Harry, Vicca und die Liebe

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„Ärg." Harry hob den Kopf, als Vicca in ihr geteiltes Zimmer kam und sich einfach auf ihr Bett fallen ließ, das Gesicht nach unten. Wütend zischelnd wand sich Nautilus unter Vicca hervor und hinüber zu dem Wasserbecken, in dem Neptun sich platschend immer wieder von dem kleinen Vorsprung ins Wasser fallen ließ.

„Was ist denn mit dir passiert? So schlimm kann es doch gar nicht sein." Harry lag auf seinem eigenen Bett auf der anderen Seite des Zimmers.

„Arg." Vicca drehte sich auf den Rücken, schnappte sich ein Kissen und umschlang es mit beiden Armen. „Nachhilfe ist... immer noch schwierig und..."

„Hast du nicht gesagt, dass es besser wird, jetzt da auch Abraxas mithilft?" fiel Harry ihr ins Wort, drehte sich auf den Bauch und sah aus großen Augen zu Vicca hinüber. Die verdrehte die Augen und sah zur Zimmerdecke mit dem polierten Stein.

„Unterbrich mich nicht, dann erzähle ich es dir ja. Es wird besser ja, aber schlecht ist eben immer noch besser als absolute Katastrophe. Ich bin immer noch richtig schlecht. Nur eben nicht mehr ganz so katastrophal. Und um es noch schlimmer zu machen, schmollt Tom jetzt jede Stunde, während Abraxas mit mir arbeitet. Wie ein Dreijähriger. Und verdammt ablenkend. Aber Abraxas traut sich auch nicht Tom ganz rauszustellen und ich will nicht herausfinden, warum er Angst davor hat."

Vicca hob das Kissen vor ihr Gesicht und drückte einen Schrei hinein. „Okay. Jetzt ist besser. Aber dann kommen da noch die Lehrer obendrauf, die auf Fortschritte pressen. Das geht nicht nur mir auf die Nerven, sondern es sorgt auch dafür, dass Tom wirkt wie ein zum Zerreißen gespanntes Seil. Man muss nur zu laut atmen und er geht fast in die Luft. Nicht lustig. Wirklich nicht lustig."

„Wirklich? Jedes Mal, wenn er bei mir ist, wirkt er vollkommen ruhig und entspannt. Er ist dann immer, als würde er meditieren oder sowas. Als könne ihn nichts aus der Ruhe bringen. Ich glaube nicht, dass ich ihn jemals anders gesehen hätte. Immer nur vollkommen in sich ruhend."

Vicca hob das Kissen und sah Harry fragend an. „Hast du ein Glück. Es ist nämlich wirklich nicht schön ihn so zu erleben. Er macht mir ja normalerweise schon Angst, aber wenn er so sauer ist... am liebsten würde ich mich dann in Luft auflösen. Aber dazu kann ich nicht gut genug zaubern. Es würde ihn vermutlich sogar freuen, wenn ich das hinbekommen würde. Also mich in Luft aufzulösen. Dann würde ich wenigstens irgendwas hinbekommen."

„Du musst wirklich keine Angst vor ihm haben. Er tut dir nichts. Er ist so lieb." Vicca drehte sich um und starrte Harry an, der verträumt zum Fenster sah. Das Fenster hier unten war durchaus etwas seltsam. Es spendete etwas Licht, abhängig wie der Tag oben aussah, aber man sah das Innenleben des Sees, wenn man hinaussah. Vicca folgte Harrys Blick, aber sah nichts, was seine Aufmerksamkeit so fesselte.

„Wir reden hier aber schon von derselben Person, oder? Tom. Tom Vorlost Riddle? Wie kann der dir keine Angst machen?" Als Harry nicht reagierte, holte Vicca aus und warf das Kissen nach ihm. Nur traf sie nicht und das Kissen schlug mit einem leisen Geräusch gegen die steinerne Wand, bevor es auf dem Boden aufschlug.

Harry und Vicca starrten einen Moment auf das Kissen, dann brach Harry in Gelächter aus und rollte sich auf seinem Bett hin und her. „Drohe bitte niemals jemandem, dass du etwas nach ihnen werfen wirst. Denn bei deinen Zielkünsten lachen die sich eher zu Tode als alles andere."

„Oh, ha ha. Sehr lustig. Wirklich sehr lustig." grummelte Vicca, stand auf und sammelte ihr Kissen wieder ein. Erst als sie sich wieder auf ihrem Bett zurecht gekuschelt hatte, erhob sie wieder das Wort. „Du magst Tom, oder?"

„Ja." Harry lief rot an und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Er ist einfach... ich weiß nicht, wie ich es beschrieben soll. Anders als alle anderen? Ja, das ist es. Er schient einfach keine Erwartung zu haben. Er ist anders als alle erzählen und er kümmert sich um mich ohne etwas zu wollen. Es fühlt sich... einfach gut an. Ich will das du ihn magst."

„Da hat die Aussage nicht geholfen." murmelte Vicca leise.

„Aber warum denn nicht? Kannst du ihn nicht einfach mögen?" Harry sah Vicca aus großen Augen an. Die seufzte.

„Kleiner, ich muss ihn nicht mögen. DU musst ihn mögen, nicht ich. Solange du ihn magst, solange ist all das, was ich denke, egal. Wenn du ihn wirklich magst, dann ist das deine Entscheidung und nur deine allein. Wenn du ihn magst, dann solltest du das nicht davon abhängig machen, was ich denke."

„Meinst du, ich sollte es ihm sagen? Das ich ihn mag, meine ich? Nicht das er mich für komisch ansieht oder sowas. Ich will nicht, dass er mich als komisch ansieht."

Vicca seufzte erneut und schüttelte den Kopf. „Okay, hör zu. Wenn du ihn magst oder wenn du ihn liebst, dann ist das alles deine Entscheidung. Aber du musst damit leben, dass jemand anderes ihn dir wegnehmen könnte, wenn du ihm nicht sagst. Verbringe Zeit mit ihm, berühre ihn, rede mit ihm. Je nachdem, wie er sich verhält, kannst du sehen, ob er dich auch mag."

„Und wenn nicht?"

„Dann können wir beide daran nichts ändern. Aber du meintest ja, dass er Zeit mit dir verbringt ohne etwas dafür zu wollen oder daraus einen Vorteil ziehen zu können. Also würde ich sagen, er mag dich. Zumindest als Freund. Wie es mit Liebe aussieht, kann ich dir nicht sagen."

„Danke, Vicca." Harry sprang Vicca an und schlang seine Arme um sie, während sie beide rückwärts auf ihr Bett fielen. Vicca lachte und strich ihm durch die Haare. Er kuschelte sich an sie und genoss einfach nur die paar ruhigen Minuten, die sie hatten.

FatumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt