26 - Sprosse für Sprosse

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-„𝐼𝑐ℎ 𝑤𝑒𝑖ß 𝑒𝑠 𝑛𝑖𝑐ℎ𝑡, 𝑎𝑏𝑒𝑟 𝑤𝑎𝑠 𝑖𝑐ℎ 𝑤𝑒𝑖ß 𝑖𝑠𝑡, 𝑑𝑎𝑠𝑠 𝑒𝑠 𝑛𝑖𝑐ℎ𝑡 𝑑𝑒𝑖𝑛𝑒 𝑆𝑐ℎ𝑢𝑙𝑑 𝑖𝑠𝑡"-

Wes versuchte mich zu trösten, doch es ging nicht. Ich weiß nicht was mit mir los war. Der Junge den ich liebte hatte mir gesagt, dass er mich liebt, doch es machte mich nicht glücklich, es machte mich eher sauer und traurig. Noch nie hatte ich so etwas gefühlt, wie vorhin im Flur. -„𝐼𝑐ℎ 𝑙𝑖𝑒𝑏𝑒 𝑑𝑖𝑐ℎ"-. Drei Worte, die mich wieder komplett an den Anfang gebracht hatten. Den Anfang, an welchem ich verzweifelt, gebrochen und krank war. Drei Worte die mich komplett von der Leiter gestoßen hatten. Die Leiter, welche ich mir Sprosse für Sprosse selbst aufgebaut hatte. Und er hatte mir sogar dabei geholfen. Doch jetzt hatte er alles zerstört. Als wäre es ihm komplett egal. Als wäre ICH ihm komplett egal. Ich lag auf dem Sofa und Wes brachte mir gelegentlich was zu Essen. Doch ich hatte keinen Hunger. „Du musst etwas Essen" sagte er, als er sah das ich nichts angerührt hatte. „Ich will aber nicht. Ich will am liebsten sterben Wes". Er schaute mich traurig an. „Sag sowas nicht, es wird auch wieder bessere Zeiten geben". Für ihn vielleicht, aber nicht für mich. Plötzlich klingelte mein Handy. Es war Dad.

„Ja?"

„Wieso bist du nicht in der Schule? Sie haben mich gerade angerufen und gesagt, dass du gestern auch schon nicht da warst"

„Dad mir geht es überhaupt
nicht gut, ich-"

„Ach hör doch auf, du gehst morgen in die Schule, Punkt"

„Aber Dad-"

