Harry tappte über den weichen Untergrund, der sich regelmäßig bewegte und ihn dabei schaukeln ließ. Doch er blieb auf seinen vier Pfoten und näherte sich seinem Ziel. Sein Ziel ahnte nichts von dem Angriff, den Harry plante, und Harry duckte sich noch tiefer, sodass er näher robbte. Sein Schwanz wedelte hin und her, als er sich zum Sprung fertig machte und sein Opfer ansprang.
Tom schnellte aus dem Schlaf hoch und schickte Harry rollend zu Boden, während er sich verwirrt umsah. Schließlich stellte er fest, dass er nicht angegriffen wurde. Sein Blick blieb an Harry hängen und er blinzelte den Schlaf aus seinen Augen. Harry setzte sich auf, schüttelte den Kopf und maunzte dann empört zu Tom auf dem Bett.
„Oh, du warst das Kleiner. Ich muss mich entschuldigen. Ich bin es immer noch nicht gewöhnt ein Haustier zu haben. Oh, du willst wieder aufs Bett." Tom lehnte sich zu ihm herunter, hob ihn hoch und setzte ihn auf seiner Brust ab, wo er ihm über den Rücken strich. Harry schloss genießend die Augen und schnurrte zufrieden.
„Weißt du, im Waisenhaus konnte ich nie ein Haustier haben. Nicht mal eine Eule, obwohl die doch so praktisch gewesen wäre. Und sie hätte weder Arbeit noch Müll gemacht, aber nein. Die hassten mich einfach nur. Es war nur verboten, weil ich es wollte. Die anderen Kinder hätten alle Haustiere haben können, die sie wollten. Aber ich? Nein. Ich nicht."
Harry mochte Toms verletzliche Stimme nicht, lehnte sich zu dessen Gesicht nach oben und leckte ihm über die Wange. Tom lachte und schloss die Arme um ihn. „Jetzt habe ich dich und niemand wird dich mir wegnehmen. Die alten Schachteln würden lernen, was ein Teufelskind so anstellen kann, wenn es nur will. Ein Cruzio und sie würden nach Gnade vom Teufel wimmern, weil ihr Gott ihnen keine zeigen würde."
Nicht begeistert von Toms Ansichten, aber bewegt bei der Einsamkeit in seinen Augen, rieb Harry sein Köpfchen an Toms Wange. Tom lachte und kraulte ihn hinter den Ohren. Das Gefühl versetzte Harry immer in einen warmen, wohligen Zustand, bei dem er sich fühlte, als würde seine Knochen nicht existieren. Beinahe, als würde er jeden Moment zu einer Pfütze zerlaufen.
„Ich muss aufstehen, Kleiner. Nicht jeder hat das Glück, den gesamten Tag im Bett verbringen zu können. Es muss schon schön sein, als Tier zu leben. Aber dann... nein, ich glaube das wäre nichts für mich. Dann wäre ich von Menschen abhängig. Und Menschen sind grausam. Und meistens solche unintelligente Idioten, dass ich den meisten nicht zutraue, sich ordentlich um ein Tier zu kümmern."
Tom setzte Harry auf dem Bett ab, strich ihm noch mal über das Köpfchen und mit einem Winken seines Zauberstabes machte sich das Bett von selbst. Während Tom im Bad verschwunden war, machte Harry es sich auf dessen weicher Decke gemütlich und döste vor sich hin. Die leisen Geräusche, die Tom machte, als er wieder ins Zimmer kam, störten Harry dabei nicht und er schlummerte weiter, bis jemand an die Tür hämmerte.
Erschrocken hüpfte Harry in die Luft und fauchte die Tür an. Tom starrte sie ebenfalls an, als habe sie ihn beleidigt. „Tom! Tom! Du musst sofort kommen!" Die Stimme eines Mädchens kam durch die Tür, etwas atemlos und hektisch.
Tom schüttelte den Kopf, sah in den Spiegel und richtete seine Krawatte, ehe er sein Vertrauensschülerabzeichen richtet. „Ich hasse den Namen, weißt du? Er ist so gewöhnlich und vor allem so Muggel. Nicht mal Vorlost klingt nach Magie und Macht. Irgendwann werde ich meinen Namen ändern. Aber hier in der Schule kann ich das nicht machen, die würden mich alle für übergeschnappt halten. Eines Tages." Tom kraulte Harry und setzte ihn dann auf den Boden, seine Stimme verträumt.
Erst dann ging er mit strengen Schritten zur Tür, öffnete diese und sah das Mädchen an. Harry, der an seinen Fersen klebte, sah nach oben und glaubte die Blonde als eine Sechstklässlerin zu erkennen, aber da war er sich nicht sicher. Eigentlich war es ihm auch egal.
„Was gibt es, Angelina?"
„Tom. Danke. Es gibt einen Kampf im Gemeinschaftsraum. Penita und Walpurga sind irgendwie in einen Kampf geraten, der körperlich geworden ist. Es ist richtig schlimm." Tom hob eine Hand und rieb kleine Kreise auf seinen Schläfen, folgte der Blonden aber mit schnellen Schritten. Harry musste sich beeilen, um mit ihnen Schritt zu halten.
Noch bevor sie den Gemeinschaftsraum betraten, konnten sie die schrillen, keifenden Stimmen hören, auch wenn man über die anderen Geräusche nicht verstand, was geschrien wurde. Tom riss die Tür auf und der Lärm schlug ihm entgegen. Seine Augenbrauen zuckten gereizt und seine Augen flammten für einem Moment rot auf.
„WAS IST DEN HIER LOS?!" Seine Stimme, unterlegt von seiner mächtigen Magie, drang in jede Ecke des Raumes und sofort verstummten alle. Es war, als hätte man einen Schalter umgelegt. Jeder im Raum, absolut jeder, sah zu Tom. Die meisten wendeten schnell ihren Blick zu Boden und ließen die Köpfe hängen. Penita und Walpurga aber starrten Tom weiter an, wie Hasen eine Schlange.
Die beiden jungen Frauen wirkten wie eine groteske Statue, wie sie erstarrt dastanden. Walpurgas lange, dunkel manikürten Nägel waren in Penitas verstrubbelten Harren vergraben und sie riss deren Kopf daran nach hinten, während Penita einen Arm um Walpurgas Hals geschlungen hatte und versuchte, sie damit zu Boden zu ringen. Ihre Uniformen waren unordentlich, einige Knöpfe fehlten sogar und sie sahen aus, als hätten sie sich geprügelt. Was allem Anschein nach ja der Fall war.
„Ich habe es erst vor wenigen Tagen noch einmal klargestellt! Ihr seid Slytherins! Ihr seid die Elite der magischen Welt! Die Zukunft gehört euch! Eure Familien zählen darauf, dass ihr sie repräsentiert! Und was macht ihr?! Ihr prügelt euch wie räudige Straßenhunde um einen abgenagten Knochen! Würdet ihr euren Eltern so unter die Augen treten?! Ihr nennt euch Elite und seht so aus! Ihr nennt euch Vorbilder und höherstehend als die Schlammblüter und dann sowas! Ihr zwei seid eine Schande! Für eure Familien, für eure Häuser, für das Haus Slytherin!"
Tom schritt in den Raum, auf die beiden zu, und alle wichen vor ihm zurück. Harry lief neben ihm her und er wünschte sich, dass Tom einen bauschenden Umhang tragen würde, der den majestätischen Effekt noch verstärken würde.
„Geht mir aus den Augen! Und sorgt dafür, dass ich euch in nächster Zeit nicht sehen! Eine solche Schande sollte von niemandem gesehen werden. Ich entziehe euch alle Privilegien und sie erhaltet ihr erst wieder, wenn ihr bewiesen habt, dass ihr wahre Slytherins seid." Tom ließ sich in einen Sessel sinken und scheuchte die beiden Mädchen weg, die sich eiligst entfernten.
Harry sprang Tom in den Schoss und thronte dort, während er einen Blick durch den Raum streifen ließ. Vicca blinkte ihm von Abraxas Schoss aus zu, legte den Kopf dann auf ihre Pfoten und schloss die Augen. Harry aber war wach und stupste Toms Hand an, bis dieser ihn streichelte. So konnte er Zeit verbringen.
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Fatum
FanfictionHarry und seine beste Freundin Vicca spielen Anfang seines sechsten Jahres das Spiel Fatum, dass sie in der Kammer des Schreckens gefunden haben. Mit der Gewissheit jederzeit zu sterben stürzen sie sich in das Spiel.