16 - irgendein Highway

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Ich nahm mir eine Tasche und packte ein paar Sachen und Geld ein. Anschließend zog ich Peters Pulli und meine Schuhe an. Ich öffnete mein Fenster und blickte hinunter. Es waren gut drei Meter bis zum Boden. Ich stieg aufs Fensterbrett und schmiss meine Tasche runter. Dann sprang ich hinterher. Autsch. Ich war mit meinem Fuß umgeknickt doch ich rannte trotzdem los. Ich rannte meine Straße entlang und setzte mir die Kapuze auf, um nicht erkannt zu werden. Dann wartete ich an der Bushaltestelle auf den Bus und als er kam stieg ich ohne ein Wort ein. Nach zwei Stunden waren wir an der Endstation angekommen und ich stieg aus. Ich hatte keine Ahnung wo ich war, doch das war gut denn dann wussten es die anderen auch nicht. Mit der Zeit wurde es kalt, da es schon fast Abend war und ich kuschelte mich in den Pullover ein. Ich lief ahnungslos die Straßen entlang und jetzt gingen die Laternen an. Langsam bekam ich Hunger. Ich lief weiter auf der Suche nach einer Raststätte oder ähnlichem. Nach einer halben Ewigkeit, war es bereits dunkel und ich sah am Ende der Straße eine Tankstelle. Ich rannte los und eine Minute später war ich da. Drinnen schaute ich mich um und nahm eine Flasche Wasser und ein Sandwich mit. Ich ging zur Kasse und bezahlte. Mein Geld hatte gerade so gereicht und ich ging wieder raus. Da ich nun kein Geld mehr für eine Bleibe hatte, setzte ich mich auf eine Bank am Straßenrand und aß mein Sandwich.
Es war nicht das leckerste doch ich war wenigstens nicht mehr satt. Plötzlich bemerkte ich einen weißen Van an der anderen Straßenseite. Der Motor lief und ich konnte zwei Personen erkennen. Sie schauten mich an. Es wurde irgendwie unheimlich also ging ich los. Als ich mich nach einigen Minuten umdrehte, fuhr der Van hinter mir her. Ich lief schneller doch er folgte mir immer weiter. Ich fing an zu rennen doch er war nicht abzuhängen.
Nach 20 Minuten war ich völlig aus der Puste, also bog ich schnell in eine Gasse. Ich lehnte mich an die Backsteinmauer und atmete tief durch. Das war jedoch ein Fehler denn nun versperrte der Van den einzigen Ausweg der Gasse. Wenn doch nur Peter jetzt hier wäre. Ich überlegte was die Leute aus dem Van von mir wollen könnten als sich die Schiebetür öffnete. Die beiden Männer stiegen aus und kamen auf mich zu. Sie hatten Sturmmasken auf also konnte ich nicht ihre Gesichter erkennen. Ich lief immer weiter rückwärts bis ich an einen Zaun knallte. Ich konnte nicht mehr weiter doch die Männer kamen immer näher. „Was wollen sie?" schrie ich. Keine Antwort. Wäre ich doch bloß zuhause geblieben. Sie kamen immer näher und plötzlich standen sie vor mir. Ich schaute einem von ihnen in die Augen. Sie waren Pech schwarz. Während ich das tat stülpte mir jedoch der andere einen Sack über den Kopf und dann ging alles so schnell. Sie klebten meine Häme mit Tape zusammen sodass ich sie nicht mehr bewegen konnte. Der eine nahm mich über die Schulter und ich versuchte mich vergeblich zu wehren. Ich schrie doch mich hörte niemand. Der Mann schmiss mich unsanft in den Van und ich hörte wie die Tür zu schlug. Ich werde gerade entführt. Das wurde mir erst jetzt klar. Nach wenigen Minuten konnte ich wenigstens meine Hände aus dem Tape befreien und ich zog mir den Sack vom Kopf. Das Selbsthilfe Training mit Mom hatte doch mal etwas gebracht. Es war dunkel, da der Van hier hinten keine Fenster hatte. Es fiel bloß etwas Licht durch die Windschutzscheibe, vor welcher meine Entführer saßen. Ich wurde von ihnen durch ein Gitter abgetrennt, welches hinter ihren sitzen also vor meiner Nase angebracht war. Die beiden Männer redeten russisch. Ich Verstand also kein Wort, da ich Spanisch als 2. Fremdsprache belegte. Durch die Windschutzscheibe konnte ich eine unendlich lange Straße erkennen. Wir waren auf einem Highway irgendwo in Kalifornien, toll.
Ich durfte nun bloß keine Panik bekommen, was schwer war wenn man gerade von zwei Russen gekidnappt wird. Ich dachte wieder an Moms Worte und atmete tief ein und wieder aus. Diesmal half es jedoch nicht. Ich spürte schon seit vorhin etwas kosmisches in meinem Bauch. Es wie als ob etwas in ihm lebte, wobei schon die bloße Vorstellung Ekel erregend war. Es wurde jedoch mit der Zeit immer doller. Ich krümmte mich nun vor Schmerzen während wir immer weiter fuhren und die zwei Idioten immer noch nicht bemerkt hatten, dass ich mich befreit hatte. Plötzlich kam es mir einfach hoch. Ich dachte, dass ich mich übergeben muss, stattdessen musste ich schreien. Ich schrie alles heraus. Den ganzen Schmerz und die Trauer die ich seit langer Zeit in mir trug. Ich schrie so laut wie ich konnte und der Wagen hielt ruckartig an. Ich schrie weiter und etwas wie eine rote Druckwelle verbreite sich von meinem Standpunkt aus.
Sie haute alles um was sie traf. Die Pflanzen in der Umgebung des Vans vertrockneten sofort, als sie von der Welle getroffen wurden. Die Straßenschilder fielen einfach um und die beiden Russen waren regungslos. Ich konnte erst aufhören zu schreien, als alles raus war und ich keine Kraft mehr hatte. Ich musste mich an der Tür des Wagens festhalten, um aufzustehen. Mit einem kräftigen Ruck öffnete ich die Schiebetür. Ich trat heraus und musste mich weder festhalten um nicht umzufallen. Es war unglaublich kalt hier draußen. Langsam fand ich es unheimlich, dass sich die Männer noch nicht bewegt hatten, also öffnete ich die Beifahrertür. Ich beugte mich hinein und erschrak. Den beiden lief Blut aus jeder sichtbaren Öffnung. Der Nase, den Ohren und sogar den Augen. Was hatte ich getan? Was war das für ein Geschrei und was soll ich jetzt tun? Ich suchte die Taschen der Männer ab, um ein Handy zu finden. Ich fand eins und versuchte es anzuschalten, doch es ging nicht. Es war wie als ob die Welle auch jegliche Elektronik abgeschaltet hätte. Erst den Wagen und nun die Handys. Ich kletterte wieder aus dem Van und versuchte mich zu orientieren, doch ich konnte es nicht. Ich entschied mich, nach rechts zu gehen, in Richtung wo wir anscheinend hinfahren wollten. Die Straße hatte jedoch kein Ende. Ich wurde immer schwächer da ich vielleicht vor 10 Stunden zuletzt etwas gegessen hatte und die Straße einfach kein Ende hatte. Weit und breit nur die Straße, den daneben liegenden Sand und die grauen Wolken. Ich lief immer weiter auf der Suche nach Hilfe. Ich hatte jetzt komplett mein Zeitgefühl verloren, da ich bestimmt schon seit 16 Stunden auf dem Highway herum irrte. Ich brach auf einmal zusammen. Ich war müde und erschöpft. Ich wollte schlafen doch ich wusste, dass ich dann wahrscheinlich nie wieder aufwachen würde. Doch ich war so unfassbar müde. Ich musste einfach schlafen. Mit diesem Gedanken schloss ich meine Augen, lag nun mitten auf der Straße, komplett allein und hilflos und niemand wusste wo ich war.

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