Er legte einfach auf.
War das sein Ernst? Früher musste ich wegen Schnupfen zuhause bleiben und jetzt habe ich schon fast Selbstmord Gedanken und ihn interessiert es nicht. Super. Morgen also wieder in die Hölle. Tolle Idee. Den Rest des Tages lag ich nur auf dem Sofa und schlief. Nach dem Abendbrot ging ich dann hoch und setzte meinen Schlaf im Bett fort. Am nächsten Morgen wachte ich dank meinem Wecker auf. Was eine Überraschung. Ich machte mich fertig und wollte gerade aus dem Haus gehen, als Wes aus der Küche rief „Ich kann dich auch fahren". Diese Worte hatten meinen Morgen gerettet. „Wenn es keine Umstände macht, gerne" sagte ich also. Ich hätte echt keinen Nerv dafür übrig gehabt, mit Peter UND Liz im selben Bus zu fahren ohne sie erwürgen zu wollen. Wes holte seine Schlüssel und wir fuhren los. Als wir vor der Schule standen wollte ich am liebsten einfach im Auto bleiben doch Wes schaute mich mit so einem -Versuchs erst gar nicht- Blick an. Also bedankte ich mich und gerade als ich ausstieg sah ich Peter. Er stand mit Ned am Schultor, wo die beiden immer auf mich warteten, wenn wir nicht den gleichen Bus nahmen. „Die Tür?". Wes' Worte rissen mich aus dem Bann und ich bemerkte dass ich die Autotür noch nicht geschlossen hatte. „Oh ja sorry ich- Ähm bis später" stotterte ich hervor und schmiss sie zu. Als ich durchs Schultor lief kam Peter auf mich zu, doch ich lief schneller und beachtete ihn nicht. „Bleib doch stehen" rief er. Ich antwortete nicht, sondern lief einfach weiter. Und als hätte es nicht schlimmer kommen können, lief jetzt auch noch Liz an mir vorbei. Sie lächelte und winkte so dämlich. Mir platzte der Kragen und ich ballte meine Hand zur Faust zusammen, zeigte ihr aber schlussendlich nur den Mittelfinger. Sie rollte mit den Augen und ging weiter. Bitch. Ich konnte mich im Unterricht überhaupt nicht konzentrieren. Ich musste immer an seine Worte denken. -„Ich liebe dich"-. Das erste und auch letzte Mal hatte mir mein ex diese drei Worte gesagt. Er meinte es aber nicht so. War ich deswegen eher erschüttert darüber, dass Peter sie ausgesprochen hatte? Eigentlich müsste ich im Kreis hüpfen. Ich meine, ich liebte ihn ja auch. Nur konnte ich es ihm nicht sagen. Nicht mehr, weil er nur mein Nachbar war. Wir waren ja schon fast zusammen gewesen. Diesmal konnte ich es ihm nicht sagen, da ich nicht wusste ob er es ernst gemeint hatte. Die Klingel riss mich aus dem Gedanken und erst jetzt bemerkte ich, dass wir schon Mittagspause hatten. Nur freute ich mich als ich in der Cafeteria stand nicht mehr so. Ich konnte mich nicht zu Peter und Ned setzen, die meisten meiner Freunde waren zuhause oder auf Klassenfahrt und zu fast fremden Personen wollte ich mich auch nicht setzten. Also musste ich allein sitzen. Noch nie in meinem Leben musste ich allein an einem Tisch sitzen. Es war wie ich es mal gesagt hatte. Meistens merkt man erst, was man alles hat, wenn man es nicht mehr hat. Ich erwischte Peter, wie er mich anstarrte und schnell wegguckte, als ich zu ihm sah. Eigentlich war es unmöglich diesen Jungen zu hassen, doch ich hatte es geschafft. Ich hasste ihn nicht wirklich. Er hatte mich aber gebrochen wie es noch nie jemand getan hatte. Das hatte ihm nicht gerade einen plus Punkt verschafft. Die letzten beiden Stunden hatte ich mit ihm zusammen, was ich echt nicht toll fand. Ich brachte mein Tablett weg, ging zum Klassenraum und bemerkte, dass nur noch neben Peter ein Platz frei war. Ich drehte mich um, um die Klasse zu verlassen, als mir meine Lehrerin entgegen kam. „Wohin so eilig? Setz dich hin". Gott wie ich diese Frau hasste. Ich setzte mich also neben Peter und versuchte ihn zu ignorieren. Doch er schaute mich die ganze Zeit an. „Was willst du?" fragte ich genervt, ohne ihn anzuschauen. „Eine Antwort, warum bist du sauer auf mich?". Ich hatte Liz doch klar und deutlich erwähnt oder nicht? „Hab ich dir schon gesagt" meinte ich also. Er sagte nichts weiter. „Meintest du das Ernst?" fragte ich. „Was meinst du?". „Dass du mich liebst". Er zeigte auf die Tür und wir fragten beide ob wir auf die Toilette konnten. Draußen vor der Tür schaute er mich schon wieder so süß an, doch das machte nicht wieder gut, was er getan hatte. „Wieso sollte ich es nicht Ernst meinen?" fragte er. Ich sagte nichts, sondern ging wieder in den Klassenraum. Gerade als ich rein ging klingelte es und ich schnappte mir nur schnell meinen Rucksack und lief so schnell wie möglich aus der Schule.

In love with my bestfriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt