Harry schüttelte sich. Der Trank schmeckte widerlich, nach altem Fisch und irgendwie aber auch sehr süß und besonders dieser Kontrast machte es so ekelhaft. Vicca ging es nicht anders, auch ihr bereitete der Geschmack Ekel, doch sie schüttelte sich nicht. Diesmal hüllte ein Licht genau in der Farbe des Tranks sie ein und sie hatten das Gefühl sich um die Uhr, die noch immer zwischen ihnen lag, zu drehen.
Vicca griff nach Harry und schloss erneut die Augen. Noch immer hatte sie das Gefühl gedreht zu werden, bis sie mit einem Ruck scheinbar stehen blieben. Von Harry kam nur ein Wimmern und Hedwig schuhute aufgebracht. Vicca hörte auch ihre beide Schlangen beleidigt zischen, doch noch immer ließ sie die Augen geschlossen.
Immer noch schien sich alles um sie herum zu drehen und ihr war noch immer schlecht. Langsam ging es ihr besser und sie öffnete die Augen. Kaum waren sie einen Spalt offen, da riss sie überrascht auf. Sie waren nicht mehr auf dem Turm, da war sie sich ganz sicher. Sie saßen an einem Waldrand, doch da es noch immer ziemlich dunkel war, war sie sich nicht sicher, wo genau.
„Harry. Ich glaube, wir haben geradeden Vogel abgeschossen. Ich habe keine Ahnung, wo wir sind." Nun schlug auch Harry die Augen auf und sah sich um. „Wir sind am Rand des verbotenen Waldes. Wie sind wir hierher gekommen?"
„Eine gute Frage. Ich weiß es nicht. Sollen wir noch was probieren, oder einfach ins Bett gehen und versuchen das erst mal zu versuchen?" „Ich habe keine Lust auf noch einen Trank. Wer weiß, wo wir dann landen. Immerhin sind wir nun hier und nicht mehr da oben." Vicca nickte und stimmte Harry so zu.
„Lass uns schlafen gehen. Warte mal einen Moment, ich lege einen Verschleierungenszauber um uns." „Lass mich das machen, Vicca." „Mach. In dem Zustand kriege ich das sicher nicht hin. Der war vielleicht widerlich." Harry lachte. „Da sagst du was. Ich kenne ja widerliche Tränke, aber das überbietet alles."
Er zog seinen Zauberstab und sprach den Spruch, der ihr Aussehen verbergen sollte. Nichts passierte, doch Vicca und auch Harry hatten die Magie gespürt. An sich, hätten sie wider aussehen sollen wie zuvor, doch Vicca sah noch immer Harrys neue Gestalt vor sich und so wie der Jüngere reagierte schien es ihm genauso zu gehen.
„Wieso funktioniert das nicht?" fauchte Harry frustriert und versuchte es erneut, doch erneut veränderte sich nichts. „Harry. Vielleicht ist es wegen dem Trank. Vielleicht können wir unser Aussehen nicht mehr verschleiern. Manche Tränke verhindern bestimmte Sprüche." murmelte Vicca bedrückt und auch Harry wurde still.
Erst jetzt fiel ihnen auf, dass sie sich kopfüber in ein Abenteuer gestürzt hatten, dass ihnen gefährlich hätte werden können. Wenn Vicca sich auf ihr Gefühl verließ, würde es das noch werden, oder zumindest sehr unangenehm. Sie hatten keine Chance sich zu verschleiern, was hieß, sie mussten sich ihren Schulkameraden so stellen, wie sie nun aussahen.
Beiden war klar, dass das vermutlich zwei Reaktionen hervor rufen würde. Zum einen Häme, weil sie vor ihrem Aussehen flüchteten. Das sollte niemand wissen, auch wenn beide wussten, dass es der Wahrheit entsprach. Die zweite wäre Begehren, Verlangen und Neid. Das typische Verhalten, wenn jemand gutaussah.
Beide hatten vor zweiterem mehr Angst. Sie kannten es, verhasst und ausgelacht zu werden, doch begehrt zu werden, war für sie beide eher neu. An Harry hing zwar Ginny, aber die konnte er als Schwester ansehen und Vicca hatte so was immer abgeblockt und niemand hatte es ernsthaft versucht.
„Die nächsten Tage werden echt schlimm." meinte Harry und ließ den Kopf hängen. Vicca stimmte ihm wortlos zu und nahm ihn einfach in die Arme. „Wir schaffen das. Wir sind ja nicht alleine. Wir haben immer noch uns. Und wenn es zu schlimm wird, können wir immer noch einen weiteren Trank ausprobieren. Verlieren können wir eh nur unser Leben."
Harry verstand Vicca. Sie konnte das so sagen, als wären ihre Leben wertlos, weil sie es so sahen. Ihre Leben waren nichts wert. Harry wurde nur als Waffe gebraucht und so sahen ihn sie meisten auch an. Vicca hatte niemanden mehr und sie war sich sicher, dass niemand außer Harry merken würde, wenn sie sterben würde.
„Lass uns schlafen gehen. Morgen ist Unterricht und wenn man uns jetzt noch draußen erwischt, kriegen wir noch mehr Ärger als eh schon. Und der wird eh gewaltig sein, weil wir nach der Sperrstunde noch auf den Gängen sind." „Du musst dir da kaum Sorgen machen Dich wird man vergessen, wenn man mich erwischt."
„Ich bleibe bei dir, immer. Das weißt du doch. Ich habe es dir versprochen." Vicca schlang ihre Arme um Harry und der drückte sie leicht an sich, noch immer etwas unsicher mit Berührungen. Sie nahm es locker, kannte sie seine Befangenheit in dem Thema doch.
„Na, komm. Lass uns rein gehen und wenigstens versuchen nochmal zu schlafen." Vicca bückte sich und steckte das Kästchen, in dem sie die Fläschchen, die Becher, die Uhr und die Anleitung verbarg, in ihren Rücksack und setzte ihn auf. Harry tat es ihr gleich und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Schlossportal.
Vorsichtig schob Vicca das Tor auf und sie huschten in die dunkle Halle. Leise verschlossen sie das Tor wieder und schlichen los, immer darauf bedacht im Schatten der Säulen zu bleiben und dem Licht, dass durch die Fenster hinein fiel, auszuweichen.
„Wer seid ihr zwei denn?" Harry und Vicca wirbelten herum und sahen die Gestalt an, die lässig an der Wand lehnte.
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Fatum
FanfictionHarry und seine beste Freundin Vicca spielen Anfang seines sechsten Jahres das Spiel Fatum, dass sie in der Kammer des Schreckens gefunden haben. Mit der Gewissheit jederzeit zu sterben stürzen sie sich in das Spiel.