Schuldgefühle

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Durch das Piepen seines Melders schreckte der Sanitäter hoch. Die Nachtschicht war unruhig und er hatte sich gerade erst hingelegt. Seine blonden Haare waren total wuschelig und durch den letzten Einsatz noch immer nass. Draußen regnete es in strömen, was die Laune des jungen Sanitäters runterzog. ,,Thomas, komm wir müssen.", rief Philipp, als dieser am Ruheraum vorbei lief. ,,Komme ja schon.", sagte Thomas und lief Philipp hinterher. ,,Ich fahre, du siehst verdammt müde aus.", meinte Philipp. ,,Okay, danke Philipp.", sagte Thomas und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.

Die Anfahrt verlief still, sie redeten kaum, denn Thomas schien fast einzuschlafen und Philipp konzentrierte sich aufs Fahren, denn die Straße war nass und die Dunkelheit gemischt mit dem Regen machte es auch nicht einfacher. 
Plötzlich geriet der RTW ins schleudern und knallte gegen einen Baum.

,,Leitstelle Feuerwehr , Rettungsdienst wo ist der Notfallort."
,,ja Hallo, hier ist Christian Meyer.  Ich bin hier am Kölnerverteilerkreis. Hier ist ein Rettungswagen gegen einen Baum geknallt. Die Sanitäter sind Bewusstlos und oh mein Gott... Da ist so viel Blut...
,,Okay, hilfe ist unterwegs! Bitte bleiben sie ruhig und machen sie sich bemerkbar sobald die Kollegen eintreffen. Sie können jetzt auflegen."

,,Wer zur Hölle sitzt in dem RTW?", Marion schaute Flo an, als sie den Einsatz bekamen hatten sie kurz vorher noch darüber gesprochen, dass in dieser Nacht noch was passieren würde. Allerdings hatte niemand damit gerechnet, dass es Kollegen treffen würde. ,,Also ich weiß, dass Philipp und Thomas ausgerückt sind, aber vielleicht ist es auch niemand von unserer Wache." , sagte Flo.

,,Haben wir genauere Infos bekommen? ", fragte Franco, der den NEF durch die Straßen fuhr. ,,Nein, aber es scheint ernst zu sein. Alex und sein Team mussten auch ausrücken.", sagte Oli ,,Hoffen wir mal, dass das nur zur Vorsicht ist.", murmelte Franco und der Notarzt nickte nur. 

Die Fahrt zum Verteilerkreis war Jacky noch nie so lang vorgekommen. An sich brauchten sie höchstens fünf Minuten, doch noch nie war eine Fahrt so still verlaufen wie dieses mal. Karin und sie wussten beide, dass Philipp und Thomas kurz vor dem Unfall einen Einsatz bekommen hatten und die Wahrscheinlichkeit, dass die Jungs verunglückt waren war sehr hoch. Die Junge Sanitäterin seufzte und schaute aus dem Fenster. ,,Was, wenn es wirklich unsere Jungs sind, die verletzt sind?", fragte Jacky und schaute zu Karin. ,,Dann versorgen wir sie ganz normal.", meinte Karin und schaute Jacky aufmunternd an. Jacky nickte nur und schaute wieder aus dem Fenster.

Fast zeitgleich kamen die beiden Rettungsteams an der Unfallstelle an und schon am Kennzeichen erkannten sie,  dass es ein Rettungswagen von ihrer Wache war. Alex sprang gemeinsam mit Michelle als erstes aus dem NEF und die anderen folgten ihnen zum verunglückten Rettungswagen.  ,,Scheiße, dass sind Philipp und Thomas!", schrie Marion. ,,Okay, alle tief durchatmen. Oli kümmert ihr euch um Thomas. Wir kümmern uns dann um Philipp.", sagte Alex und schaute seine Kollegen an. Er wollte, dass sie ruhig blieben um ihre Arbeit ordentlich zu machen. Es schien zu wirken,  da sich alle beruhigten und machten sich an die Arbeit. 

Philipp öffnete die Augen und schaute direkt in die Augen von Alex. ,,Hey Philipp.", sagte dieser. ,,Alex , hey. Was ist passiert? Oh Gott Thomy." ,,Philipp, ganz ruhig. Oli kümmert sich um Thomas, es wird alles gut.", sagte Alex um ihn zu beruhigen.  ,,Ich will euch helfen.", sagte Philipp. ,,das geht nicht, du bist selber verletzt. Wir holen dich jetzt erstmal hier raus und dann schauen wir wie schwer du wirklich verletzt bist. Wie gesagt um Thomas wird sich gekümmert.", sagte Alex erneut.
Sie holten Philipp aus dem RTW und brachten ihn direkt in ihren Rtw.

,,Ach du heilige.... Franco wir brauchen hier dringend die Feuerwehr. Thomas hat ein Ast im Körper und der hängt noch am Baum. Das blutet scheiße doll, die müssen sich definitiv beeilen.", sagte Oli und schaute  seinen Kollegen dabei nur ganz kurz an ehe er seine Aufmerksamkeiten wieder auf Thomas richtete. Der Junge Sanitäter war noch immer Bewusstlos und immer mehr Blut lief aus seiner Wunde. Der Ast hatte das Herz  nur ganz knapp verfehlt und alle wussten, dass die kleinste Bewegung tödlich für  den jungen Sanitäter ausgehen konnte.  ,,Franco Versuch bitte schon mal ein Zugang zu legen und Flo Monitoring.", wies Oli routiniert an. Auch wenn er sich Sorgen machte musste er professionelle bleiben, denn nur so konnte er seine Arbeit erledigen.

,,Da ist die Feuerwehr endlich.", sagte Marion erleichtert,  als die Feuerwehr endlich angekommen war. Einsatzleiter Denno Schmitz kam sofort auf Oli zu. ,,hey, wie können wir helfen?", fragte Denno. ,,Der Ast da, der steckt in Thomas drin , ist allerdings auch noch am Baum. Ihr müsst den abschneiden und dürft ihn dabei am besten gar nicht bewegen. Bei der kleinsten Bewegung könnte der Ast das Herz treffen und ich hatte nicht vor Philipp erklären zu müssen, dass sein bester Freund mit 22 Gestorben ist, also macht euch an die Arbeit. ", sagte Oli. Denno nickte und wies seine Kollegen ein.

,,Okay,  wir fangen jetzt an. Flo denk daran den Ast gut festzuhalten.", sagte Denno. ,,Mache ich, beeilt euch einfach, Thomas verliert viel Blut.", sagte Flo.

,,Was ist denn jetzt mit Thomas?", Philipp wurde unruhig. Ihm ging es gut und er war sicher nicht mehr als eine Gehirnerschütterung zu haben,  aber er spürte, dass Thomas bei dem Unfall mehr passiert war. Er machte sich Vorwürfe.  Er hätte vorsichtiger fahren müssen, dann wäre das alles nicht passiert. ,,Philipp es ist nicht deine Schuld.", sagte Alex und lächelte. Verwirrt schaute Philipp den Notarzt an. Seid wann konnte er Gedanken lesen? ,,Ich kann keine Gedanke lesen, du hast due Vorwürfe laut gesagt.", meinte Alex grinsend. ,,oh ups.", murmelte Philipp. ,,Okay,  wir fahren jetzt in die Klinik.", sagte Alex. ,,Nein, ich muss bei Thomas bleiben, ich will wissen wie es ihm geht.",sagte Philipp. ,,Okay, Karin geh bitte ein mal rüber und frag was mit Thomas ist.", bat Alex und Karin verließ den RTW.

Nach einer langen Diskussion war Philipp nun in der Klinik am Südring in einem Patientenzimmer. Er hatte recht und zog sich lediglich eine Gehirnerschütterung und eine Rippenprellung zu. Thomas allerdings war nun schon länger im OP, damit der Ast entfernt werden konnte. Die Ärzte sagten, dass er außer Lebensgefahr sei sobald der Ast draußen war.
Philipp hatte Angst. Er hatte Angst, das seinem besten Freund noch mehr passieren würde. Außerdem machte er sich noch immer Vorwürfe.

Plötzlich öffnete sich die Tür und Linda und Leandra brachten Thomas rein. Charlotte folgte ihnen und lächelte zufrieden.

,,Thomy hey.",begrüßte Philipp seinem besten Freund.  Ein müdes:,,Hey." ,bekam er als Antwort. ,,Also gute Neuigkeiten. Wir konnten den Ast entfernen und und Wunde verschließen. Thomas bleibt jetzt noch eine Woche da und wenn dann alles gut verheilt kann er nachhause. Philipp du kannst in spätestens vier Tagen heim.", erklärte Charlotte.

Nach einem kurzen Gespräch verließ die junge Ärztin das Zimmer und ließ die Jungs allein. ,,Es tut mir so leid.", entschuldigte sich Philipp. ,,Du brauchst dich nicht zu entschuldigen , es ist okay. Wir sind Okay. Wir leben und das ist die Hauptsache. ", sagte Thomas und lächelte seinen besten Freund an. Auch Philipp begann zu lächeln. Es war als würde die ganze Last von ihm abfallen.

Philipp Und Thomas OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt