte er es auch.
„Oh wow", flüsterte er.

„Will wer einen Smoothie?", fragte Franzi, als Phillip die Tür aufschloss. Die beiden bejahten. Während sie für die Einkäufe zuständig waren und mehrfach beinahe ineinander rannten, stand sie in der Küche und machte sich singend ans Werk. Ihre wundervolle Stimme hallte durch die Räume und Chris staunte wieder einmal über ihr einzigartiges Talent. Von der Seite sah er sie an, sie schien wirklich glücklich. Das war toll. Phillip verabschiedete sich eine halbe Stunde später, er hatte noch einen Arzttermin. Er stellte sein leeres Glas an die Spüle, umarmte Franzi und küsste Chris. Er verliess die Wohnung und Christian zog sich in ihr Schlafzimmer zurück. Auf der Bettkante sitzend holte er den Ring heraus und sah ihn an. Warum sollte er noch warten? Dieser Gedanke spukte immer und immer wieder in seinem Kopf herum. Warum noch warten? Sie würden den Rest ihres Lebens mit einander verbringen. Und genau das wünschte er sich.
„Chris?", rief Franzi und steckte den Kopf durch die offene Tür. Ihr Blick fiel auf seine Hände und er zog den Ring zurück, aber zu spät. Sie hatte ihn bereits gesehen.
„Oh wow. Ist das...?", deutete sie mit großen Augen an.
„Jap".
„Willst du... willst du ihm einen Antrag machen?", fragte sie ganz begeistert.
Er nickte. Eine Träne lief ihr über die Wange und Chris wurde panisch. Sie liebte ihn immer noch... doch er hatte es falsch verstanden. Überglücklich lief sie zu ihm und umarmte ihn stürmisch.
„Das ist ja wundervoll!!! Oh ich freu mich so für euch!"
„Er weiß es ja gar nicht. Was wenn er nicht will.."
„Natürlich sagt er ja! Er liebt dich!", rief sie.
„Hast du schon einen Plan?"
„Nein, nicht so wirklich. Aber ich will erstmal auf Freitag warten, sie wissen noch gar nichts von uns. Ich hab Angst, weißt du? Wenn sie etwas dagegen haben, ich glaube, damit könnte ich nicht umgehen. Und dann ist da noch der Stream. Es fällt mir schwer, euch zu verheimlichen. Verstehst du? Am liebsten würde ich das alles", er beschrieb mit seinen Händen einen großen Kreis, „mit der ganzen Welt teilen. Es ist wundervoll, euch zu haben. Und dann das Baby...Und ein Antrag? Ist das nicht zu viel auf einmal?"
Sie seufzte.
„Also, zu allererst: es ist ganz egal, was deine Eltern sagen, wenn du glücklich bist. Denn allein das zählt. Es ist viel schöner, wenn sie dich unterstützen, aber wir sind auch für dich da. Die ganze Welt ist für dich da. Und mir fällt es doch genauso schwer, das alles für mich zu behalten, wobei ich auch noch einen wachsenden Bauch mit mir herum trage, der bald nicht mehr zu verstecken ist. Und ich will eurem Glück ganz sicher nicht im Wege stehen. Ich glaube, wir sollten das alles so langsam mal öffentlich machen. Zumindest die Situation. Wenn wir weiter streamen wollen, bleibt das nicht aus. Und das kleine Wesen, das ich aktuell mit mir rum trage, bekräftigt doch nur die Idee des Antrages. Du bist mit Phillip zusammen und das Kind wird mit zwei Vätern aufwachsen. Dann könnt ihr auch verheiratet sein. Wo ist das Problem?"
„Es geht alles so schnell.."
„Findest du? Ihr kennt euch ewig, ihr seid beste Freunde und ein Paar. Ihr liebt euch. Und ob ihr nun jetzt oder in sechs Monaten verlobt seid, macht dann auch keinen Unterschied mehr. Und wenn du willst, helfe ich dir das alles zu planen".
„Das wäre wundervoll. Danke Franzi".

Inneres VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt