Kapitel 16

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Kapitel 16


Er dachte, er wäre tot. Er hätte sich für seine neu gefundene Liebe geopfert aber war der Tod wirklich so schmerzvoll?

Er hatte immer geglaubt, dass der Todesfluch schnell wirken würde. Die meisten Opfer hatten in ihren letzten Sekunden eher friedlich ausgesehen und nicht gepeinigt von Schmerz.

Aber für ihn war es schlimm, es war als würde sich jede Faser seines Körpers gegen den aufkommenden Tod wehren. Am liebsten hätte er vor Schmerz geschrien aber ihm fehlte die Kraft dazu.

Es fühlte sich an, als würden seine Haare Feuer fangen und das Feuer würde sich in Wellen in seinem ganzen Körper ausbreiten und ihn von innen verbrennen.

Er konnte sich nicht bewegen und hörte hektische Stimmen um ihn her rum, konnte aber nicht verstehen, was sie sagten. Er konnte die Stimmen nicht mal ihren Personen zuordnen.

Wie lange dauerte sein innerer Kampf schon? Es kam ihn wie mehrere Stunden vor und das gab ihm Hoffnung. Die Opfer des Todesfluches starben schon nach Sekunden und wenn er ein paar Minuten, die sich wie Stunden anfühlten, überlebt hatte, könnte er vielleicht den ganzen Fluch besiegen?

Und genau in dem Moment, in dem ihm der Gedanke kam, wurde ihm endgültig schwarz vor Augen und die Schmerzen verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren.

Hermine saß schon seit Stunden an Dracos Bett. Man hatte ihr sofort gesagt, das Draco wohl mehrere Tage durchschlafen würde aber sie hatte sich geweigert zu gehen, sie wollte dabei sein, wenn er wieder aufwachen würde.

Sie war die Situation immer wieder durchgegangen. Draco hatte definitiv sein Leben riskiert, um sie zu retten und das Schlimme daran, war das Hermine auch, ohne mit der Wimper zu zucken, ihr Leben für seins geben würde.

Gott sei Dank hatte Draco, als mittlerweile zweiter Mensch den Todesfluch überlebt, und würde auch keine bleibenden Schäden davon tragen, vorausgesetzt, er würde aufwachen.

Hermine seufzte und stütze ihren Kopf auf ihre Hände, sie war so müde, wollte aber nicht schlafen.

Irgendwann war sie dann doch eingeschlafen, denn als sie wieder aufwachte saßen, Ginny und Harry neben ihr.

„Hey", murmelte Hermine ihnen zu und schaute sofort wieder zu Draco, der nach wie vor zu schlafen schien.

„Er hatte wohl ziemliches Glück", murmelte Ginny in der Stille und Hermine wusste sofort, was sie meinte. Wäre er nur eine Sekunde später losgelaufen, hätte der Fluch wohlmöglich nicht nur seine Haare getroffen. Aber darüber wollte sie gar nicht nachdenken, denn Draco hatte überlebt, wenn er aber nur aufwachen würde.

Hermine seufzte wieder und schaute zu ihren beiden Freunden. Ron war nicht dabei aber Ron wusste ja auch noch nicht, dass sie mit Draco verlobt war. Obwohl sich schon das Gerücht verbreitet hatte, das Hermine im Krankenflügel war, um ihm beizustehen.

„Er wird schon wieder, er ist doch zäh, weißt du noch, als ich ihm letztes Jahr mit Sectumsempra aufgeschlitzt habe? Da hat er sich doch auch schnell wieder erholt. Lass den Kopf nicht hängen Hermine", versuchte Harry, Hermine wieder aufzubauen.

„Danke das ihr hier seid", lächelte Hermine das erste Mal nach dem Unfall wieder ihre Freunde an.

Drei Stunden später saß Hermine wieder alleine an Dracos Bett. Mittlerweile hatte sie eins ihrer Schulbücher, dass Harry ihr gebracht hatte, auf ihrem Schoß liegen und las darin, um nicht die ganze Zeit Draco anzustarren. Denn er schlief nach wie vor.

Gelangweilt schlug Hermine eine Seite in ihrem Schulbuch um, als sich plötzlich etwas bewegte.

Sofort schaute sie zu Draco auf, der gerade dabei war seine Augen zu öffnen.

„Draco!", schrie sie vor Freude und viel ihm schon um den Hals, als er noch gar nicht richtig wach war.

„Hermine? Was ist passiert?", brachte er mit einer brüchigen Stimme raus.

„Du hast mir das Leben gerettet", schluchzte sie jetzt und vergrub ihren Kopf in seiner Halsbeuge. Sie konnte Dracos rasenden Puls fühlen und fragte sich, ob das mit seiner Krankheit oder mit ihrer plötzlichen Nähe zu tun hatte. Sie waren sich noch nie so nah gewesen. Hermine hob ihren Kopf an und sah den etwas geschockten Draco an. Ihre Lippen waren nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt. Einen Abstand, den Hermine schnell überwinden konnte.

Sie schaute Draco in den Augen, der wohl die gleiche Erkenntnis wie sie hatte.

„Hermine!", hallte es auf einmal durch den Krankenflügel und Hermine wich sofort von Draco zurück.

Als Hermine sich zur Tür umdrehte, sah sie Ron davor stehen und sie fragte sich sofort, wie lange er schon da stand.

„Ist es wahr? Ich meine Du? Er? Ihr?", sagte Ron, mit jedem Wort leiser werdend und fuchtelte mit seinem Armen zwischen Hermine und Draco hin und her.

„Ron, ich ... ich wollte eigentlich, dass du es anders erfährst", murmelte Hermine traurig und schaute auf das Bett, um nicht in die wütenden Augen ihres wohl besten Freundes sehen zu müssen.

„Wie konntest du nur Hermine!", schrie dieser nur wütend und verließ den Krankenflügel, so schnell, wie er gekommen war.

Und wieder flossen Tränen über Hermines Wangen aber dieses Mal nicht vor Freude.

Gezwungen... oder doch gewollt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt