We can't save everyone

1.6K 45 3
                                    

Philipp merkte es,  er merkte es immer. Seinem besten Freund ging es nicht gut. Seid dem letzten Einsatz hatte er sich nicht mehr gemeldet und so langsam machte sich Philipp Sorgen. Thomas las die Nachrichten, aber antwortete nicht und wenn Philipp anrief war das Handy entweder aus oder Thomas drückte ihn weg. Draußen regnete es und es war dunkel geworden. Thomas hatte heute Nachtschicht und Philipp frei.
Es war schon spät geworden und eigentlich müsste Philipp ins Bett um am nächsten Tag für die Frühschicht fit zu sein, aber der Sanitäter hatte sich schon längst dazu entschieden zur Wache zu fahren und nach seinem besten Freund zu schauen.

Also schnappte er sich sein Handy und die Schlüssel, zog sich an und machte sich mit dem Auto auf den Weg zur Wache, als sein Handy klingelte. Zum Glück hatte Philipp eine Freisprechanlage im Auto. ,,Oli, was gibt's?", fragte Philipp sofort. ,,Kannst du vielleicht vorbei kommen? Thomas geht es nicht so gut.", meinte Oli. ,,Ich sitze schon im Auto, bin in fünf Minuten da.", sagte Philipp und legte auf.

Seufzend saß Thomas vor der Wache. Er lehnte an der Wand und hatte sich einfach nur auf den Boden gesetzt. Der Himmel war Wolkenlos und man konnte die Sterne gut sehen. Doch dafür hatte der junge Sanitäter keine Gedanken. Der letzte Einsatz hatte ihn mehr mitgenommen, als er zugeben wollte. 

Plötzlich ließ sich jemand neben ihn sinken. Thomas schaute kurz auf und schaute in das Gesicht seines besten Freundes. ,,Philipp, was machst du hier?", fragte der junge Sanitäter. ,,Dir muss doch wohl klar sein, dass ich merke, wenn es dir kacke geht, vor allem, wenn du mich total ignorierst.", sagte Philipp und lehnte sich ebenfalls an die Wand.

,,Was ist passiert?", fragte Philipp nach einer langen Zeit des Schweigens. Thomas schaute ihn an und sagte nichts, als Philipp ihn fragend ansah senkte der junge Sanitäter seinen Blick sofort wieder. ,,Thomas, es bringt nichts, wenn du die ganze Zeit schweigst und den Boden tot starrst. Ich merke, dass was passiert ist und das weißt du auch. Ich möchte dir helfen, aber das geht nur, wenn du mit mir redest.", meinte Philipp. ,,Ich weiß.", murmelte Thomas. ,,Gut, dann rede mit mir.", meinte Philipp und schaute seinen besten Freund an. ,,Naja, es war eigentlich nur ein kleinerer Verkehrsunfall gemeldet. Ein Auto, welches gegen ein Baum gefahren ist. Ein Mann saß am Steuer, er war stabil weswegen wir keine Verstärkung gebraucht haben. Naja, ich hab dann was gehört und da lag ein junges Mädchen. Sie  war Bewusstlos und wir haben sie viel zu spät bemerkt. Sie war total am bluten und atmete nicht. Wir haben versucht sie zu reanimieren, aber wir konnten sie nicht retten.", erklärte der jüngere und schaute seinen besten Freund frustriert an. ,,Klingt nach einem beschissenen Einsatz.", meinte Philipp. ,,Sehr beschissen, sie war noch so jung. Ich hab ihren Ausweis gefunden. Sie hieß Valerie und war erst 19.", meinte Thomas und schluchzte wieder.  ,,Wir können nicht alle retten und das weißt du auch.", sagte Philipp. ,,Ja, ich weiß, aber trotzdem, wenn sie mir früher aufgefallen wäre hätten wir sie vielleicht noch retten können.", sagte Thomas. ,,Ja, du sagst es.... vielleicht! Thomy nochmal, wir können nicht alle retten.. Du kannst nicht alle retten. Auch du bist nur ein Mensch.", sagte Philipp und zog seinen besten Freund kurzerhand in eine Umarmung. ,,Ich weiß nicht, warum ich so krass reagiere..", schluchzte Thomas. ,,Das ist normal. Gefühle machen uns menschlich. Du brauchst einfach diesen Moment der Trauer, wenn der vorbei ist kannst du auch wieder Gas geben. Wie schon gesagt, du bist auch nur ein Mensch und kannst nicht  zaubern. Manche Menschen können wir retten und manche nicht und es ist okay, dass dich dieser Einsatz so sehr mit nimmt. Nimm dir Zeit den Einsatz zu verarbeiten. Ich hab Flo eben schon gefragt ob er den Rest deiner Schicht übernimmt, du kommst jetzt erstmal mit zu mir und ruhst dich aus.", sagte Philipp und zog seinen besten Freund vom kalten Asphalt hoch.

Heute mal ein kürzerer Oneshot mit einer wichtigen Message an alle. Denkt daran, Gefühle sind menschlich und ihr müsst nicht immer alles (allein) schaffen können, denn wir sind alle auch "nur" Menschen. Ihr seid toll so, wie ihr seid!

Philipp Und Thomas OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt